Balkonkraftwerke aus B-Ware

Neue Retter mischen auf dem Zweitmarkt für Solarmodule mit.

Christoph Kirschner und Tillmann Durth von Panelretter.
Aufgabenteilung im Duo: Christoph Kirschner (links) ist technischer Leiter und Tillmann Durth kümmert sich um Marketing, Vetrieb und Website. Bild: Panelretter.

2,6 Millionen Solaranlagen waren laut deutschem Statistischem Bundesamt Destatis im März 2023 in Deutschland installiert – ökologische und ökonomische Vorteile, zusätzlich angestoßen durch Förderungen lassen diese Zahl stetig weiterwachsen. Gleichzeitig wächst aber auch die Anzahl der Alt-Solarmodule, denn vielerorts wird schon die zweite Generation in Betrieb genommen. Ein Weißbuch der Deutschen Umwelthilfe besagt, dass allein im Jahr 2020 bis zu 51.600 Tonnen Altmodule entsorgt wurden. Und entsorgt bedeutete da meist verschrottet.

Im Weißbuch der Deutschen Umwelthilfe aus 2021 zum Thema »Kreislaufwirtschaft in der Solarbranche« wurden auf Basis einer Untersuchung zur Entsorgung von PV-Modulen aus dem Jahr 2020 Verbesserungsmöglichkeiten erarbeitet.

Am Anfang war der Eigenbedarf

Einen Beitrag dazu zu leisten, dass PV-Module nicht zum Elektroschrott werden – haben sich zwei Elektroingenieure mit dem im Mai 2023 gegründeten Unternehmen Panelretter vorgenommen. Die Unternehmensgründer Christoph Kirschner und Tillmann Durth kennen sich seit dem ersten Semester ihres Elektrotechnikstudiums, haben beide einzeln bereits eigene Unternehmensideen umgesetzt, bei denen, wie sie sagen, »Nachhaltigkeit im Vordergrund stand«. Da schien es bald naheliegend, sich zusammenzutun. Konkreter Anlass war Kirschners eigene Solaranlage – als er sich auf dem Markt umschaute, kam ihm die Idee, dabei auf B-Ware zurückzugreifen – dazu recherchierte er gemeinsam mit Durth nach Bezugsquellen. »Balkonkraftwerke waren schon ein großes Thema, aber wir haben einfach nicht verstanden, warum man dafür nicht auch bereits benutzte Module nehmen kann.« Die Dimension der Probleme rund um die Entsorgung von Solarmodulen sei ihnen erst nach und nach klar geworden – und habe die beiden in ihrem Ansinnen bekräftigt, ein Geschäftsmodell daraus zu entwickeln. Durth hat gerade  seinen Bachelor abgeschlossen und verantwortet den Bereich, Kirschner schreibt an der Masterarbeit in Elektro- und Informationstechnik und fungiert gleichzeitig als technischer Leiter der Panelretter. Antrieb ist »die Welt von Morgen mitzugestalten«, und zwar nach dem Grundsatz: »Erst wiederverwerten und das was nicht verwertet werden kann dann recyceln!«.

Solarpanels von Panelretter.
Online zeigen die Panelretter, wie optisch ansprechend sich Solarpanels in manche Umgebung einfügen lassen. Bild: Panelretter.

B-Ware

Zu Beginn arbeitete das Team von Panelretter vorranging mit B-Ware – etwa solche mit Kratzern in der Oberfläche – oder übrig gebliebenen Lagerbestände großer Unternehmen. Mit Anfang Dezember wurde allerdings auf die Wiederaufbereitung gebrauchter Solarpanels umgestellt – und künftig ist geplant, sich darauf, also auf den Refurbished-Markt, zu fokussieren. 
Zu den entsprechenden gebrauchten Panels kommen sie, indem sie aufkaufen, was im Zuge von Repowering-Maßnahmen ausgewechselt wird: Wenn – vor allem im industriellen Maßstab – auf- oder nachgerüstet wird und manche Teile dadurch nicht mehr zum Rest der Anlage passen. 
Die Panelretter sind nicht die ersten auf dem Zweitmarkt für Photovoltaikkompenten, mittlerweile ist es auch auf vielen verschiedenen Plattformen möglich, gebrauchte PV-Anlagen-Teile ver- und anzukaufen (BIORAMA hat berichtet). Doch der Second-Hand-Markt scheint noch einigen Mitbewerb zu vertragen. Christoph Kirschner verweist auf konservative Schätzungen, die davon ausgehen, dass die Zahl des jährlich anfallenden »Solarmülls« alleine in Deutschland bis 2030 auf 300.000 Tonnen steigen wird – und auf den entsprechenden »dringenden« Handlungsbedarf. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) geht sogar von 500.000 Tonnen alter »Photovoltaik-Module auf dem Recyclingmarkt« aus. Damit dieser Recyclingmarkt zugunsten einen Reuse-Marktes schrumpft, braucht es Unternehmen wie Panelretter.
Die Industrie sei das Recycling von Solarpanels betreffend »zwar auf einem guten Weg, jedoch noch weit davon entfernt ist, ein Panel zu 100 Prozent auf Großprozess-Niveau recyceln zu können«, meint Kirschner. 

Refurbished

Refurbished Geräte (oder Teile) sind nicht mehr neuwertige Geräte, welche professionell gereinigt, eventuell repariert und weiterverkauft werden. Sie unterscheiden sich von gebrauchten Geräten durch eine erneut vergebene Garantie.


Im Angebot auf der brandneuen Panelretter-Website finden sich nun Module für den Bau von Balkonkraftwerken, aber auch Modelle für Wände, Dächer und Gärten. Die fertigen Sets sind einfach aufzubauen, natürlich günstiger als Neuware – und sparen Ressourcen, nicht zuletzt auch durch die Nutzung von Verpackungen und Füllmaterial, das ebenfalls aus zweiter Hand bezogen wird. Von der Konkurrenz wollen sich die Panelretter dadurch unterscheiden, dass die nur Qualitätszubehör anbieten und dieses durch »gute Anleitungen« und »menschlichen Support« ergänzen.
Das junge Team treibt an, einen Beitrag zu einer saubereren Umwelt leisten zu wollen – in jedem Modul, dass sie vor dem Müll »retten«, sehen Sie eine Chance für die Kreislaufwirtschaft: »Und die Lösung sollte natürlich nicht im ersten Schritt sein, diese Module alle zu verschrotten bevor man nicht das wiederverwendet, was noch wunderbar für viele Jahre Strom erzeugen kann.«

Auf panelretter.de werden nicht nur Solarmodule angeboten, sondern auch Unterstützung mit deren Anmeldung . 

VERWANDTE ARTIKEL