Nachhaltige Unternehmungen suchen GeldgeberInnen

Crowdinvestment gibt die Möglichkeit, einzelne Projekte direkt finanziell zu unterstützen – und die Chance auf Zinsen.

Crowdinvestment
Bei Crowdinvestment haben die InvestorInnen die Chance, in eine grüne Wirtschaft zu investieren. Bild: Istock.com/Mykyta Dolmatow.

Die Warnschilder auf den Plattformen und ihren Geschäftsunterlagen sind groß und eindeutig: Bei Crowdinvestment ist die Gefahr, das eigene Geld zu verlieren, größer als bei anderen Investmentformen. Doch diese Form, Geld einzusetzen, bringt auch Vorteile: Die Verzinsung liegt oft über fünf Prozent und damit aktuell weit über allen klassischen Sparformen, das Investment hat meist eine klare Laufzeit und man kann selbst wählen, welche Projekte man unterstützen will und welche nicht. Das ist besonders relevant, wenn man Wert darauf legt, ausschließlich nachhaltige Projekte mitzufinanzieren. Teilweise werden diese dadurch überhaupt erst ermöglicht, da es für die Unternehmungen ein Weg ist, an das benötigte Kapital zu kommen, ohne an der Börse notiert zu sein oder neue GesellschafterInnen zu beteiligen.

Vorauswahl

Die Auswahl an Projekten, die finanzielle Unterstützung suchen, wächst ständig – global pro Jahr zwischen rund zehn und 20 Prozent. Für 2021 schätzt man, dass mehr als 5,5 Milliarden Euro in Crowdfunding und -investment angelegt werden – und das in mehr als 55.000 Kampagnen. Europa ist hier mit 2,2 Milliarden Euro in 22.000 Kampagnen gut dabei. Im Bereich Nachhaltigkeit gehören dazu landwirtschaftliche ProduzentInnen, Eco-Fashion-Labels und natürlich BetreiberInnen von Windparks und Photovoltaikanlagen. Während Erstere sich mit ihren Ideen und Projekten auch direkt per Newsletter und auf anderen Kanälen an die KäuferInnen ihrer Produkte wenden, tun sich Unternehmungen ohne direkten KundInnenkontakt schwerer. In den vergangenen zehn Jahren wurden deswegen eigene Plattformen gegründet, die eine Vorauswahl treffen und den Zugang und die Abläufe organisieren. Im Bereich der tendenziell nachhaltigen Plattformen gehört Green Rocket zu den wichtigeren. Das europaweit tätige Grazer Unternehmen gehört mit Lion Rocket und Home Rocket zu einem Verbund von drei Crowdinvestment-Plattformen und ist nicht zu verwechseln mit dem Berliner Start-up-Inkubator Rocket Internet, der etwa hinter Hellofresh und Home24 steht. Green Rocket fokussiert auf die Bereiche Energie, Umwelt, Mobilität und Gesundheit. Dabei erfüllt nicht jedes Projekt ökologisch nachhaltige Kriterien, allerdings hat Green Rocket den Ruf, anbietende Unternehmen genau zu prüfen, um das Risiko von Ausfällen möglichst gering zu halten.

Crowd4Climate wird vom österreichischen Klimaschutzministerium und auch der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) unterstützt. Hier gibt es deutlich weniger Projekte, aktuell drei, davon zwei zum Thema Solarenergie sowie einen Windkraftpark in Afrika. Crowd4Climate berücksichtigt beim VerbraucherInnenschutz sowohl das österreichische Alternativfinanzierungsgesetz als auch das deutsche Kleinanlegerschutzgesetz.

Grüne Wirtschaft
Manche Projekte beginnen zum Beispiel ab der Hälfte der Laufzeit, das Investment in Teilbeträgen zurückzuzahlen. Andere sind endfällig. Sie zahlen die Summe am Ende gesamt zurück. Zinsen werden entweder laufend ausgeschüttet oder am Ende mit der Rückzahlung. Bild: Pixabay.com/eko pramono.

Kleine Summen

Ecocrowd ist eine Plattform für Crowdfunding der deutschen Umweltstiftung und wird vom deutschen Umweltbundesamt und dem deutschen Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unterstützt. Hier ist es möglich, Projekte mit kleinen Summen zu finanzieren und dafür nicht Geld, sondern Waren zu bekommen. Sogenanntes Tauschgut. Unter den aktuellen Projekten finden sich eine Streuobstbrennerei, die Entwicklung von nachhaltigem Haarwaschmittel oder auch die Rettung eines »Naturparadieses in Costa Rica«. Die meisten Projekte kommen aus Deutschland, Bedingung ist dies aber nicht.

Bettervest aus Frankfurt ist global in den Bereichen Anleihen (ab 25.000 Euro) und Crowdinvestment (bis 25.000 Euro) tätig und listet vor allem Projekte mit starker sozialer Komponente. Dazu gehören Biomasse-Briketts für Kenia, ein Textilkonzept für das Gastgewerbe in Dubai oder auch Solardachanlagen in Indien. Bettervest kooperiert unter anderem mit der Triodos Bank. Die beiden Unternehmen sehen ein großes Interesse an nachhaltiger Geldanlage und einen Bedarf an einfachem Zugang und Beratung durch die Banken.

Die GLS Bank unterstützt mit GLS Crowd die Verbindung von nachhaltigen Unternehmen mit ihren KundInnen. Seit 2017 wurden so 25 Projekte erfolgreich finanziert – mit Investments ab 250 Euro. So konnten in Kombination mit anderen Investitionsformen etwa 17 Millionen Euro für eine Photovoltaikanlage aufgebracht werden.

Für InteressentInnen zahlt es sich aus, die Investmentmöglichkeiten nach den eigenen Vorlieben für Zinsen, Laufzeiten und Fälligkeiten sowie sozialen und ökologischen Kriterien zu überprüfen. Crowdinvestment wird in Form von Nachrangdarlehen vergeben – damit ist schlicht das Risiko größer, das Geld zu verlieren. Meist gibt es aber auch mehr Zinsen und es lassen sich so sehr direkt sinnvolle Projekte unterstützen.

BIORAMA #71

Dieser Artikel ist im BIORAMA #71 erschienen

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