ExpertInnen meinen …

Wie kann Weltraumforschung zum Überleben der Menschheit beitragen?

1 Frage, 4 Expertisen
Bild: Istock.com/Magor2012, Onyxprj.

Ein großer Schritt für die Menschheit? Die Beforschung des Weltalls und die Suche nach Leben auf anderen Planeten folgt einem sehr grundsätzlichen Erkenntnisdrang des Menschen, gleichzeitig treibt viele WissenschafterInnen der Wunsch an, die Welt ein Stück besser zu machen. Und während spektakuläre Pläne zur Besiedelung anderer Planeten die mediale Berichterstattung zum Thema Weltraum dominieren und sich nach Jahrzehnten der internationalen Kooperation wieder stärker ein Charakter des Wettrennens zu diversen Zielen im All abzeichnet, fragen sich manche womöglich, ob diese Energie nicht auch in die Lösung irdischer Probleme fließen könnte. Wird die Menschheit, derzeit eher auf Planet A festgenagelt, durch die Beforschung der unendlichen Weiten gerettet werden? 

»Was wird die Weltraumforschung in den kommenden Jahren zum Überleben der Menschheit beitragen?«

»Weltraumforschung trägt tatsächlich zum Überleben der Menschheit bei: zum einen durch Technologieentwicklung, die dann auch in anderen Bereichen Anwendung findet, zum Beispiel in der Klimawissenschaft, in der Medizin oder im Tierschutz. Zum anderen, weil sie einen Perspektivenwechsel erzwingt. Im Vergleich zu dem Universum als Ganzes wird klar, wie sehr unser eigenes Sonnensystem nur ein kleines Staubkorn in den  unendlichen Weiten des Weltraums ist, aber auch wie einzigartig und fragil unsere Erde und ihr Ökosystem sind.«

Christiane Helling,

Direktorin des Space Research Institute der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Ein Porträtfoto der Expertin Christiane Helling.

»Unsere Grundlagenforschungen tragen zum Verständnis von Planetenatmosphären bei. Zum Beispiel führte das Studium der Venusatmosphäre dazu, dass man den kausalen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden des UV-absorbierenden Ozons (»Ozonloch«) und der Zunahme von FCKW-Gasen in der Atmosphäre herstellten konnte.
Wichtige Themen sind auch Space Weather und Weltraumschrott. Ein Sonnensturm kann ganze Satellitenkonstellationen nutzlos werden lassen, Warndiensten vor Naturkatastrophen würden die Daten fehlen und es würde eine Menge zusätzlicher Weltraumschrott entstehen.« 

Ein Porträtfoto des Experten Philipp Hartlieb.

Philipp Hartlieb,

Lehrstuhl für Bergbaukunde, Bergtechnik und Bergwirtschaft in der Abteilung Mineral Resources Engineering der Montanuniversität Leoben

»Das Spin-off-Potenzial ist ein enormes. Von Telekommunikation bis zu Strahlungsschutz und Pflanzenwachstum. Auch im Bergbau – die Beschäftigung bringt etwa Erkenntnisse dazu, wie wir Rohstoffe weniger invasiv gewinnen und langfristiger heißt nachhaltiger nutzen können. Sehr viel Forschung, die für den Weltraum betrieben wird, hat dann auf der Erde unmittelbare Konsequenzen.«

Ulrich Köhler,

Planetengeologe am deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR.

Ein Porträtfoto des Experten Ulrich Köhler.

»Wir kennen 1 Million Asteroiden, davon haben 27.000 Bahnen, die sich mit der Erdbahn kreuzen. Etwa die Hälfte derer, die größer als 100 Meter sind, glaubt man entdeckt zu haben. Die andere Hälfte fehlt noch. Es gibt automatisierte Suchprogramme mit Teleskopen, um vorherzusehen, welche man versuchen muss, abzuwenden. Denn wenn man nichts dagegen unternehmen kann, wird man halt getroffen. 
Das würde als Antwort wohl reichen, aber es gibt einen genauso wichtigen weiteren Aspekt: Wir sehen dank unglaublich genauer Messgeräte auf den Satelliten, die die Erde beobachten, etwa sehr detailliert, dass die Eisschmelze auf der Arktis schneller passiert als prognostiziert, während das auf der Antarktis teilweise anders ist. Diese Beobachtung der Erde wird uns ermöglichen, bessere Schlüsse zur Rettung unseres Planeten ziehen zu können.«

Hier gibt es alles nachzulesen was BIORAMA sonst noch zum Thema Weltall geschrieben hat.

BIORAMA #81

Dieser Artikel ist im BIORAMA #81 erschienen

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