Schwimmen mit dem Strom

Wie man bei einem Flussbad weder sich selbst noch das Ökosystem gefährdet.

Fluss
Bild: Istock.com/Streetflash.

Unterwegs an einem heißen Sommertag: Es glitzert blau durch die Bäume am Straßenrand. Ein Fluss schlängelt sich verlockend durch die Landschaft, ein Zugang zum kühlen Nass ist mit ein wenig Glück schnell gefunden. Wo darf man überhaupt baden, wie badet man sicher und was gilt es zu beachten, um das ökologische Gleichgewicht des Fließgewässers nicht zu stören?

In welchen Flüssen geschwommen werden darf

Grundsätzlich sind Flüsse – es sei denn, sie sind in Privatbesitz oder mit einem Badeverbot belegt – frei zugänglich. Will man beim Flussbaden auf Nummer sicher gehen, nützt man ausgewiesene Badezonen.

Um sensible Tier- und Pflanzenarten nicht zu stören, sollte man sich auch dort, wo Baden erlaubt ist, umsichtig verhalten. Denn nicht zuletzt Achtlosigkeit von Flussbadenden oder SpaziergängerInnen kann für Tiere wie den Flussuferläufer, der an vielen Kiesinseln brütet, attraktive Lebensräume unbrauchbar machen, weiß Gerhard Egger, Leiter der Gewässerschutzabteilung des WWF Österreich. Schotterbänke und Kiesinseln sollten daher während der Brutzeiten eher gemieden werden. Die besonders heikle Zeit ist dieses Jahr schon fast geschafft, sie läuft für Brutvögel von April bis Juli.

Wie wichtig es ist, sich an die Regeln zum Schutz der Lebensräume zu halten, zeigt eine im Mai veröffentlichte Studie von WWF und Birdlife zum Flussuferläufer: Ein Drittel bis die Hälfte der für ihn geeigneten Lebensräume am Inn ist schon jetzt aufgrund von Störfaktoren unbrauchbar. Um weiteren Verlust des knappen Lebensraums vieler Arten zu stoppen, gilt in den meisten Naturschutzgebieten ein Betretungsverbot abseits der Wege, in Gewässerschutzgebieten sind an den Flüssen oft explizite Badeverbote ausgewiesen.

Natur pur

Wie überall gilt auch beim Besuch am Fluss: Nichts gehört in die Natur, was nicht schon zuvor da war. Das gilt nicht nur für Plastikverpackungen und Glasflaschen, sondern auch für Zigarettenstummel und Hygieneprodukte. Aber auch über Körperpflegeprodukte können Stoffe in den Fluss gelangen, die dort eigentlich besser nicht wären. Sonnencremes stehen laut Egger im Verdacht, sensible Wasserlebewesen zu schädigen. Man kann durch den Griff zu Naturkosmetikprodukten zumindest darauf verzichten, den Fluss mit Mikroplastik aus der Creme zu kontaminieren; wer auch auf mechanischen Sonnenschutz zurückgreift – also etwa Hut oder Kleidung –, tut seiner Haut und der Umwelt einen weiteren Gefallen.

Flussuferläufer
Flussuferläufer brüten oftmals auf Kiesinseln in Flüssen und reagieren sensibel auf Verän-derungen im Ökosystem. Bild: Anton Vorauer.

Flüsse sind keine Freibäder

Aber nicht nur Flora und Fauna kann durch Wildbaden geschädigt werden, die fließenden Gewässer können auch für Menschen zur Gefahr werden. Die Strömung in Fließgewässern, die teilweise von außen nicht erkennbar ist, ist nicht zu unterschätzen und die eigenen Schwimmfähigkeiten werden von Laien leider allzu oft überschätzt. Manchmal reicht es, kniehoch im Wasser zu stehen, um durch die Strömung außer Balance zu kommen. Vor allem mit Kindern sollten daher eher strömungsarme Bereiche aufgesucht werden.

Das Springen in Flüsse ist riskant, die Wassertiefe kann kleinräumig stark variieren – und von außen ist sie meist schwer abschätzbar. Und die Temperaturen können so manchen Kreislauf überfordern, selbst im Sommer können die Wassertemperaturen von Flüssen mehr als nur erfrischend sein. Ebenso sollte nach Kläranlagen und Unterbrechungen in den Gewässern Ausschau gehalten werden.

Es gibt viele Möglichkeiten, fließendes Gewässer in Form von geführten Touren zu entdecken und auch den Blick für besonders schützenswerte Bereiche zu schulen. »Es ist super, dass die Menschen zu den Flüssen gehen. Es sind attraktive Lebensräume, man lernt etwas, wenn man am Fluss unterwegs ist«, betont Gerhard Egger. »Ich möchte eine große Empfehlung aussprechen, das auch zu tun und zu nutzen.«

BIORAMA #73

Dieser Artikel ist im BIORAMA #73 erschienen

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