Die Crowd fundet, was sie sich teilt

Crowdfunding kann funktionieren. Das sieht man an der Kampagne der „Bibliothek der Dinge“, Leila, die sich damit den Standortwechsel in Wien finanziert hat.

Crowdfunding führt zu Relaunch
Das Team der "Bibliothek der Dinge" startet mit ihrem Projekt neu durch. Bild: www.leihladen.at

Geteilter Konsum – oder collaborative Consumption auf Englisch – bezeichnet ein wirtschaftliches Konzept, nach dem Güter nicht als Privatbesitz erworben werden, sondern gemeinschaftlich genutzt oder geteilt werden. Das soll Ressourcen sparen und somit die Umwelt schonen. So auch im Leihladen, Leila.

Forschungsprojekte für geteilten Konsum
In Wien gibt es Projekte, die geteilten Konsum betreiben. Von Carsharing über Coworking-Büros bis hin zum Kleidertausch ist alles Mögliche dabei. Das Forschungsprojekt „Sharing Economy Wien“ der WU, MA23 und der Stadt Wien hat sich alle Plattformen in Wien angeschaut, die sich ganz der Idee des Teilens von Gütern widmen. Diese haben sie in einer Karte zusammengefasst. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem i-share Forschungsverband durchgeführt, der ein ähnliches Projekt für Deutschland durchführte.

Crowdsharing in Wien

Das Projekt „Sharing Economy Wien“ hat eine Karte aller Sharing-Projekte erstellt. Bild: Screenshot www.sharing-economy.at

Die Menschen hinter den Konzepten und Projekten haben sich mittlerweile zu einer richtigen Community zusammengefunden. Auf Seiten wie „Vienna Shares“ können sich verschiedene Mitglieder austauschen.

Leila – eine Bibliothek für alles außer Bücher
Ein Sharing-Projekt in Wien ist Leila, auch bekannt als „Bibliothek der Dinge“. 2014 eröffnete das Team ihren ersten Standort nach dem Vorbild des gleichnamigen Geschäftes in Berlin. Die Idee kam von der Jugendgruppe des Vereins SOL – Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil. Durch das Leihsystem sollen Dinge, die sonst eher selten in Haushalten benutzt werden, öfter zum Einsatz kommen und somit soll ressourcensparend gearbeitet und die Umwelt geschont werden.

Logo von Leila

Der Leihladen arbeitet mit dem Konzept des geteilten Konsums. Bild: www.leihladen.at

Ist man erst einmal Mitglied bei Leila, kann man so viele Gegenstände ausleihen, wie man will, und bringt die Gegenstände nach einer vereinbarten Frist zurück. Verliehen werden vor allem Dinge, die zwar nützlich sind, man aber nicht jeden Tag braucht. Werkzeuge oder spezielle Küchengeräte etwa. Aber auch Kostüme oder Sportgeräte gehören mittlerweile zum Sortiment. Die Gegenstände stammen von den Mitgliedern selbst, nur bei sehr hohem Bedarf wird etwas von Leila angekauft.

Mittlerweile zählt Leila über 200 Mitglieder und über 600 Dinge. Das ehrenamtliche Projekt finanziert sich nur über Mitgliedsbeiträge. Zusätzlich zum Leihangebot im Geschäft veranstaltet Leila auch immer wieder Events, etwa zum gemeinschaftlicher Kleideraustausch oder zur Reparatur einiger Gegenstände.

Leihladen sucht neuen Standort
Doch nach langjähriger Erfahrung mit dem Konzept will das Team von Leila dieses noch verbessern und das gleich mit einem Standortwechsel verbinden. Um das finanzieren zu können, hat Leila Anfang Juni online eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Die Kampagne endet am 30. Juni 2018 um Mitternacht, aber bereits zwei Tage davor wurde das finanzielle Ziel von 11.800€ überschritten. Die Aktion hatte über 220 Unterstützer.

Zur durchschnittlichen Wiener Wohnung gehört kein Werkzeugkeller. Und doch braucht fast jeder ab und zu mal eine Bohrmaschine oder eine Zange – Gut, wenn man sich eine ausleihen kann, zum Beispiel in einem Leihladen.

Vor allem Werkzeuge sind bei Leila beliebt. Denn zur durchschnittlichen Wiener Wohnung gehört nunmal kein voll ausgestatteter Werkzeugkeller. Bild: Pixabay

Das Geld soll vor allem in die Anschaffung neuer Gegenstände fließen, aber auch in einen neuen zentraleren Standort, der noch nicht feststeht. Die neue Bibliothek der Dinge soll auch länger und öfter offen haben – momentan haben sie nur an zwei Tagen die Woche geöffnet – und mehr Beratung bieten.

Auch eine neue Website, die gemeinsam mit dem neuen Geschäft gelauncht wird, ist mehr Events, falls noch was vom Budget übrigbleibt, sind geplant. Außerdem wurde das Mitgliedssystem geändert, von einem jährlichen Beitrag zu einer Leihgebühr für die einzelnen Gegenstände.

Das Team von Leila glaubt weiterhin an den Erfolg ihrer „Bibliothek“ und das Konzept des Teilens. Und auch daran, dass sich ihnen in der Zukunft noch mehr Leute anschließen werden. Ein Jahr nach dem Relaunch im Herbst 2018 wollen sie bereits 1.000 regelmäßige Nutzer haben. Share on!

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