Slow investment

Einen Wald kauft man nicht für sich.

Grafik zu Waldinvestment
Waldinvestment braucht nicht nur Kapital, sondern auch Geduld. Bild: Istock/Iwat1929.

Wälder sind wirtschaftlich nur über mehrere Generationen hinweg nutzbar. Das ist nicht nur ein Stehsatz, den WaldbesitzerInnen und FörsterInnen gerne vor sich hertragen – denn im Durchschnitt dauert es 80 bis 130 Jahre, bis ein Baum gefällt und damit wirtschaftlich genutzt werden kann. Und dazu muss es gelingen, diesen gesund zu halten und ihn etwa vor Schädlingen zu schützen. Diese großen Zeiträume haben Einfluss darauf, was InvestorInnen von einem Wald oder Baum erwarten können. Bei Windparks oder Kunststoffrecyclingunternehmen ist klar: Die Möglichkeit, zu investieren, legt prinzipiell keine weitere direkte Beschäftigung mit dem Thema nahe. Beim Waldbesitz scheint die Beziehung zum Besitzobjekt mitunter mehr im Vordergrund zu stehen.

Es wird trotzdem vor allem in Wirtschaftswälder und somit auch in die Holzproduktion investiert, also nicht in Wälder, bei denen nur entnommen wird, was den gesunden Wald als Ökosystem gefährdet.

Besitz verpflichtet

Besitz großer Wälder bedeute große Verantwortung und Leistungen für Umwelt und Gesellschaft, werden ihre BesitzerInnen manchmal nicht müde zu betonen. Und sogar kleiner Waldbesitz bedeutet eine Menge Arbeit. Auch wenn diese von Profis erledigt werden kann, damit unzureichendes Wissen nicht dazu führt, dass am Ende weder finanzieller Profit noch ein Gewinn für die Umwelt herausschauen.

Gefragt ist Geduld

Die direkteste Möglichkeit, in Wald zu investieren, ist entweder der – mitunter auch gemeinsame – Besitz von Wald oder das Investment in eine Organisation oder ein Unternehmen, die oder das nach teilweise transparenten Richtlinien aufforstet, Wald besitzt und bewirtschaftet. In beiden Fällen geht es dabei meist nicht um einen numerischen Anteil einer global verstreuten Gesamtmenge Waldgrund, sondern um ein konkretes Stück Wald oder sogar einzelne Bäume. Dabei ist neben Geld in erster Linie Geduld gefragt: Im Durchschnitt wird von mehr als 20 Jahren ausgegangen, bis das Holz genutzt werden kann und es damit auch Ausschüttungen und Rendite gibt.

Hinzu kommt: Das Geld ist prinzipiell gebunden und der Besitz oder Anteil kann nicht jederzeit verkauft werden. AnbieterInnen – wie etwa Forest Finance oder auch Miller Forest – ermöglichen einen leichteren Einstieg mit Kauf oder Pacht und organisieren auch die Bewirtschaftung. Ausgezahlt wird aber auch hier erst, wenn mit dem Holz Ertrag erzielt werden konnte. Und: Die verschiedenen AnbieterInnen haben unterschiedliche, nicht immer leicht zu durchschauende Nachhaltigkeitskriterien und Wald und Bäume stehen oft nicht in Österreich, Deutschland oder Europa.

Baumsparen
Unter diesem Schlagwort bieten Organisationen wie Forest Finance, Miller Forest, The Tree Partner Company oder auch Precious Woods die Möglichkeit, auch mit kleinen Summen in Wald zu investieren.

Der zweite übliche Weg, in Wald zu investieren, sind geschlossene Fonds. Hier wird von den einzelnen InvestorInnen über den Fonds nicht in konkrete Flächen und Bäume investiert, sondern in Unternehmen, die wiederum in Wald investieren. Je nach AnbieterIn wird dabei auch in Monokulturen angelegt, die schneller mehr Holz produzieren können, aber ökologische Nachteile für den Wald haben und insofern auch ökonomische Risiken bergen, da sie weniger widerstandsfähig sind. Und auch hier dauert es, bis es zu einer Auszahlung kommt. Sowohl direkte Investments als auch geschlossene Fonds unterliegen offensichtlichen Risiken wie Waldbränden, Schädlingsbefall und anderen Gefahren für einen Wald (international wohl auch schlicht Umwidmungen), dafür werden die Renditechancen als relativ hoch, teilweise über 10 Prozent, eingeschätzt.

Offene Fonds hingegen bieten die Möglichkeit, laufend ein- und auszusteigen und Ausschüttungen, außerdem unterliegen sie Kursschwankungen. Entsprechend geringer sind in den meisten Fällen mögliche Renditen – Risiko und Renditechance hängen auch beim Investieren in Wald zusammen. Darüber hinaus gibt es natürlich klassische Aktien oder auch Indizes mit einem Fokus auf Holz und Wald. Die Beurteilbarkeit, ob die eigenen Aktien für oder gegen die eigenen Umweltziele wirken, hängt stark von der Transparenzkultur dieser Unternehmen und der eigenen Bereitschaft, das nachzuverfolgen, ab.

Direkte Verbindung zum Baum

Das direkte Investment in einen Wald hat einen klarer nachvollziehbaren Einfluss auf die Umwelt und mag sich deswegen auch besser anfühlen als eines in ein beliebiges Technologieunternehmen. Es unterliegt den Gesetzmäßigkeiten des Waldes – der eben lange braucht, bis er Ertrag abwirft. In diesem Sinne ist ein Baum oder Wald eher ein Geschenk an kommende Generationen als ein nutzbarer Baustein im persönlichen Vermögensaufbau. Die Gewissheit, dass der Baum in der Zwischenzeit auf jeden Fall CO2 bindet, kann diese Nachteile aber vielleicht ausgleichen.

BIORAMA #76

Dieser Artikel ist im BIORAMA #76 erschienen

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