Wie geht es den Schmetterlingen?

In Sachen Schmetterlinge ist Österreich immer noch eines der artenreichsten Länder Europas. Doch viele Arten sind hierzulande gefährdet und einige bereits ausgestorben. Die NGO Global 2000 und die Stiftung Blühendes Österreich veröffentlichen einmal im Jahr einen Report zur Situation der Schmetterlinge . BIORAMA hat sich die Ergebnisse näher angeschaut.

Schmetterlingsrückgang in Österreich.
Schmetterlinge, die auf einer bunten Blumenwiese herumflattern. Was früher selbstverständlich war, könnte bald der Vergangenheit angehören. Bild: pixabay.com.

Während das Bienensterben zurecht bereits in aller Munde und Medien ist, sind Schmetterlinge – die zweitwichtigsten Bestäuber nach den Bienen – noch etwas unterrepräsentiert. Ihre Situation ist jedoch ebenso bedenklich. Menschliche Einflüsse wie Industrialisierung, landwirtschaftliche Technisierung und viele andere Faktoren haben die Artenvielfalt in Österreich stark belastet.

Um die Situation der heimischen Schmetterlinge mehr ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, veröffentlichten die gemeinnützige Stiftung Blühendes Österreich und die Umweltschutzorganisation Global 2000 erstmals 2016 den Report „Ausgeflattert“. Der erste Report war eine allgemeine Bestandsaufnahme der Schmetterlingssituation in Österreich, 2017 ging es um die östlichen Bundesländer – Wien, das Burgenland, Niederösterreich und die Steiermark. Es ist also nicht schwer zu erraten, worauf der Fokus des heurigen Berichts, der im Juni erschien, liegt. Diesmal wurden die Schmetterlinge in den westlichen Bundesländern – Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg – näher beleuchtet. Die Berichte sind ein guter Ansatz, ob sie tatsächlich wirtschaftliche und politische Folgen nach sich ziehen werden, wird sich erst zeigen.

Neben Bienen gehören Schmetterlinge zu den wichtigsten Bestäubern. Die kritische Situationen der Bienen erhält jedoch mehr Aufmerksamkeit, als die der Schmetterlinge. Bild: pixabay.com.

Der Schmetterlingsrückgang in Zahlen und Fakten

Zu Beginn eine erfreuliche Nachricht: Österreich zählt immer noch zu den schmetterlingsreichsten Ländern Europas, mit etwa 4.070 verschiedenen Arten, davon sind 35 endemisch, also nur in Österreich zu finden. Zum Vergleich, in Deutschland, das mehr als viermal so groß wie Österreich ist, sind in etwa 3.200 Schmetterlingsarten beheimatet. 208 der österreichischen Schmetterlingsarten sind Tagfalter, der Rest Nachfalter. Das artenreichste Bundesland ist Niederösterreich mit über 3.500 verschiedenen Arten. Einerseits ist Niederösterreich landschaftlich vielseitig, am östlichen Ende der Alpen gelegen mit Bergen und Tälern, dem Wiener Becken und dem östlichen Flachland. Andererseits ist Niederösterreich das größte Bundesland Österreichs, weist also mehr Platz für mehr Arten auf, als andere Bundesländer.

Beunruhigend ist, dass fünf Tagfalterarten und 35 Nachtfalterarten bereits ausgestorben sind. Über die Hälfte der Tagfalter gelten als gefährdet, bei den Nachtfaltern sind es 40%. Diese Zahlen sind jedoch Durchschnittswerte für ganz Österreich, schließen also Naturschutzgebiete mit ein. Dort geht es den Schmetterlingen noch vergleichsweise gut, was also bedeutet, dass die Lage in besiedelten Gebieten umso kritischer ist. Sieht man sich zum Beispiel Wien gesondert an, sind von den über 2.500 Arten über 60% gefährdet. 32 Arten sind im Bereich Wiens bereits ausgestorben.

Österreich ist noch eines der artenreichsten Länder Europas in Sachen Schmetterlinge.

Die meisten Schmetterlinge findet man dort, wo weniger Menschen sind, also in Naturschutzgebieten oder in Bergregionen. Bild: Maja Dumat auf flickr.com (CC BY 2.0)

Aus dem heurigen „Ausgeflattert“, das sich mit den Alpenregionen Österreichs beschäftigt hat, geht hervor, dass sich Schmetterlinge mittlerweile nicht nur von bebauten Gebieten in Naturschutzgebiete zurückziehen, sondern auch vom Tal auf die Berge. Denn wo weniger Menschen leben, findet man noch mehr Schmetterlinge.

Warum gibt es weniger Schmetterlinge?

Gründe für den Schmetterlingsrückgang gibt es einige, die meisten davon werden von Menschen verursacht oder sind mit menschlichem Handeln verbunden. Ganz oben auf der „Ausgeflattert“-Liste stehen jegliche Maßnahmen, die dafür sorgen, dass der naturbelassene Lebensraum der Schmetterlinge schrumpft, wie intensive Land- und Forstwirtschaft, Pestizide oder Flächenverbrauch durch Wohnbau oder Verkehr.

Auch Luftschadstoffe wie Ozon, Stickstoff oder Feinstaub und Umweltgifte wie Schwermetalle tragen ihren Teil zum Verlust der Artenvielfalt bei. Für kälteliebende Schmetterlinge aus den alpinen Regionen ist vor allem die Klimaerwärmung eine große Bedrohung. Extreme Wetterverhältnisse, die in Verbindung mit dem Klimawandel stehen, also Dürre, besonders starker Regen, Hagel oder Hochwasser können in manchen Gebieten sogar zum Aussterben von Arten führen.

Im Stil von Citizen Science kann jeder etwas zur Erforschung der Schmetterlinge beitrage.

Mit der App Schmetterlinge Österreichs kann man Schmetterlinge per Foto bestimmen und seine Sichtungen melden. Bild: pixabay.com.

Selbst zum Schmetterlingsforscher werden

Um die Menschen auf die Situation der Schmetterlinge aufmerksam zu machen, haben Global 2000 und Blühendes Österreich 2016 die App Schmetterlinge Österreichs, über die Österreicher im Stil von Citizen Science entdeckte Schmetterlinge bestimmen und die Schmetterlingssichtung melden können, ins Leben gerufen. Die App wurde im ersten „Ausgeflattert“-Bericht vorgestellt.

Um an der Aktion teilzunehmen, muss man sich einfach die App Schmetterlinge Österreichs herunterladen. Über die App kann man Fotos von Schmetterlingen hochladen und sie dann bestimmen. Mittels GPS weiß die App auch, wo der Schmetterling gesichtet wurde. Man kann Sichtungen jederzeit melden, aber es gibt immer wieder Aktionen und Schwerpunkte, wie Zählaktionen von Schmetterlingen in österreichischen Gärten.

Letztes Jahr wurden insgesamt über 26.000 Schmetterlingssichtungen von 7.400 Usern gemeldet. Insgesamt wurden 140 verschiedene Tagfalterarten gemeldet. Doch mit der App können auch Informationen über bedrohte Arten gesammelt werden. Hier die Highlights der gemeldeten Schmetterlinge von 2017:

Den Garten schmetterlingsfit machen

Wer nicht nur bei der Schmetterlingsforschung einen Beitrag leisten, sondern auch aktiv ihren Lebensraum schützen will, kann im eigenen Garten beginnen. In Österreich gibt es 3,9 Millionen Haushalte, von denen 86% einen Garten, eine Terrasse oder einen Balkon haben, also eine Menge potentielle Zufluchtsorte für Schmetterlinge.

Ein Garten ist dann für Schmetterlinge attraktiv, wenn der Rasen nicht zu oft gemäht wird und auf Artenvielfalt bei den Pflanzen geachtet wird. Auch Pflanzen, die oft als Unkraut angesehen werden, wie Brennnesseln und Disteln, bieten Nahrung für Schmetterlinge und Raupen. Bäume und Hecken tragen dazu bei, dass sich Raupen entwickeln können und einen geschützten Ort für die Verpuppung haben. Weitere Tipps findet man online bei Blühendes Österreich.

Schmetterlinge mögen auch Pflanzen, die von Menschen gern als Unkraut angesehen werden.

Um Schmetterlingen einen Zufluchtsort im eigenen Garten bieten zu können, sollte man den Rasenmäher seltener zum Einsatz kommen lassen und Blumenwiesen stehen lassen. Bild: pixabay.com.

Auf den Spuren der Schmetterlinge

Will man noch tiefer in die Welt der Schmetterlinge eintauchen und sie in ihrem natürlichen Lebensraum bestaunen, kann man dies nun am ersten Schmetterlings-Weg in Niederösterreich tun, der Mitte Juni dieses Jahres eröffnet wurde. Das Gebiet um den Bisamberg, etwas nördlich von Wien, ist der östlichste Punkt der Alpen und weist eine besonders große Artenvielfalt auf, sowohl aus der Pflanzen- also auch aus der Tierwelt. Damit kann zwar auf die Situation der Schmetterlinge aufmerksam gemacht werden, in ihren Lebensraum Touristen einzuladen scheint jedoch etwas kontraproduktiv.

Der Schmetterlings-Weg beginnt auf einer Streuobstwiese, die von Flüchtlingen angelegt wurde. Schautafeln geben Auskunft über die Schmetterlingsarten, denen man entlang des Weges begegnen kann. Gepflegt wird der Weg von ehrenamtlichen Gärtner und Imkern. Infoveranstaltungen und Workshops in der Gemeinde Bisamberg sollen dazu führen, dass die Bewohner ihre Gärten bewohnbarer für Schmetterlinge gestalten. Ähnliche Aktionen sollen auch noch in anderen Gemeinden in der Nähe Wiens umgesetzt werden, um den Schmetterlingen die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die sie verdienen und ihren Lebensraum zu schützen.

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