#sommer, die schönste zeit im jahr?

Die US-Klimabehörde hat Mitte Juli neue Zahlen vorgelegt, wonach das erste Halbjahr 2010 das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren war. Ist der sommerlichste Sommer seit Menschengedenken nun also der endgültige Beweis dafür, dass wir uns längst in einer Klimakatastrophe befinden, die uns immer mehr ins Schwitzen bringen wird? Hört man den Menschen in den schattigen Gastgärten zu, merkt man schnell, dass darüber zwar viel diskutiert wird, aber gemessen daran, dass jeder seine eigene Meinung zum Thema hat, erfährt man außer den bekannten Spekulationen wenig Neues.

Das ist auch nicht weiter verwunderlich, bewegen sich doch die Klimaforscher selbst auf reichlich schwankendem Boden: Für eine „globale Erwärmung“, wie sie der voraussichtlich heißeste Juli der Statistik suggeriert, gibt es noch andere Ursachen, beispielsweise die Sonnenaktivität, hochreichende Vulkanausbrüche und interne Schwankungen im klimatischen System, die den Temperaturtrend modifizieren und zeitweise überdecken können. Klima-Experten weisen in dieser Diskussion ums Barometer beharrlich darauf hin, dass 1998, also bereits vor zwölf Jahren, das bisher wärmste Jahr der Aufzeichnungsgschichte war.

Die Politik interessiert sich ohnehin nur für den kurzfristigen Erfolg – der Klimaschutz aber braucht einen langen Atem. Selbst wenn wir heute aufhören würden, CO2 auszustoßen, würden die Temperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens 1 Grad steigen. Wenn die Temperaturen aber, wie erwartet wird, um drei Grad steigen, hätten wir hier Werte wie heute in Norditalien. Das würde unsere Bauern freuen, die dann vielleicht sogar zwei Ernten pro Jahr einfahren könnten, vorausgesetzt natürlich, sie hätten zuvor genügend Regenwasser für die trockenen Sommer gesammelt. Das sollte aber in Mitteleuropa kein größeres Problem darstellen, da ja auch die Niederschläge im Winter zunehmen. Und die Horrorszenarien vom Anstieg des Meeresspiegels um 70 Meter – wenn alles Eis abschmelzen würde – werden wohl in diesem Jahrhundert noch nicht eintreten.

Der Widerspruch in der öffentlichen Meinung zum Klima – nicht nur bei denen, die Schutz vor der extremen Hitze in den Gastgärten suchen – liegt nämlich darin, dass Klimaforscher ihren Berechnungsmodellen immer bestimmte „Annahmen“ zugrunde legen müssen – etwa, wie es mit der Emission von Treibhausgasen weitergeht oder wie die Bevölkerung sich entwickelt – und wie bei allen Spekulationen sind Fehler in der Hochrechnung auch hier nicht auszuschließen. Glasklar hingegen zeichnet sich derzeit ein anderer Trend ab: Bei hohen Temperaturen und niedrigen Einstiegspreisen klingt die Anschaffung eines Klimageräts fürs Büro oder zuhause attraktiv wie nie. Was die meisten aber – neben den erhöhten CO2-Emissionen aus dem Betrieb von Klimageräten – übersehen, sind die Folgekosten: Schnell können weit über 150 Euro Extra-Stromkosten in einem Sommer zusammenkommen. Zusätzlich sind die billigen Geräte aus Fernost häufig nicht nur ineffizient, sondern auch laut. Da ist mir der euphorische Geräuschpegel gutgelaunter Menschen in den Gärten der Stadt eindeutig lieber – welch ein Jahrhundertsommer!

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