Eine kurze Geschichte der Zahnpflege

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Wie hat es eigenlich die Zahnbürste in aller Munde geschafft? Wir haben nachgeschlagen, wie sich die Zahnhygiene entwickelte und warum die Briten früher mit einem schwarzen Lächeln begeisterten.

Das menschliche Gebiss ist als Werkzeug zur Zerkleinerung unserer Nahrung unerlässlich, doch wie kommt es eigentlich, dass wir unsere Zähne regelmäßig putzen müssen? Eine berechtigte Frage. Schließlich gibt es auch wichtige Körperteile und Organe, die durchaus in der Lage sind, sich selbst zu reinigen. Ungerechterweise kommt noch hinzu, dass viele unserer tierischen Gefährten  gut durchs Leben kommen, ohne jemals eine Zahnbürste zwischen die Pfoten zu bekommen. Manche sind gar in der Lage, ihr Gebiss immer wieder zu erneuern, zum Beispiel Krokodile und Haie. Was unterscheidet uns Menschen in Sachen Zahnhygiene von Krokodilen und Haien? Überraschenderweise gar nicht so viel, wie wir womöglich denken: Die Fische der Urzeit verfügten über so genannte „Hautzähne“ – dabei war die gesamte Haut der Fische mit kleinen Zähnen bedeckt, die sich angefühlt haben wie Sandpapier. Diese Hautzähne wanderten im Laufe der Evolution – als die Fische sich langsam zu Landwirbeltieren entwickelten – an die Ränder der Kiefer. Bei vielen dieser fischartigen Wirbeltiere – die Vorfahren der heutigen Amphibien – waren die Zähne am Kieferrand locker befestigt, so dass sie bei Verlust oder Abnutzung einfach nachwuchsen, und zwar beliebig oft. Ebenso verhält es sich auch heute noch bei Haien und Krokodilen: Ihre Zähne wachsen einfach immer wieder nach.

Auch die Zähne des Menschen und vielen Säugetieren entwickelten sich ursprünglich aus diesen Hautzähnen, doch im Laufe der Evolution hat es sich für uns Säuger als sinnvoll erwiesen, über ein Gebiss zu verfügen, das fest verwurzelt ist und bei dem Ober- und Unterkiefer optimal ineinander greift, so wie es bei unseren zweiten Zähnen der Fall ist. Nachteil dieser Errungenschaft ist aber der, dass wir mit unseren zweiten Zähnen fast unser ganzes Leben lang haushalten müssen. Da nicht nur der Zahn der Zeit, sondern auch Zucker sein übriges tut, müssen wir Menschen auf einige Standard-Hilfsmittel zurückgreifen, damit in unserer Mundhöhle alles einwandfrei bleibt: Zahnbürste und Zahnpasta.


 

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Vom Zahnbürstenbaum über Wildschweinborsten-Bürsten bis zur modernen Elektrozahnbürste

Doch wie entwickelten sich diese beiden Hilfsmittel, die aus unseren Badezimmern nicht wirklich wegzudenken sind? Vorreiter in zahlreichen Errungenschaften waren bekanntlich die Alten Ägypter und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie auch die ersten waren, die großen Wert auf Mundhygiene legten. Bereits 5000 Jahre vor unserer Zeit war den Ägyptern eine Art Zahnbürste bekannt, die in dieser Form bis heute in vielen arabischen und afrikanischen Ländern in Verwendung ist und Siwak genannt wird. Dabei werden die Zweige, Wurzeln und Knospen des Arak-Baums, auch bekannt als „Zahnbürstenbaum“, gekaut und als Bürsten verwendet. Der Clou dabei: Der Arak-Baum enthält natürliches Fluorid und so ist in der selbst gefertigten Zahnbürste auch gleich die Zahnpasta enthalten. Die Umfunktionierung des Zahnbürstenbaumes ist die erste belegte Form – es existieren Abbildungen auf Papyrusrollen – der Zahnhygiene.

Salvadora Persica, die Zahnbürste der Natur

Salvadora Persica, die Zahnbürste der Natur

Das Wissen um diese natürliche Zahnbürste war aber nicht allen Kulturen zugänglich. So waren den Alten Römern Zahnbürsten völlig unbekannt. Sie punkteten hingegen mit einer Art Zahnpulver, das unter anderem aus Knochenmehl bestand. Die Römer benutzten außerdem bereits Kochsalz zur Zahnreinigung und auch der Zahnstocher war in Verwendung. Dieser blieb auch in den folgenden Jahrhunderten stets populär, wobei bei Ausgrabungen sogar Zahnstocher aus Silber entdeckt wurden.

Um etwa 1500 entwickelte sich die Zahnbürste zunächst in China, wobei die Borsten des Wildschweins als Putzutensil Verwendung fanden. Es dauerte aber erstaunlicherweise noch weitere drei Jahrhunderte, bis sich diese Zahnbürste, die von Kaufleuten nach Europa gebracht wurde, auch bei uns Barbaren durchsetzte. Die ersten europäischen Zahnbürsten waren leider auch mehr schädlich als nützlich, da die harten Wildschweinborsten abträglich für Zähne und Zahnfleisch waren. So setzte man schließlich auf Borsten aus Pferdehaar, doch da Pferdehaar innen hohl ist, konnten sich darin Bakterien sammeln und so brachte auch diese Art des Zähneputzens herzlich wenig Nutzen. Auch das Zahnpulver, das aus Kreide, Zucker und Menthol bestand, sorgte für einen Negativeffekt, da Zucker in hohen Mengen bekanntlich Gift für unsere Zähne ist. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte der Amerikaner Washington Sheffield die erste Zahnpasta, wie wir sie kennen und schätzen, indem er Glycerin zufügte.

Bild: Flickr, Science Museum London, CC BY 2.0

Bild: Flickr, Science Museum London, CC BY 2.0

Der nächste wegweisende Schritt erfolgte dann erst in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als weiche Nylonborsten eingeführt wurden, die auch schonend für das Zahnfleisch sind. Davor waren Zahnbürsten ein Luxusgegenstand und erst durch die Einführung von Nylon konnte die breite Masse tagtäglich von den Errungenschaften in der Mundhygiene profitieren. An der Entwicklung von Elektrozahnbürsten ist übrigens bereits lange vorher getüftelt worden und heute sind sie bekanntermaßen in aller Munde.

Warum Queen Elisabeth I schwarze Zähne hatte

Heutzutage gelten blendend weiße Beißerchen als Zeichen von Gesundheit und auch als Statussymbol. Viele zahlen Unsummen für Zahnkorrekturen und Mundhygiene. Doch ein strahlend weißes Lächeln war nicht immer Zeichen für Wohlstand und Reinlichkeit. Im Elisabethanischen Zeitalter z.B. war es Mode, sich die Zähne schwärzen zu lassen. Hintergrund der skurrilen Begebenheit ist, dass Queen Elisabeth I. aufgrund ihres enormen Konsums an zuckerhaltigen Leckereien komplett verfaulte Zähne hatte. Das Volk wollte seiner Herrscherin natürlich um nichts nachstehen, doch da Zucker zu dieser Zeit für die meisten Engländer unerschwinglich war, griff man auf günstigere Mittel zurück, um zu einem schwarzen Lächeln zu gelangen. Hätte man die Möglichkeit, in der Zeit zurückzureisen, würde man in England also auf ein Volk treffen, das einem stolz mit einem Mund voller schwarzglänzender Zähne entgegen grinst.

Bild: Flickr, Lisby, CC BY 2.0

Bild: Flickr, Lisby, CC BY 2.0

 

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