Ein Knall. Und aus.

Der Kugelschuss auf der Weide gilt als die schonendste, stressfreiste Art, Rinder zu töten.

Bild: Christina Czybik.

Nur Rinder, die ganzjährig im Freien gehalten werden, dürfen – nach entsprechender Genehmigung durch die Behörde – mit dem Kugelgewehr erlegt werden. Diese Form der Schlachtung ist teurer als der übliche Transport zum Schlachthof. Die Mehrkosten für den Kugelschuss belaufen sich auf rund einen Euro pro Kilo verkaufsfähigem Fleisch. Verursacht werden sie vor allem durch Personalkosten – es muss zum Beispiel bei der Tötung ein Tierarzt oder eine Tierärztin anwesend sein.

Stressarmer Weideschuss?

»Nach allem, was wir wissen, ist diese Tötungsmethode die für die Tiere stressärmste und am wenigsten leidvolle«, meint Diana von Webel von der Albert Schweitzer Stiftung über den Kugelschuss auf der Weide – und relativiert ihre Aussage gleich ein wenig: »Vom ›Einschläfern mal abgesehen, was natürlich nicht bei Tieren angewendet werden kann, die zum Verzehr getötet werden.« Eigentlich hat sich die in Berlin ansässige Stiftung nämlich ganz der Abschaffung der Nutztierhaltung verschrieben. Gemäß Leitbild fördert man – als »ethisch beste Lösung« – eine komplett vegane Ernährungsweise: »Ihre umfassende Verbreitung ist ein langwieriger Prozess, der Zwischenschritte erfordert.« Der Weideschuss wird also als Zwischenschritt akzeptiert, im Sinne von: Wenn überhaupt töten, um zu essen, dann bitte so.

Nachdem der Weideschuss seit 2021 EU-weit geregelt ist, erscheint das Ziel von Vereinen wie Provieh zumindest einen Deut weniger utopisch. Getragen von der Berliner Stiftung Haus der Demokratie setzt sich Provieh dafür ein, »dass der Weideschuss und hofnahe Schlachtungen in der ökologischen Tierhaltung ausgebaut werden«, erklärt Anne Hamester, Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft mit Schwerpunkt Rind. »Aktuell ist es für uns ein Problem, dass in den Biorichtlinien keine bzw. kaum gesonderte Anforderungen für Transport und Schlachtung gelten.«

BIORAMA #78

Dieser Artikel ist im BIORAMA #78 erschienen

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