Kinderbücher zum Tod im Leben

Erwachsenen fällt es mitunter schwer, mit Kindern über den Tod zu sprechen. Einfühlsame Kinderbücher zeigen Möglichkeiten auf, mit ihm umzugehen.

Wenn geliebte Menschen schwer krank sind oder plötzlich sterben, ein Haustier für immer verabschiedet werden muss oder die Hauskatze ein Mäuschen vertilgt, machen Kinder schmerzliche Erfahrungen, die Krisensituationen auslösen können. Kleinere Kinder haben begrenzte Vorstellungen und erwarten, dass der Tote wieder zurückkehrt. Erst mit etwa fünf Jahren wird die Endgültigkeit des Todes fassbar – vier Buchempfehlungen für dieses Alter.

Foto: BIORAMA / Irene Maria Gruber

»Wo gehst du hin, Opa?«

(Aracari, ab 4), fragt Emmi im Bilderbuch von Brigitte Endres ihren schwer kranken Großvater. Er spricht über das Ungewisse, das nach dem Tod auf ihn wartet. Vielleicht sieht er an dem Ort, an dem er ankommt, alle geliebten Menschen wieder, die schon tot sind, oder die Reise geht in einen paradiesischen Garten. Möglicherweise blinkt Opa als Stern am Nachthimmel oder er wächst als Baum. Emmi fällt der Abschied schwer, aber sie lernt zu verstehen, dass ihr Opa von dieser Welt gehen muss.


Foto: BIORAMA / Irene Maria Gruber

Sanft entschlafen

Kathrin Schärer erzählt in »Der Tod auf dem Apfelbaum« (Aladin, ab 4) von einem alten Fuchs, den selbst Hasen und Mäuse nicht mehr fürchten. Amseln fressen die Äpfel vom geliebten Apfelbaum, noch bevor er die abgefallenen bekommt. Um wieder freizukommen, verspricht ein mühselig gefangenes Wiesel, den ungestörten Apfelgenuss durch einen Zauber zu sichern: Jeder Apfeldieb solle von nun an am Baum kleben bleiben. Den Tod bittet der Fuchs um einen letzten Apfel, auch er bleibt am Baum kleben. Als die Freunde des Fuchses wegsterben, befreit der seinen Tod vom Baum. Er hat eingesehen, dass der Tod zum Leben gehört.


Foto: BIORAMA / Irene Maria Gruber

Der Baum der Erinnerung

Auch »Der Baum der Erinnerung«(Ars Edition, ab 4) von Britta Teckentrup handelt vom Tod eines Fuchses. Zu Beginn legt sich das Tier in den Schnee und schläft für immer ein. Die Waldtiere trauern um den Freund, wissen aber, dass er ein erfülltes Leben hatte. Um den Verlust zu bewältigen, erzählen sie sich Erlebnisse mit dem Fuchs. Dort, wo das Tier eingeschlafen ist, wächst plötzlich der Baum der Erinnerung, der vielen Tieren Schutz und ein Zuhause bietet.


Foto: BIORAMA / Irene Maria Gruber

Leben im Bauch des Wolfes

Raffiniert sinnieren Mac Barnett und Jon Klassen in »Der Wolf, die Ente & die Maus« (NordSüd, ab 5) über das Fressen und Gefressenwerden in der Tierwelt. Warum heult der Wolf eigentlich? Weil er manche Beute nur verschlingt, wird erklärt, und die macht es sich dann quicklebendig in seinem Bauch gemütlich. Diesmal eine Ente: »Als ich draußen war, hatte ich jeden Tag Angst, ein Wolf könnte mich verschlingen. Hier drin gibt es solche Sorgen nicht.« Ente und Maus feiern rauschende Partys, da wird ein Jäger auf den über Bauchschmerzen klagenden Wolf aufmerksam und möchte ihm den Gnadenschuss verpassen. Mit dem Tod des Tieres würden Ente und Maus ihr Zuhause verlieren, also blasen sie aus dem Maul zur Attacke – und sind am Ende erfolgreich.

BIORAMA #62

Dieser Artikel ist im BIORAMA #62 erschienen

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