Sag mir, wo die Bienen sind

Bild: flickr, Michael Bumann, CC BY 2.0

Bild: flickr, Michael Bumann, CC BY 2.0

Das kleinste Nutztier der Welt ist ein ganz braves und fleißiges. Es sucht neue städtische Zuhause und braucht mehr Aufmerksamkeit!

Zugegeben, Bienen sind keine Haustiere im klassischen Sinn. Lässt man Haftungsfragen der Bienenbesitzer für Bienenstiche an Dritten außer Acht (Ja, das ist immer wieder Thema. Wers nicht glaubt, möge „Bienenstich“ und „Schmerzensgeld“ googeln), erstaunt es nicht, dass viele, die dem Trend des Hobby-Bienenzüchtens folgen, sie als ihre Haustiere betrachten.

Felix Munk, Sprecher des Vereins Stadtimker und selbst Imker, bevorzugt eine andere Sicht auf die bedrohten Insekten, nämlich die als Wildtiere. Jedenfalls aber sind sie auch Nutztiere, die wichtigsten, behaupten manche. Denn ohne Bienen am Himmel geht auf Erden bekanntlich nicht viel.

Die Intensivierung der Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hat die Lebensräume für Wildbienen stark schrumpfen lassen, durch Unkrautbekämpfung und Überdüngung gibt es weniger Blüten und Pestizide sorgen direkt für Bienensterben.

Bild: Flickr, Nick Watton, CC BY 2.0

Bild: Flickr, Nick Watton, CC BY 2.0

Die Schattenseiten des Ruhms

Letzteres ist spätestens seit Bienenangelegeneheiten im Jahr 2013 sogar die Bundesregierung ins Zweifeln brachten, in Österreich weithin bekannt. Felix Munk sieht die Aufmerksamkeit, die das Thema 2013 bekommen hat, im BIORAMA-Interview gespalten:

„Es hat einen Hype ausgelöst. In guter Absicht kaufen sich Laien Bienenstöcke, wissen aber oft nicht mit diesen umzugehen. Mit einem Befall des Stocks durch Varroamilben etwa sind viele überfordert, infizierte Stöcke vergrößern aber das Risiko, dass auch benachbarte Stöcke befallen werden. Das führt heuer zu einem Bienensterben von 73 % in Wien – dem höchsten, das wir jemals hatten.“

Was raten Sie interessierten Bienenhaltern?

Imkertätigkeit sollte nicht ohne Ausbildung erfolgen. Wir bieten hierzu auch Kurse an, teilweise sogar kostenlos. Wir betreuen aber gerne professionell Bienenstöcke, wenn uns jemand einen geeigneten Platz dafür zur Verfügung stellt. Grundvoraussetzungen sind ein paar Quadratmeter Platz, die gut zugänglich sein sollten – etwa auf einem ungenützten Balkon oder einem Hausdach. Wenn wir eine Fläche gemeldet bekommen, prüfen wir aber ohnehin vorab die Eignung.

Wie kann man sich die Mitglieder des Vereins Stadtimker vorstellen?

Stadtimker gibt es in ganz Europa, unsere Mitglieder sind Biologen, Imker, aber auch Informatiker oder Wirtschafswissenschafter – einfach Leute, die sich für den umfassenden Schutz der Bienen interessieren. Wir sind kein kommerzielles Projekt, unser Verein existiert seit elf Jahren als Bienenschutzprojekt. Um die Honigbiene dreht sich nur ein kleiner Teil unserer – ehrenamtlichen – Arbeit.

Warum ist das Interesse an der Wildbiene so gering?

Wenn ein Honigbienenvolk stirbt, gibt es einen Aufschrei, schlicht weil damit Geld verdient wird. Die Wildbienen sind jedoch die, die viel stärker bedroht sind. In Österreich sind mittlwerweile ganze Landstriche komplett wildbienenfrei. Und in Wirklichkeit geht das Problem über Bienen hinaus: Schmetterlinge, Käfer, die ganze Insektenwelt ist betroffen. Wir versuchen gerade, mit einer neuen Informationsseite www.wildbienenschutz.at die Aufmerkamkeit wieder mehr in Richtung der Wildbienen zu lenken.

Die Stadtimker informieren auf www.stadtimker.at über den Bienenschutz und ihr dazugehörendes Angebot.

 

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