Nachhaltigkeit: zwei Bücher zum 300. Geburtstag

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Zum 300. Geburtstag des Begriffs Nachhaltigkeit führt ein Blick in die Geschichte des vielbeschworenen Konzepts zurück zum Kern dessen, was Nachhaltigkeit als ökonomische Maxime bedeutet.

Im Jahr 1713 erschien im zur Ostermesse in Leipzig die erste Auflage von ,Sylvicultura oeconomica – Anweisung zu wilden Baumzucht’. In der Stadt, die damals ein Zentrum des deutschsprachigen Verlagswesens war, veröffentlichte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz mit dem Lehrbuch eine Anleitung zum pfleglichen und schonenden Umgang mit der natürlichen Ressource Holz. Der Forstwirt schuf darin den Begriff der ,Nachhaltigkeit’. Zur damaligen Zeit hatten das Wachstum der Städte und des Bergbaus zu einem europaweiten Mangel an Holz geführt – eine barocke Energiekrise war die Folge.

Zum 300. Geburtstag des Erscheinens von ,Sylvicutltura oeconomica’ – und damit des ökonomischen Konzepts der Nachhaltigkeit – wird das historische forstwirtschaftliche Standardwerk vom Münchner Oekom-Verlag neu aufgelegt.

Begeleitend dazu erscheint im selben Verlag und in Herausgeberschaft der Sächsischen Hans Carl von Carlowitz Gesellschaft ,Die Erfindung der Nachhaltigkeit – Leben, Werk und Wirkung des Hans Carl von Carlowitz“. Der Sammelband enthält wissenschaftliche Beiträge über die Kulturgeschichte des Konzepts der Nachhaltigkeit von Autoren wie Ulrich Groeber, Günther Bachmann, Franz Josef Radermacher und anderen. Dabei wird die Nähe des Denken von Carlowitz’ zum heutigen Nachhaltigkeitsverständnis deutlich. Man ist beim Lesen des einleitenden Beitrags des Publizisten Ulrich Groeber fast überrascht davon, wie sich die von Carlowitz im 18. Jahrhundert geschilterten Szenarien vom Raubbau an der Natur und heutige Entwicklungen gleichen.

Der Beitrag von Günther Bachmann geht der Frage nach, weshalb Hans Carl von Carlowitz zwar als Vater des Nachhaltigkeits-Konzepts, gleichzeitig jedoch nicht als eine bekannte deutschsprachige Geistesgröße wahrgenommen wird. Diese Frage ist es, die sich beim Lesen von ,Die Erfindung der Nachhaltigkeit’ fast aufdrängt. Wenn Nachhaltigkeit zu einer Maxime der Ökonomie werden soll, dann muss auch die Ideengeschichte dieses Konzepts in eine Reihe mit anderen großen Theoretikern der Wirtschaftswissenschaften und der Politik gestellt werden. Dazu liefern beide Bücher einen Beitrag. Wer sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzt, dem sei dieser Beitrag zur Geistesgeschichte des Begriffs empfohlen.

 

Joachim Hamberger (Hrsg.)
Hans Carl von Carlowitz – Sylvicultura oeconomica

und

Sächsische Hans-Carl-von-Carlowitz-Gesellschaft (Hrsg.)
Die Erfindung der Nachhaltigkeit – Leben, Werk und Wirkung des Hans Carl von Carlowitz

Seiten aus Die_Erfindung_Carlowitz_Ansichts

TERMINE:

1. Historische Lesung, Fototermin und Empfang
„Sylvicultura oeconomica als Wiege der Nachhaltigkeit“
Termin: Mittwoch, 13.03.2013 – 19.30 Uhr
Ort: Naturkundemuseum Leipzig, Lortzingstraße 3, 04105 Leipzig

Im Anschluss laden die Forstleute zum Empfang.

2. Buchpräsentation „Sylvicultura oeconomica“ und „Die Erfindung der Nachhaltigkeit“
mit Prof. Klaus Töpfer und den Herausgebern
Termin: Donnerstag, 14.03. 2013 – 14.00 Uhr
Ort: Literaturforum Halle 5, Stand F600

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