Weichmacher unterm Weihnachtsbaum

markus_spiske_pexels-photo-168866© Markus Spiske (pexels)

Trotz EU-Verbot findet man gefährliche Weichmacher wie Diethylhexylphthalat noch immer in Kinderspielzeug. Viele dieser Stoffe gelten als Krebserregend und greifen in den menschlichen Hormonhaushalt ein. 

Die einjährige Emma sitzt vor dem Weihnachtsbaum am Boden und kaut hingebungsvoll auf ihrer neuen knallgelben Badeente herum. Für die Kleinsten ein Weihnachtsgeschenk zu finden, fällt meist nicht schwer. Gibt es doch ach so viel buntes, quietschendes, süßes Spielzeug, mit dem man Babys und kleine Kinder begeistern kann. Und strahlende Kinderaugen freuen uns doch so sehr. Doch Achtung, die Freude kann sehr schnell vergehen. Das Prüfinstitut für Spielzeug am AGES-Institut für Lebensmitteluntersuchung in Linz (LSL) untersucht jährlich 500 Spielzeugproben. Im aktuellen Jahr fand man verbotene Weichmacher – etwa Phthalate – in 27 Spielwaren. Phthalate stehen in Verdacht, krebserregend, entwicklungs- und fortpflanzungsgefährdend zu sein. Deshalb nur „in Verdacht“, da es gesicherte Daten nur in Tierversuchsstudien gibt. Diese Weichmacher können insbesondere durch den Speichel gelöst oder über Hautkontakt in den Körper aufgenommen werden.

Eigentlich existiert ein EU-weites Verbot für Phthalate für Babyartikel und Kinderspielzeug für die Verwendungsgruppe bis zum Alter von drei Jahren. Wie kann es also sein, dass diese Stoffe dennoch in Spielwaren, welche auf dem Labortisch des LSL untersucht wurden, gefunden werden konnten?

Verbot mit Wenn und Aber

Zum einen wäre da einmal die Umgehung des Verbots, indem Spielwaren, welche Phthalate enthalten, mit der Warnung „Nicht für Kinder unter 3 Jahren geeignet“ versehen werden. Man muss in diesem Fall also hoffen, dass sich ein dreijähriges Kind nicht mit seinem oralen Sinn über die Puppe oder den Ball hermacht. Doch in die Hand nehmen wird es die Spielwaren ja doch.

Zum anderen werden etwa 80% des in der EU erhältlichen Spielzeugs importiert. Zwar existiert die CE-Kennzeichnung – also der Hinweis, dass der Hersteller die geltenden europäischen Sicherheitsstandards eingehalten hat – jedoch ist die Kontrolle durch unabhängige Prüfstellen nicht verpflichtend. Das CE-Zeichen gibt also keine Garantie für qualitativ hochwertiges und sicheres Spielzeug.

Viele Spielsachen werden überdies online bestellt. Das scheinbar unbegrenzte und günstige Angebot im Internet und die Möglichkeit, den vorweihnachtlichen Hürdenlauf in der Innenstadt zu umgehen, ist sehr verlockend. Doch das LSL warnt davor, da auf diese Weise Waren von außerhalb der EU, welche möglicherweise keiner Sicherheitsprüfung unterzogen wurden, per Post direkt in die österreichischen Haushalte gelangen.

Plastikente

© Bernadette Strohmaier

Plastikfreie Zone

Tatsache ist, dass es kaum möglich ist, Kinderzimmer als Plastikfreie Zone auszuweisen. Deshalb kommt man nicht umhin, – will man Kindern unbedenkliches Spielzeug zu Weihnachten schenken – sich gut zu informieren. Die Umweltberatung gibt zahlreiche Empfehlungen, worauf beim Kauf geachtet werden soll.

Emma, das zu Beginn beschriebene Mädchen, ist ein von der Autorin erdachtes Kind. Ihre Badeente ist aus Naturkautschuk. Diese gibt es wirklich.


Nähere Informationen:

Hier gibt es Infos zum Thema Spiezeug der Umweltberatung. 

Auch die Umweltschutz-Organisation Global 2000 bietet Informationen für Eltern

Zu den Publikationen des AGES-Instituts gelangt man hier entlang

 

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