10+ sinnvolle Dinge, die du bei Ausgangssperre (endlich) tun kannst.

So lassen sich Quarantäne, Ausgangssperre und die schul-, vorlesungs- und partyfreie Zeit sinnvoll nutzen.

Die Möglichkeit einer Insel besteht nicht wirklich. Aber wer zu Hause bleiben muss, kann z.B. zu Büchern greifen, die er oder sie längst lesen wollte. (Foto: Thomas Weber)

So lassen sich Quarantäne, Ausgangssperre und die schul-, vorlesungs- und partyfreie Zeit sinnvoll nutzen.

Die Veranstaltung XYZ ist abgesagt. Manche/r muss auch in Quarantäne bleiben – um gesund zu werden oder als mögliche/r COVID19-Überträger/in niemand anderen zu gefährden. Vielerorts fällt der Schulunterricht aus. Was also tun mit ungewohnt viel Freizeit, die durch den fehlenden Weg an den Arbeitsplatz, zur Uni oder zur Schule plötzlich zur Verfügung steht? BIORAMA hat einige Tipps zusammengestellt – und behält sich vor, die folgende Liste zu erweitern, falls von LeserInnen gute Vorschläge beigesteuert werden.

1. Lass dich auf neue Musik ein (oder versuche ein altes Album wieder zu entdecken).

Es gibt so viel neue Musik wie nie zuvor. Wie oft wird bejammert, dass schlicht die Zeit fehle, sich darauf einzulassen. Nun ist sie da! The Gap empfiehlt aktuell etwa neue Alben von Lou Asril oder Kreiml und Samurai. Auf Radio FM4 war gerade erst Oehl „Act des Monats“. Von Mavie Phoenix hast du vielleicht schon gehört. Auch von Veteranen wie Die Sterne gäbe es gerade hörenswerte neue Songs. Lokale Acts zu unterstützen, ist nie verkehrt. Kulturtreibende und viele Kunstschaffende leben von der Hand in den Mund. Sie treffen die Absagen von Konzerten, Tourneen und anderer Kulturveranstaltungen existenziell. Neue Musik zu hören ginge da fast als Akt der Solidarität durch. Walter Gröbchen hat eine sehr schöne Spotify-Playlist mit Songs zusammengestellt, deren InterpretInnen es sich gerade zu entdecken lohnt. Deren Alben du bei Gefallen vielleicht sogar auf Vinyl kaufen, deren Konzerte du in Zukunft dann besuchen könntest. Entdecke die neue Langsamkeit und beispielsweise die Musik von Agnes Obel – oder lass dich auf einen Klassiker aus deiner alten CD- oder Schallplattensammlung ein.

2. Lies ein gutes Buch (oder deinen Kinder eines vor …).

Keine Partys, keine Konzerte, keine Familienfeiern, da spricht klarerweise nichts gegen den einen oder anderen Abend an der Playstation. Und auch lang vor dir hergeschobene Serien (wie »Chernobyl«) könntest du jetzt angehen. Du könntest natürlich auch dein Bücherregal abstauben – oder jemanden in der Buchhandlung deines Vertrauens für Hamsterkäufe vorbeischicken. Neuen Lesestoff gibt es Ende nie. »Wer braucht Superhelden« stellt etwa die Philosophin Lisz Hirn als Frage ohne Fragezeichen in den Raum – und erklärt, was es braucht, um die Welt zu retten.

Das Buch »Das leise Sterben« des Mediziners und Biologen Martin Grassberger (erschienen in der Reihe »Leben auf Sicht« des Residenz Verlags) wurde gerade als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet. Der Meteorologe Marcus Wadsak widmet sich in seinem neuen Buch den Fakten gegen Fake & Fiktion in Sachen Klimawandel. Radio Ö1 empfiehlt aktuell Nava Ebrahimis Roman »Das Paradies meines Nachbarn«, SWR2 und Deutschlandfunk »Power« von Verena Güntner.

Wenn du es wagen solltest, dich mal wieder auf Gedichte einzulassen und dabei von zu Hause aus Europa erkunden möchtest: Mit dem Band »Grand Tour« entführen dich Jan Wagner und Federico Italiano auf Reisen durch die junge Lyrik Europas.
Und Kindern ein gutes Buch vorzulesen, ist sowieso nie verkehrt. Die abgesagte Leipziger Buchmesse feiert alle gemeinsam mit der Stiftung Lesen ausgezeichneten Lesekompass-Kinderbücher spontan in YouTube-Videos von KIKA-Moderator Tim Gailus. Und ja, selbst traurige Themen wie den Tod gibt es sehr gut für Kinder aufbereitet.

3. Geh ins Museum (auf einen virtuellen Rundgang)

Ja, viele Museen haben geschlossen, weitere werden für absehbare Zeit dicht machen. Und das ist gut so. Manche Objekte bleiben über Google’s Arts & Cultures Collection allerdings für virtuelle Rundgänge verfügbar. Die Plattform Travel + Leisure hat eine Sammlung von 12 Museen zusammengestellt, die du auf diesem Weg von der Couch aus besuchen kannst.

In dieser Liste nicht enthalten, aber auch sehr empfehlenswert ist die virtuelle Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, der Staatlichen Museen in Berlin, der Kunsthalle Bremen, des Kunsthistorischen Museums in Wien, des Kunsthaus Zürich, von Albertina, Belvedere und MAK in Wien, des Münchner Lenbachhaus, des Städel Museums usw. usf.. Alle weltweiten mit Google kooperierende Museen und Kunsthallen findest du hier aufgelistet.

4. Koch selbst (und iss endlich auch wochentags vernünftig).

Während der Woche fehlt vielen die Zeit, selbst und ordentlich zu kochen. Die Zeit, die sonst für den Weg in die Arbeit, zur Uni oder zur Schule draufgeht, könntest du jetzt hingebungsvoll in der Küche verbringen. Ungenützte Kochbücher stehen in fast jedem Haushalt herum.

Falls du wirklich Tipps brauchst: die vier Bände der Jahreszeiten-Kochschule von Katharina Seiser bieten immer Inspiration. Aktuell bieten sich die Bände für den Winter bzw. für den Frühling an. Die Autorin selbst empfiehlt in den Kommentaren auf der BIORAMA-Facebook-Page übrigens, »all die Kochbücher zuhause genussvoll zu durchforsten und mit Pickzetterln zu spicken – und dann mal das eine oder andere Neue zu probieren. Schmorgerichte zum Beispiel, denn die brauchen Zeit. Und vor allem: mit dem Brotbacken anfangen! Das geht ehrlicherweise nur, wenn man zuhause ist, daher ideal!«. Dafür legt Katharina Seiser die Brotbackbücher von Lutz Geißler nahe.

Das Forum Umweltbildung hätte mit »Von wilden Kräutern und beerigen Zeiten« gerade erst ein klimafreundliches Koch- und Lesebuch herausgegeben. Und falls du draufkommst, dass es deiner Küche an essenzieller Ausstattung mangelt, findest du hier Infos, was es alles in einer Küche braucht (und auf welchen Schnickschnack zu verzichten kannst).

5. Lege Vorräte an.

Nein, das ist keine Ermunterung zum Preppen. Aber sinnvolle Vorratshaltung hat noch niemandem geschadet. Und auch im Winter oder im beginnenden Frühling gibt es Gemüse, das gerade Saison hat, in Hülle und Fülle günstig vorhanden ist – und das sich deshalb zum Selbermachen von Konserven eignet. In Honig fermentierter Knoblauch etwa ist wirklich köstlich – und eignet sich auch als Geschenk, z.B. fürs Osternest.

6. Plane die Garten-Saison (oder mach dein Fensterbrett zum Gemüsebeet).

The time is now. Das meiste Gemüse wird von März bis Juni ausgesät. Achte beim Einkaufen von Saatgut darauf, dass es samenfest ist. Das Fensterbrett wird dabei zum Gewächshaus. Und wenn du keinen Garten oder Balkon zur Verfügung hast, kannst du manche Sorten hier auch bis zur Ernte bringen. Wie auf kleinstem Raum das ganze Jahr Gemüse, Kräuter, Salate und Obst wachsen erklärt beispielsweise Birgit Lahners Buch »Bio-Gärtnern am Fensterbrett«.

7. Bring dein Fahrrad in Schuss.

Die Quarantäne geht irgendwann zu Ende, das Wetter wird merkbar beständiger. Höchste Zeit, dein Fahrrad in Schuss zu bringen. Was dabei zu beachten ist, erklärt auf YouTube z.B. der Bike Repair Shop Lotter sehr anschaulich und sympathisch. Und wenn das Fahrrad bereits fit ist, inspirieren dich vielleicht andere Repair-Videos, dich zu Hause ganz der Reparaturkultur zu widmen.

8. Lass der Muse freien Lauf.

Wann, wenn nicht jetzt wäre die Zeit zum Zeichnen, Malen, Formen oder Musizieren. Pack die Gitarre aus. Schau, ob du die alte Blockflöte noch irgendwo findest. Setz dich in der Garage ans Schlagzeug oder an den alten Synthesizer.

9. Lösche Handy-Fotos (und mach Frühjahrsputz am Handy und in der Cloud).

Wieviele Fotos hast du am Handy? Mit hoher Wahrscheinlichkeit unüberschaubar viele. Und wahrscheinlich hast du dir schon öfter gedacht, dass du das irgendwann in Ordnung bringen solltest. Nutz die Gelegenheit, es jetzt zu tun. Das schafft Speicherplatz auf deinem Gerät.
Sinnvoll ist es auch, sich einen Überblick über die eigenen in der Cloud gespeicherten Daten zu machen, rät Yasmin Vihaus, die für BIORAMA zuletzt einen Artikel über die ökologischen Kosten unseres digitalen Lebensstils recherchiert hat: »Brauche ich wirklich dauerhaft 1.452 Fotos vom Urlaub in Griechenland vor 5 Jahren oder reichen mir vielleicht auch die 30 schönsten Erinnerungen?«.

10. Probier neue Podcasts durch.

Informier dich, aber lass dich nicht von Boulevardmedien in den Wahnsinn treiben. Eine immer fundiertere Quelle für sachliche Information bieten Podcasts. Profund erklärt etwa Christian Drosten, Chef-Virologe der Berliner Charité, in einem täglichen Podcast-Gespräch mit NDR Info, was es in Sachen #COVID19 und Coronavirus Neues gibt.
Du könntest natürlich auch das Gespräch anhören, in dem sich Andreas Sator erklären lässt, was Bio ist. Oder eine der vielen anderen empfehlenswerten Folgen aus Sators »Erklär mir die Welt«-Reihe.

11. Wiederhole Schulstoff mit deinen Kindern.

Bleibt dir und dem Nachwuchs ohnehin nicht erspart. Also macht euch gleich daran und wiederholt, was bisher in der Schule durchgenommen wurde – und seht euch an, was der Lehrplan und die Schulbücher für die nächsten Wochen und Monate sonst noch so vorsehen. Fest steht: An diese Zeit wirst nicht nur du dich immer erinnern. Wahrscheinlich werden deine Kinder noch ihren Enkeln davon erzählen als einmal länger die Schule geschlossen war …

12. Pass auf kleine Kinder auf.

Nicht nur als volljährige/r SchülerIn oder StudentIn mit ungewohnt viel Freizeit könntest du dich an der Nachbarschafts-Challenge von Fridays for Future beteiligen. Die Bewegung ruft dazu auf, Flugzettel im eigenen Gebäude zu verteilen und darauf Hilfe anzubieten – etwa bei der Beaufsichtigung von Minderjährigen, deren Eltern weiterhin arbeiten müssen, oder um Einkäufe für Ältere zu erledigen, die besonders dazu angehalten sind, zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte zu meiden. Sinnvollerweise solltest du dich im Sinne des »Social Distancing« wohl für eines davon entscheiden – entweder Ältere versorgen oder mit Kindern Zeit verbringen.Der Hashtag #Nachbarschaftschallenge fasst die Initiative im deutschsprachigen Raum zusammen. Vom Optimismus von Fridays for Future kann man sich übrigens durchaus anstecken lassen: »Wir sehen jetzt, dass die Politik sehr wohl in der Lage ist, etwas zu verändern, wenn sie das nur will. Der politische Wille, auf den Rat von ExpertInnen zu hören und vorausschauende, radikale Maßnahmen zu treffen, ist da. Natürlich fordern wir das auch in Anbetracht der Klimakrise. Momentan wollen wir zusätzlich unseren Beitrag zur Eindämmung der Coronakrise leisten«, meint etwa der 16-jährige Grazer Florian Waltl.

13. Erledige lange Aufgeschobenes.

Hast du endlich deinen Steuerausgleich gemacht? Sollte nicht nach Ostern eine Uni-Arbeit fertig sein? Hast du nicht überlegt, ein Fernstudium zu belegen? Wolltest du nicht ein Testament machen? Endlich mit dem Rauchen aufhören? Oder längst mal wieder ein Back-up? Dich am Online-Summit der Pioneers of Change anmelden und inspirieren lassen? Oder BIORAMA abonnieren?

… und falls du doch raus musst: Fahr mit dem Rad

Gesund, stärkt das Immunsystem, du verursachst keinen Stau und du drängst dich nicht mit anderen Menschen auf engstem Raum. »Gerade die Lungenfunktion profitiert besonders vom rhythmischen, zyklischen Charakter des Radfahrens und der generellen Stärkung des Immunsystems durch Bewegung an der frischen Luft«, bestätigt Alec Hager, Kampagnenkoordinator von »Österreich radelt« .

Die Empfehlungen werden laufend aktualisiert.

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