Vogelbeobachtung am Seewinkel

Die Gewässer des Seewinkels beherbergen zahlreiche Wasservogelarten, wie den Flussregenpfeifer. © by Leander Khil, www.leanderkhil.com

Der Neusiedler See ist weltberühmt, aber nicht unter Windsurfern, sondern unter Ornithologen. Der erfahrene Naturfotograf Leander Khil organisiert Touren durch das Naturschutzgebiet und hat ein Buch über die Gegend mit Tipps für Hobby-BirdwatcherInnen herausgegeben. BIORAMA hat ihn interviewt.

Warum ist gerade der Neusiedlersee günstig für die Vogelbeobachtung?

Besonders das Gebiet östlich des Neusiedler Sees, der sogenannte Seewinkel, zählt zu den artenreichsten Gebieten Mitteleuropas. Die Region ist ein wichtiger Rastplatz für verschiedenste Zugvögel. Zudem brüten hier viele Vogelarten, die in Österreich nirgends sonst vorkommen. Im Lauf des Jahres können rund 300 Arten beobachtet werden. 


Wie sieht der typische Vogelbeobachter aus? Welche Ausrüstung hat er oder sie?

Jeder kann Vögel beobachten! Ein Fernglas ist für jeden „Birdwatcher“ unverzichtbar und ein treuer Begleiter. Wer länger dabei ist, verfügt meistens auch über ein Beobachtungsfernrohr („Spektiv“), um Vögel auf größere Entfernung bestimmen zu können. Ein Bestimmungsbuch ist vor allem für Einsteiger wichtig.

Einer der schwersten flugfähigen Vögel der Welt ist die Großtrappe. © by Leander Khil, www.leanderkhil.com

Kann Vogelbeobachtung zum Artenschutz beitragen?

Ja! Die meisten Hobbybeobachter tragen mit ihren Beobachtungen zur Erforschung der Vogelwelt bei. Aufgrund der hohen Zahl an Amateuren sind die Vögel die am besten erforschte Tiergruppe überhaupt. Die auch durch sogenannte „citizen science“ erhobenen Daten werden teilweise im Natur- und Artenschutz verwendet, da sie zum Beispiel Populationsschwankungen oder Veränderungen im Zugverhalten mancher Arten anzeigen.
Hat sich in den letzten Jahren etwas am Verhalten der Tiere und der Artenvielfalt verändert? Durch Klimawandel bspw.?

Die Vogelwelt ist im ständigen Wandel. Laufend verschwinden Arten aus manchen Gebieten und neue wandern ein. Durch die milderen Winter kann man einige Arten, die früher nur im Sommerhalbjahr bei uns waren, nun auch verstärkt in der kalten Jahreszeit sehen. Mancherorts überwintern bereits Weißstörche, aber sogar manche insektenfressende Singvögel sind vermehrt in der Lage, den Winter in Mitteleuropa zu verbringen. Beispiele dafür sind Zilpzalp, Hausrotschwanz oder Bachstelze.

Der exotisch anmutende Bienenfresser kehrt Anfang Mai aus seinen afrikanischen Winterquartieren zurück. © by Leander Khil, www.leanderkhil.com

Hast du einen Lieblingsvogel?

Ja, weil ich es so oft gefragt werde. Den Galápagos-Albatross. Das ist aber wieder ungerecht dem Reiherläufer gegenüber, den ich ebenfalls großartig finde. Es gibt zu viele großartige Vögel. Hier am Neusiedler See ist es der Kiebitz.

Welcher Vogel ist bei den Besuchern und Besucherinnen besonders beliebt?

Auffällige und spezielle Arten wie Kiebitz, Säbelschnäbler, Großtrappe oder Kaiseradler stehen bei Besuchern der Region Seewinkel hoch im Kurs. Die meisten Besucher sind von der Vielfalt der Arten so angetan, dass sie sich für Arten begeistern, von denen sie vorher noch gar nichts gehört haben.

VERWANDTE ARTIKEL