Mit Postman in die Herbst-Architektur

„Home“, das neue Album der Linzer Band Postman fragt, was uns Architektur bedeutet. Wollen wir nicht alle ein Zuhause – erst recht im Herbst? Aber wie sagen die Wannabe-Architekten Postman, reicht ein Ort nicht aus – „as if life could develop in one place only“deshalb bauen Postman vielschichtige Soundarchitekturen, die mehrere Räume vor unserem inneren Auge entstehen lassen.

„In the world of highways, a beautiful landscape means: an island of beauty connected by a long line with other islands of beauty.“ Das ist schon ein schöner Beginn im ersten Song „Islands“, ein klarer, feiner Lo-Fi-Pop-Song. Im Song „Marbles“ schimmert die Reminiszenz an die Young Marble Giants am stärksten durch, gepaart mit einem Lob an die betörende Schönheit des Materials und dem Berühren von Marmor, erläutert am Beispiel italienischer Kirchen.

Das Album wird getragen vom Charme der Rhythmusmaschine, keine Drums werden gespielt, ein Maschinchen übernimmt auch live, wie zuletzt in Graz, die präzise Arbeit eines Metronoms und Weichenstellers für die Reise durch die Sound-Preziosen.

 

Der minimalistische Void Pop auf „Home“, der die Philosophie der Melancholie mit radikaler Eleganz und idiosynkratischer Poesie exerziert, lädt zum in einem Zug durchhören ein, am besten auf Vinyl. Auch die Pausen zwischen den Songs gehören hier dazu oder wie es Ludwig Mies van der Rohe – im Pressetext zu lesen – auf den Punkt bringt: „Often the space in-between is as important as the buildings themselves.“ Die Blätter fallen und wir tanken in unserem bevorzugten Nest die körperlichen Kräfte auf. Am schönsten momentan mit diesem Album.


„Home“ ist am 20.10.2017 bei Cut Surface erschienen. Live kann man die Band am 25.11.2017 in der Autonomen Wohnfabrik Salzburg erleben.

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