Mischkultur: Samen aus Biogemüse

Wie man aus Biogemüse auch Samen ziehen kann.

Mischkultur
Mischkultur. So kannst du aus Biogemüse Pflanzen ziehen.

Kennst du das: Du zerteilst einen feinen Butternusskürbis für die Suppe und blickst auf eine Fülle von üppig ausgebildeten Samenkörnern. All diese Samen jetzt einfach in die Biotonne schmeißen? Das bringst du nicht übers Herz. Auch die feinen goldgelben Samen der roten Chilischoten vom Jausenbrett wären doch die Aussaat fürs kommende Jahr für die selbstgezogenen Chili-Jungpflanzen! Zahlt es sich aus, diese Samen aufzubewahren und daraus im nächsten Jahr Jungpflanzen zu ziehen? Diese Frage wird mir immer wieder mal gestellt. Es wirkt wie Verschwendung, diese Samenfülle in den Biokompost zu werfen. Die samengärtnerisch korrekte Antwort darauf ist mit ein paar »Wenn und Aber« versehen und grundsätzlich: Ja!

Samen nur aus samenfestem Biogemüse?

Der Reihe nach: Die erste Frage ist, ob die Frucht auf einer samenfesten Gemüsepflanze gewachsen ist. War die Sorte eine Hybride, zahlt es sich gar nicht aus, die Samen wieder anzubauen. Doch meistens ist dies nicht so einfach festzustellen. Denn auch bei vielen Biogemüsen werden Hybride angebaut – entweder weil kaum samenfeste Sorten verfügbar sind (wie bei Brokkoli) oder weil diese nur mit sehr viel mehr Arbeitsaufwand kultiviert werden können (wie bei Karotten). Die meisten Kürbisse aus den Bioläden sind samenfest. Bei Chili und Tomate ist das schon nicht mehr ganz so sicher. Grundsätzlich gilt: Je ausgefallener eine Sorte, umso eher ist sie samenfest. Eine große Fleischtomate ist vermutlich samenfest und hier kannst du Samen für das nächste Jahr entnehmen. Eine rote runde »Standardtomate« hingegen ist vermutlich eine Hybridsorte. Hybridsorten sind Einmalsorten, das Saatgut muss jährlich neu gekauft werden.

Offen für Überraschungen bleiben – oder Samen für Biogemüse kaufen:

Die nächste Frage ist: Ist die Frucht an einer selbstbestäubten oder einer fremdbestäubten Kulturart gewachsen? Kürbispflanzen werden immer von Insekten bestäubt. Wachsen auf einem Feld – wie üblich – verschiedene Sorten einer Kürbisart (dein Butternuss zählt zur Art Cucurbita moschata) nebeneinander, so verkreuzen sich die Sorten. Die Samen aus deinem Butternusskürbis bringen dann im nächsten Jahr nicht unbedingt wieder Butternusskürbisse hervor, sondern vielleicht Früchte, die an einen Moschuskürbis erinnern. Also: entweder ausprobieren und überraschen lassen oder auf Nummer sicher gehen und wieder Samen vom Butternusskürbis kaufen. Denn bei der Saatgutvermehrung werden die Sorten streng getrennt voneinander angebaut.

Falls du die Samen aufbewahrst, ist es wichtig, solche zu wählen, die prall gefüllt sind (leere Hülsen haben keinen Keimling in sich). Diese dann gut waschen und trocknen. Und dann ab ins Samensäckchen und mäusesicher aufbewahren!

Agrarwissenschafterin und Gartenbuchautorin Andrea Heistinger weiß, wie aus Gemüsefrüchten wieder Pflanzen wachsen können. Mehr auf andrea-heistinger.at

BIORAMA #75

Dieser Artikel ist im BIORAMA #75 erschienen

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