CSR-Brille #08: Bye, bye Greenwashing, Hello Pinkpainting

Bildschirmfoto 2016-03-09 um 17.24.50

Jetzt wird Unternehmen unter dem Begriff „Pink Painting“ also auch noch vorgeworfen, dass sie ihre Fassade nicht mehr nur grün, sondern auch rosa anpinseln! 

Gerade rund um den internationalen Frauentag werden vermehrt Frauenförderungsprogramme zur Schau gestellt und die wenigen weiblichen CEOs vor den Vorhang geholt um zu kommunizieren, dass „wir ja so ein frauenfreundliches Unternehmen“ sind.

Das tun Unternehmen für die Frauenförderung

In Deutschland und Österreich sind Programme zur Frauenförderung längst Teil des CSR-Managements von Unternehmen. Mehr als 80% der Unternehmen investieren mittlerweile in derartige Maßnahmen, die von Diversity Chartas bis zu flexiblen Arbeitszeiten und sogar Quoten reichen. Bei den meisten Maßnahmen scheint es aber weniger um eine Veränderung der Unternehmenskultur zu gehen, sondern vielmehr darum, wie Frauen das „Problem“ Kind und Karriere unter einen Hut bringen sollen. Eines der ersten Unternehmen und auch als Erster der Dax-30, das eine explizite Frauenquote eingeführt hat, war übrigens die Deutsche Telekom. Diese Rahmenbedingung, die übrigens für alle Konzerngesellschaften gelten (auch für Österreich), führte im Konzernaufsichtsrat mittlerweile zu einer 40%-Quote. Ein Blick nach Österreich: Die ÖBB streben im Gegensatz gleich vorweg nur eine Quote von 20% Frauen bei Neubesetzungen in Führungspositionen an.

Fehlende Transparenz

Obwohl Programme zur Förderung von Frauen in Führungspositionen auch in den meisten Nachhaltigkeitsberichten eine Rolle spielen, sind hier konkrete Daten und Fakten oft schwer auffindbar. Werden Großunternehmen im Rahmen einer CSR-Erhebung befragt, wird das Thema Frauenförderungsprogramme in vielen Fällen mit „Das brauchen wir nicht, denn selbstverständlich werden bei uns alle gleichbehandelt“ vom Tisch gekehrt. Ein Indikator, der z.B. in Nachhaltigkeitsberichten ungern kommuniziert wird, ist der tatsächliche Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern. Was die meisten Mitarbeiterinnen von Großunternehmen nicht wissen: Österreichische Unternehmen müssen ab einer gewissen Größe einen Einkommensbericht erstellen, dessen Inhalt u.a. genau diese Differenz darstellt. Einfach mal nachfragen!

Selber gründen gegen die gläserne Decke?

Auch beim Thema Gründen sieht es in Österreich leider düster aus. Gerade einmal 12% Frauen wagen sich an das Abenteuer Start-up. Als Teil der Nachhaltigkeitscommunity, in der wir von der erdbeerwoche eine 50-50 Aufteilung gewöhnt waren, ist es wirklich eine Überraschung, wie männerdominiert die Szene der Gründerinnen und Gründer noch immer ist. Da passiert es dann auch schon mal, dass auf öffentlichen Veranstaltungen Bezeichnungen wie „the special one“ oder „feminist bitch“ fallen! Das ist leider kein Scherz.

Interessante Entwicklungen zu Female Entrepreneurship gibt es in den USA, wo die Investmentgesellschaft U.S. Trust in Boston einen speziellen Fonds aufgelegt hat, der nur in Unternehmen investiert, die von Frauen geführt werden. Das bestechende Investment-Argument: Diese Unternehmen performen einfach besser über die Jahre hinweg!

Daher, liebe Unternehmen, solange bei einem DAX-Konferenztisch 3% Frauen 97% Männern gegenübersitzen pinselt eure Frauenprogramme ruhig richtig pink an und streut von mir aus auch noch Glitzer oben drauf, damit sie endlich bekannt werden! Denn viel schlimmer kann es nicht werden, und ähnlich wie beim „Greenwashing“ werden die Blender unter den Unternehmen sowieso irgendwann aufgedeckt.

CSR-Facts zum Weiterdenken

  • Bereits im November 2013 wurde im Europäischen Parlament mit einer überwiegenden Mehrheit für eine 40%-Quote von Frauen in den Führungsetagen gestimmt – das Gesetz dazu in Österreich ist noch immer ausständig. Alle weiteren Fakten zu den Zahlen hierzulande gibt es beim Management.Report.2015 der Arbeiterkammer nachzulesen.
  • Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer: Gemäß dem „Equal Pay Day 2015“ liegt die Differenz bei knapp 24%.
  • 2013 haben sich 9 Österreichische Betriebe zu den „Grundsätzen zur Stärkung der Frauen in Unternehmen“ Darunter die Unternehmen Asfinag und Infineon, die sicher gut daran tun, ihre Frauenquote in Führungspositionen etwas aufzufüllen.

CSR-Links zum Weiterlesen

  • Wie faul darf ich sein? Letzten November berichtete The Gap über eine Tour des Missy Magazins, die den Karrierefeminismus grundsätzlich in Frage stellt.
  • Wer sich einem Frauennetzwerk anschließen will, ist bei Sorority gut aufgehoben. Workshops und das „Business Riot Festival“ bieten ein hochqualitatives Angebot für jeden Karriereweg.
  • Wie sich die Frauenquote der Deutschen Telekom entwickelt, kann im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht verfolgt werden.
Annemarie Harant

Annemarie Harant

Über mich – Annemarie Harant: Geboren in München und aufgewachsen in einem 100% Öko-Haushalt, arbeite seit über 5 Jahren für die Unternehmensberatung brainbows – the information company im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement mit Großunternehmen und durchlief davor verschiedene Stationen im Nachhaltigkeitsbereich der ÖBB, Fairtrade und der Unternehmensplattform respACT. Seit 2011 stehe ich als Co-Gründerin des Start-ups erdbeerwoche. Nachhaltige Frauenhygiene. DIE NEUE GENERATION. nun selbst vor der täglichen Herausforderung nachhaltiges Handeln im eigenen Unternehmen umzusetzen.

VERWANDTE ARTIKEL