Öko-Box adé

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Ab 2016 in den meisten Teilen Österreichs Geschichte: die „Öko-Box“. Bild: ARA AG

Ausspühlen – einknicken – flachfalten – und ab in die Öko-Box: 23 Jahre lang hat Österreich Tetraverpackungen gesondert gesammelt. In acht von neun Bundesländern hat der beliebte Sammelbehälter mit 31.03.2016 ausgedient.

Die Welt in Wien war ja schon immer ein bisserl anders. Mit der Öko-Box bleibt dem Bundesland erhalten, was spätestens seit Frühjahr 2016 im restlichen Österreich der Vergangenheit angehört. Getränkeverpackungen landen von nun an entweder in der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack.

Angefangen hat alles wie so oft mit einer Gesetzesnovellierung. Seit 2013 sieht das hiesige Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) vor, dass Sammel- und Verwertungsysteme ganze Sammelkategorien bedienen, sprich im Falle der Öko-Box Sammelgesellschaft m.b.H statt nur Tetrapaks alle Leichtverpackungen abgeholt werden müssen. Aufgrund der fehlenden Bewilligung für die ausschließliche Absammlung von Tetrapackungen gab die Öko-Box GmbH ihr Geschäft an die Altstoff Recycling Austria AG, kurz ARA ab.

„Durch diese Lösung bleiben die bekannte Marke Öko-Box wie auch die funktionierende Sammelsystematik erhalten.“ Für die Bevölkerung solle sich nichts ändern, vielmehr die zweckmäßige Abstimmung der Sammelsysteme und eine damit einhergehende Kosteneinsparung für Wirtschaft und Konsumenten stattfinden, hieß es bei der Übernahme 2014 seitens der ARA.

Never change a running system?

Eineinhalb Jahre später nun leider doch. Mit der Liberalisierung der österreichischen Abfallwirtschaft rentiert sich das „Boxengeschäft“ nun auch für die ARA nicht mehr: Die gute alte Öko-Box fiel dem Wettbewerb zum Opfer. Laut ARA müsse man effizienter arbeiten. Ohnehin 70% aller Tetraverpackungen würden längst in der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack landen. Eine separate Hausabholung mache daher nur mehr wenig Sinn.

Schon seit Anfang 2015 wurden die Sammelboxen nach und nach in den meisten Regionen verabschiedet. Mit 2016 ist nun auch die Rücknahme in Hoferfilialen, bei der Post und Postpartnern Geschichte. Einzig im Bundesland Wien bleibt die Hausabholung zweimal monatlich bestehen. Dies hängt damit zusammen, dass Wiens Gelbe Tonnen lediglich für Plastikflaschen, nicht aber für Leichtverpackungen gedacht sind. Aller übriger Abfall landet erst im Restmüll, dann in der Müllverbrennung. D.h: Wer in Wien Tetrapaks zum Restmüll wirft, sorgt dafür, dass sie verbrannt werden. Nur in der Öko-Box werden sie recycelt.

 

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Aus „Öko-Box“ wird Sack&Tonne. Foto: ARA AG

Die Öko-Box in Zahlen

Jährlich fast 8.500 Tonnen Getränkeverbundkarton wurden durch die Haushalts-, Post- und Bauhofsammlungen recycelt, außerdem weitere rund 7300 Tonnen thermisch verwertet. Obwohl ARA betont, dass die Abschaffung der Box auch die Mülltrennung für Bürger erleichtern würde, freuen sich nicht alle.

In Teilen Tirols und Kärntens wurde die Sammlung der Ökoboxen von sozialen Einrichtungen übernommen. Seit die Boxen fehlen, fehlt es den pro mente- und Lebenshilfe-Mitarbeitern an Arbeit. Ganze 45 Tonnen Müll habe man etwa der Stadt Innsbruck durch die Hausabholung im Jahr erspart. Für ihr soziales Engagement hat die Öko-Box bereits den „Sozialoskar“ erhalten und wurde für den TRIGOS in der Kategorie Arbeitsplatz nominiert.

Voller Wehmut sagen wir Tschüss und Tschau, liebe Öko-Box! An der umweltgerechten Verwertung der Tetrapaks wird sich aber auch künftig nichts ändern. Die gesammelten Getränkekartons werden zu neuen Kartons, deshalb gilt für Sack & Tonne gleichermaßen: Luft raus, flachdrücken, fertig! Abfuhrtermine nach Regionen für den Gelben Sack und die Gelbe Tonne finden sich übrigens hier.

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