Kleinwasserkraft

Die vergleichsweise ausfallsichere Energiequelle Kleinwasserkraft ist als regionale Energiequelle relevant.

Ein Kleinwasserkraftwerk.
In Österreich zählt ein Kleinwasserkraftwerk als solches, wenn seine Leistung weniger als 10 MW (10.000 kW) beträgt. In Deutschland, wenn es weniger als 1 MW Leistung erzielt. Bild: EVN.

Wer im Kamptal wohnt, kann sich ziemlich sicher sein, dass der Strom, den er verbraucht, regional in einem der Kleinwasserkraftwerke am Kamp erzeugt wird. »Die Kleinwasserkraft leistet einen wichtigen Beitrag zur regionalen Versorgungssicherheit und zur Erzeugung von klimaneutralem Strom«, erklärt Stefan Zach, Leiter Information und Kommunikation bei EVN. Rund 30 Kleinwasserkraftwerke, schätzt er, gibt es am Kamp. Der von diesen erzeugte Strom wird zur nächsten Trafostation oder zum nächsten Umspannwerk geleitet und von dort werden regional Haushalte und Betriebe versorgt. Insgesamt 617 Kleinkraftwerke in Niederösterreich liefern jährlich rund 510 Millionen kWh Strom. Laut Berechnungen des Kleinwasserkraftverbands werden damit im Vergleich zur Stromerzeugung mit fossilen Energiequellen rund 360.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart. Sie versorgen rund 145.000, also ca. 20 Prozent, der niederösterreichischen Haushalte mit Strom. Zum Vergleich: Die sechs Großwasserkraftwerke in Niederösterreich erzeugen rund 7 Milliarden kWh Strom und haben damit den größten Anteil daran, dass das Bundesland bei einem Gesamtstromverbrauch von rund 12,5 Milliarden kWh pro Jahr (2021) 13 Milliarden kWh aus erneuerbarer Energie erzeugt.

Großwasserkraft in NÖ

In Niederösterreich sind derzeit 6 Großwasserkraftwerke in Betrieb, zwei davon im Besitz der EVN und vier im Besitz des Verbunds. Anlagen mit einer so großen Leistung sind in Niederösterreich nur an der Donau und am Oberlauf des Kamp möglich. 

Um ein Vielfaches effizienter

Rund zehn Prozent der Kleinwasserkraftwerke in Niederösterreich gehören – sowie zwei Großwasserkraftwerke – der EVN, die wiederum zu über der Hälfte dem Land Niederösterreich gehört. »Der Rest der Kleinwasserkaftwerke gehört in erster Linie privaten BetreiberInnen, oft Klein- und Mittelbetrieben wie Schlossereien, Mühlen oder Papierfabriken, die ursprünglich die Wasserkraft mit Wasserrädern nutzten und nun Strom erzeugen«, gibt Paul Ablinger, Geschäftsführer von Kleinwasserkraft Österreich, einen Überblick. Rund zehn Prozent des erzeugten Stroms nutzen die kleinen BetreiberInnen selbst, den Rest speisen sie in das öffentliche Stromnetz ein. Die Stromerzeugung ist deutlich effizienter als die frühere direkte physikalische Nutzung der Wasserkraft, aber nicht wenige heute noch laufende Kraftwerke wurden in ihren baulichen Grundzügen bereits vor rund hundert Jahren errichtet. Und dennoch erfordert der Betrieb eines Wasserkraftwerks mehr Know-how als der einer Photovoltaikanlage, weswegen es weniger Quereinstiege gibt. Kleine Genossenschaften von PrivateigentümerInnen sind selten, manchmal schließen sich die BesitzerInnen von Kleinwasserkraftwerken aber mit Energiegenossenschaften, die selbst meist eher Sonnenenergie nutzen, zusammen und speisen über diese den Strom ins Netz ein. Gemeinsam haben die Kleinwasserkraftwerke einen Anteil von fast vier Prozent an der niederösterreichischen Stromerzeugung. 

Kleinwasserkraft

In Österreich sind rund 4000 Kleinwasserkraftwerke in Betrieb und speisen jährlich 6 Milliarden kWh Strom ins Netz.

Beim Ausbau erneuerbarer Energie werden künftig die Nutzung von Sonnenenergie und Wind eine größere Rolle spielen, Wasserkraft im Mix aber relevant bleiben. Unter anderem weil hier während rund 4000 bis 5000 Stunden pro Jahr Strom erzeugt werden kann, im Gegensatz zu rund 2000 bis 3000 Stunden mit Wind und 1000 Stunden mit Sonnenenergie. Die Bewilligung eines neuen Wasserkraftwerkes ist nur mehr nach umfassender Prüfung der Umweltauswirkungen möglich und nicht zuletzt deswegen selten geworden. »Wasserkaft aus bisher unberührter Natur wird es nicht mehr geben«, ist Martin Angelmaier, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft der Niederösterreichischen Landesregierung überzeugt. Doch es gibt in Österreich rund 30.000 Querbauten in Flüssen. Von diesen werden zwar einige im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen wieder zurückgebaut, in andere ließen sich aber nachträglich durchaus Kleinwasserkraftwerke einbauen. Eine Modernisierung bestehender Anlagen, die häufig auch mit einer Ökologisierung einhergeht, kann außerdem eine deutliche Effizienzsteigerung bringen und damit kann mehr Strom mit einer Anlage erzeugt werden. Seit über 95 Jahren erzeugt etwa das Kleinwasserkaftwerk in Ochsenburg Strom – nach seiner Modernisierung im Vorjahr versorgt es nun 1100 Haushalte.

BIORAMA hat unter anderem an dieser Stelle Vor- und Nachteile von Wasserkraftwerken behandelt.

BIORAMA Niederösterreich #11

Dieser Artikel ist im BIORAMA Niederösterreich #11 erschienen

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