Gesucht: Transparenz bei Investments

Die Frage, wie Geld möglichst sinnvoll angelegt werden kann, stellt sich potenziellen InvestorInnen, Regulationseinrichtungen und auch Unternehmen. Derzeit tut sich in dem Markt so viel wie nie zuvor.

Eine Euromünze mit Umweltmotiv
»Der Finanzbereich ist ein zentraler Hebel für den Klimaschutz«, so Michaela Seelig vom österreichischen Klimaschutzministerium. Damit dieser Hebel auch etwas in Bewegung setzen kann ist vor allem eines wichtig: Transparenz. Bild: iStock.com/rusm.

Es gibt praktisch keine Anbieter von Finanz- und hier vor allem Anlageprodukten mehr, die kein Angebot haben, das irgendwie auf Nachhaltigkeit setzt, und die Suche nach entsprechenden Investmentmöglichkeiten wird mit einem oberflächlichen und schwer einzuordnenden Überangebot beantwortet. Diese Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren intensiviert und erreicht nun jährlich neue Höhepunkte. Öffentliche Einrichtungen – sei es auf EU- oder Landesebene in Österreich oder Deutschland – versuchen diese Entwicklung gleichermaßen zu beschleunigen wie auch zu gestalten. Aktuell tut sich sehr viel und es sind klarere und transparentere Reglements im Entstehen.

Für einzelne InvestorInnen sind diese aber nach wie vor nicht leicht verständlich. Aber schon die eigene Recherche oder die Nachfrage bei BeraterInnen der eigenen Bank oder FinanzanbieterInnen hat Auswirkungen. Die aktuelle Entwicklung hat dabei für verschiedene MarktteilnehmerInnen verschiedene Ursachen und Ausgangspunkte. Das klassische Sparbuch hat dank zu niedriger Zinsen schon lange an Attraktivität verloren.

Wer Formen sucht, sein Geld möglichst sinnvoll und mit individuell gestaltetem Fokus anzulegen, findet verschiedene Formen nachhaltiger Investments. Nicht zuletzt Fonds, Vorsorgekassen, Lebensversicherungen und auch Crowdinvestment-Angebote. Welche davon wie attraktiv sind, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sehr man mit dem Investment beschäftigt sein und sich involvieren will. Die wachsende Nachfrage sorgt für mehr Angebot und entsprechende Produkte.

Grafik zur Finanzierung des "European Green Deal"
Die europäische Union möchte eine Billion Euro bis zum Jahr 2030 in den Klimaschutz investieren – hierbei wird auf staatliches Geld, aber auch auf private Investitionen in klimapositive Unternehmungen gebaut. Bild: iStock.com/MHJ Quelle: »Europäischer Grüner Deal« und Österreichisches Bundeskanzleramt.

Verschiedene Motive und Ziele

Unabhängig von InvestorInneninteressen braucht es, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, außerdem Investments: Bis 2030 müssen laut Nationalem Energie- und Klimaplan in Österreich jährlich rund 17 Milliarden Euro in Klimaschutzmaßnahmen investiert werden, um die derzeitigen Klima- und Energieziele 2030 zu erreichen. »Dieser Plan berücksichtigt dabei weder das Ziel der Klimaneutralität 2040 noch die neuen Vorschläge der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für eine Zielanhebung für 2030 auf mindestens minus 55 Prozent, die das Klimaschutzministerium unterstützt. Die öffentliche Hand kann das nicht allein stemmen. Um diese Finanzierungslücke zu schließen, gilt es, Investitionen aus dem Privatsektor zu mobilisieren. Der Finanzbereich ist daher ein zentraler Hebel für den Klimaschutz«, erklärt Michaela Seelig vom österreichischen Klimaschutzministerium. Aktuell kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Ausrichtung auch finanziell auszahlt und Regionen, Länder und Organisationen, die sich hier entsprechend aufstellen, damit auch wirtschaftlich erfolgreich sein können. Ebenso wie ihre InvestorInnen. 
Und schließlich bedeutet der Klimawandel für Unternehmen ein zunehmendes Risiko: physisch etwa durch Unwetter, weniger Schnee und Naturkatastrophen. Rechtlich durch Haftungsfragen bis hin zu Kompensationsklagen. Politisch und regulatorisch durch veränderte Rahmenbedingungen. Und letztlich sozial, etwa durch geändertes Konsumverhalten und Imageschäden, wie der Faktencheck Green Finance des Klima- und Energiefonds skizziert. »In der Global Risks Landscape 2020 des Weltwirtschaftsforums ist der Klimawandel bzw. das Versagen im Klimaschutz und in der Klimawandelanpassung als höchstes Risiko eingestuft. Zahlreiche weitere Umweltrisiken befinden sich unter den Top-10-Risiken«, steht in der Einleitung des Leitfadens zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken der Finanzmarktaufsicht. Mit einer Kursänderung ist es künftig einfacher, Investments zu bekommen, Kredite oder auch schlicht neue Absatzmärkte. Unternehmen, die in fossiler Energieerzeugung tätig sind, haben es heute schon schwerer, Investoren zu finden und ihren Unternehmenswert zu halten. 

Kriterienkatalog

Im Kern geht es bei nachhaltigem Investment um zwei Themen: zum einen das Vermeiden von Investments in unerwünschte Branchen wie Waffen, Öl, Kohle und, abhängig von der Auslegung, Atomenergie. Und um soziale Standards: Kinderarbeit, die Nichteinhaltung von ArbeitnehmerInnenrechten oder auch die Zerstörung der Lebensräume und die Nichtbeachtung der Rechte indigener Völker sollen vermieden werden. Genauso wichtig ist auf der anderen Seite die Förderung mancher Branchen und Bereiche: erneuerbare Energien, Artenschutz und Biodiversität, neue, umweltfreundliche Technologien und auch Bildung und Gesundheit. Diese Ziele wurden auch durch die Definition der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) und anderer ESG-Ziele nur ausformuliert, aber nicht verändert.

Dass hier zunehmend Regularien und Druck auch von öffentlicher Seite wie den Vereinten Nationen oder der EU-Kommission kommen, begrüßt etwa der WWF. Erika Singer, Programm-Managerin Sustainable Finance beim WWF: »Für eine effektive Transformation des Finanzsektors braucht es mehr Druck durch klare, regulatorische Vorgaben. Regelungen für mehr Transparenz schaffen Vergleichbarkeit und können das Bewusstsein dafür schärfen, was mit dem investierten Geld passiert. Ziel für AnlegerInnen und FinanzdienstleisterInnen ist eine Investition in ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Geschäftsmodell – mit möglichst minimierten Risiken. Wer heute in ein Kohlekraftwerk investiert, hat wohl ein sehr kurzsichtiges Zukunftsbild.«

Grafik über private und institutionelle InvestorInnen in Österreich und Deutschland
Ein Überblick über private und institutionelle InvestorInnen in Österreich und Deutschland, zusammengestellt vom »Forum Nachhaltige Geldanlagen«, seit 2001 die zentrale Stelle für nachhaltige Investments im deutschsprachigen Raum. Bild: Biorama Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen.

Transparenz als Grundlage

Eine zentrale Stelle im deutschsprachigen Raum für nachhaltige Investments ist das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), ein seit 2001 tätiger Fachverband für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit 170 Mitgliedern. Das FNG veröffentlicht unter anderem jährliche Marktberichte für Deutschland, Österreich und die Schweiz und macht den Markt für nachhaltige Geldanlagen etwas durchschaubarer. Seit 2012 erstellt das FNG außerdem Nachhaltigkeitsprofile von Fonds und AnbieterInnen und fasst diese für eine leichtere Vergleichbarkeit in der »FNG-Matrix« zusammen. Zusammen mit dem 400 Organisationen umfassenden Dachverband European Sustainable Investment Forum (Eurosif) vergibt das FNG seit 2008 ein Transparenzlogo für nachhaltige Publikumsfonds und ist Initiator und Herausgeber des 2015 gestarteten Qualitätssiegels für nachhaltige Publikumsfonds. Grundlage für das Siegel ist noch vor inhaltlichen Kriterien Transparenz.

Für eine Weiterentwicklung sorgen laut FNG sowohl eine steigende Nachfrage als auch gesetzliche Regularien: »Besonders auffällig ist, dass sich das Anlagevolumen in Fonds und Mandate, die den PrivatanlegerInnen zugeordnet werden, im letzten Jahr nahezu verdoppelt hat! Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Nachhaltigkeit auf dem Anlagemarkt begünstigen und für mehr Transparenz sorgen, sind die wichtigste treibende Kraft.« Für das FNG zeigt sich, dass die von der EU-Kommission eingeleiteten Maßnahmen im Rahmen des Aktionsplans Finanzierung nachhaltigen Wachstums bereits einen Anstoß am Finanzmarkt geben konnten: »Die Offenlegungspflichten zu Nachhaltigkeitsrisiken, die Taxonomie sowie die standardisierten Referenzwerte für CO2-Benchmarks wurden bereits von der EU-Kommission beschlossen und sind zum Teil bereits in Kraft getreten. Mit dem European Green Deal und der erneuerten Sustainable-Finance-Strategie der EU-Kommission sind weitere Verschärfungen zugunsten von Sustainable Finance zu erwarten.«

Ab 2021 gibt es eine Offenlegungspflicht für VermögensverwalterInnen und AnlagenbesitzerInnen zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken. Den in Österreich höheren Marktanteil von 15,9 Prozent an nachhaltigen Fonds und Mandaten im Gegensatz zu 5,4 Prozent in Deutschland führt FNG auf die Vorsorgekassen in Österreich zurück: »Diese größte Gruppe unter den institutionellen InvestorInnen trug im Wesentlichen dazu bei, dass Nachhaltigkeitszertifizierungen breit genutzt und als Nachhaltigkeitsstandard anerkannt sind.«

Die Anlage in nachhaltige Fonds und Mandate nahm im letzten Jahr erheblich zu – vor allem von privaten InvestorInnen. Bild: iStock.com/MHJ Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen.

Ursprung im Aktivismus

Ein Pionier im Bereich nachhaltigen Investments ist Max Deml. Der Wahlwiener nutzte bereits in den 1980er-Jahren als Studierender Aktien, um gegen Missstände aufzutreten. Gemeinsam mit KollegInnen kaufte er einzelne Aktien von Vorgängern der heutigen Bank Austria oder von Steyr Daimler Puch und sorgte bei Aktionärsversammlungen lautstark dafür, dass die Unternehmen nicht ganz ohne Widerspruch agieren konnten. Bereits 1991 gründete er Öko-Invest, ein kleines Medienunternehmen, das Abos und Bücher mit Einblick und konkreten Tipps für das Finanzgeschäft und nachhaltige Aktien anbietet.

Er hat nicht nur das Aktienpotenzial von Tesla früh erkannt (und mittlerweile zum Verkauf geraten, da zumindest weiteres Wachstum zwischenzeitlich bereits eingepreist schien), sondern auch früh das Potenzial von Tomra gesehen. Die Aktie des an der Osloer Börse notierten Entwicklers von Leergutrücknahmeautomaten und Pfandsystemen hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht – der Kursgewinn liegt jenseits der 7000 Prozent.

Der von Max Deml 1997 entwickelte internationale Natur-Aktien-Index nx-25 enthält 25 Unternehmen, darunter Geberit, Tesla, Tomra, Umweltbank, Vestas Wind und die österreichischen Titel Mayr-Melnhof und Verbund. Während der nx-25 im Zeitraum von April 1997 bis Mitte September 2020 um 1623 Prozent zulegen konnte, brachte es der »konventionelle« Vergleichsindex MSCI World im gleichen Zeitraum auf 191 Prozent. Sich positiv entwickelnde Unternehmen legen nicht nur an der Börse zu, sondern zahlen auch jährlich Dividenden.

Portrait Max Deml
Max Deml gibt im Öko-Invest-Verlag ein Börsenbrief-Abo mit Empfehlungen für nachhaltige Investments und das Handbuch »Grünes Geld« heraus. Bild: Thomas Topf.

Datenabgleich

Geht es um Wertpapiere, hat in den letzten Jahren das Tool Cleanvest für Aufsehen gesorgt. Die Plattform lässt über 4800 in Österreich erhältliche Fonds nach Nachhaltigkeitskriterien filtern und zeigt deren Performance an. Entwickelt wurde das Tool vom Wiener Unternehmen ESG Plus, einem Social-Impact-Unternehmen, dessen Gründerteam vorher unter anderem beim WWF in dessen Green-Finance-Team tätig war. Grundlage des Tools sind international erhältliche Daten, die vom Team teilweise in Handarbeit abgeglichen werden. Die Daten kommen beispielsweise von RepRisk, einem Schweizer Data-Science-Unternehmen, das auf Machine Learning (KI) setzt und sich auf ESG- und Business-Conduct-Risikoforschung fokussiert. Ziel ist hier nicht die Vergabe von Ratings, sondern die Identifizierung von Risiken durch eine Auflistung von Verstößen gegen indigene Rechte oder Fällen von Kinderarbeit. ESG Plus bekommt von RepRisk pro Jahr allein im Bereich indigener Rechte eine Liste von 700 bis 800 Vorfällen, die dann einzeln mit den Fonds abgeglichen werden.

Sipri, das Stockholm International Peace Research Institute, ist eine wissenschaftliche Einrichtung, die in den 1960er-Jahren als Stiftung von der schwedischen Regierung gegründet wurde, um globale Entwicklungen im Bereich Frieden und Sicherheit zu erforschen, und etwa Verstrickungen in Waffenhandel offenlegt. Unternehmen und Einrichtungen wie diese bilden die Informationsgrundlage für ESG Plus und Cleanvest, bei der finanziellen Performance kommen die Zahlen von Morningstar, dem internationalen Standard in diesem Bereich, zum Einsatz. ESG Plus, das gerade auch mit Cleanvest nach Deutschland expandiert, erfreut sich mit seinen Services einer hohen Nachfrage. Elisabeth Müller, Leiterin von ESG Plus Österreich: »In Umfragen merken wir nicht nur eine steigende Nachfrage nach unseren Lösungen, sondern auch, dass den potenziellen AnlegerInnen viele Angebote immer noch zu intransparent sind und sie sich ein größeres Angebot an nachhaltigen Investmentprodukten wünschen, aus dem sie wählen können.« Cleanvest ist für NutzerInnen gratis. Sie können auf der Website Kriterien – Ausschlussgründe und Wünsche – auswählen und unmittelbar sehen, wie sich das auf das verfügbare Angebot auswirkt. Jedes der neun Kriterien kann auf »egal«, »wichtig« oder »strikt« gesetzt werden. Es wird zudem angezeigt, wie ein Fonds bei den einzelnen Kriterien auf einer Skala von 1–10 abschneidet. Aktuell gibt es, setzt man alle Kriterien auf »strikt«, ganze zwei Treffer. ESG Plus bietet seine Services auch Finanzunternehmen und institutionellen Anlegern an, die damit ihre Portfolios durchleuchten können.

Internationale Standards entstehen

Es gibt aber nicht nur private Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind. Seit 2015 arbeitete die Europäische Kommission an einem Aktionsplan, der sicherstellen soll, dass sich künftig das komplette Finanzbusiness an Nachhaltigkeitskriterien orientiert – Orientierung ist hier die Einhaltung der 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele. Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist der 2018 veröffentlichte »Aktionsplan nachhaltige Investments«, dem Ende 2019 zehn Maßnahmenpakete folgten. Unter anderem die Entwicklung einer klaren Taxonomie zur Definition nachhaltiger Geldanlagen.

Ziel war laut BMK ein »harmonisiertes Klassifikationssystem für Investitionen, das ökonomische Aktivitäten identifiziert, die den Nachhaltigkeitszielen der EU dienen, und die Festlegung einheitlicher Kriterien für die Feststellung, ob eine Wirtschaftstätigkeit ökologisch nachhaltig ist«. Die sechs Umweltziele der Taxonomie sind: Klimaschutz, Klimawandelanpassung, Wasser, Kreislaufwirtschaft, Umweltverschmutzung, Ökosysteme. Es gibt die Intention, langfristig soziale Ziele in die Taxonomie aufzunehmen. Laut dieser Taxonomie sind die Kriterien erfüllt, wenn ein Unternehmen substanziell zu einem der Klimaziele beiträgt, keines der anderen Ziele maßgeblich verletzt, minimale soziale Standards eingehalten werden und sich die Einordnungen mit technischen Screening-Kriterien überprüfen lassen. Der Aktionsplan ist aber auch Vorbild für die Nationalstaaten, um in dem Bereich aktiv zu werden.

In Deutschland wurde im Juni 2019 der Sustainable-Finance-Beirat eingesetzt, um die deutsche Bundesregierung bei der Ausarbeitung und Umsetzung ihrer Sustainable- Finance-Strategie zu beraten. In Österreich arbeiten das Klimaschutzministerium, das Finanzministerium sowie das Umweltbundesamt ebenfalls seit 2019 an einer Green Finance Agenda. Ein relativ neues Tool ist PACTA. Das steht für »Paris Agreement Capital Transition Assessment« und ist ein vom Non-Profit-Thinktank »2° Investing Initiative« entwickeltes Modell zur Klimaverträglichkeitsprüfung von Finanzportfolios. Aktuell befindet sich die erste national akkordierte österreichische Teilnahme an dieser Initiative in einem Testlauf. 

Mithilfe von Tools wie zum Beispiel »Cleanvest« können österreichische Fonds nach Nachhaltigkeitskriterien gefiltert werden – unter anderem auch nach den dargestellten Ausschlusskriterien. Das Tool exportiert im Moment nach Deutschland. Bild: iStock.com/MHJ Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen.

Die Green Finance Agenda in Österreich wird viel mehr umfassen als die Einordnung von Aktien und Fonds, Bonds und Anleihen in ein möglichst transparentes System. Max Deml weist darauf hin, dass es neben Aktienfonds auch direktere Anlageformen wie Sachwertfonds beziehungsweise Beteiligungsgesellschaften gibt, bei denen das Geld zum Beispiel in neue Solar- oder Windkraftparks fließt. Zentral ist auch das Retailgeschäft der Banken, da auch in Österreich und Deutschland große Anteile des Geldes auf Konten, Sparbüchern und anderen Formen liegen und umgekehrt durch Kredite finanziert werden.

Es geht darum, die Werkzeuge auch Projekten und Unternehmen zugänglich zu machen, die nicht an der Börse sind. Hier geht es zum Teil darum, neue Formen zu entwickeln, die oft auch mehrere kleinere Projekte sammeln und damit für größere Anleger attraktiv machen. »Jede Bürgerin und jeder Bürger kann sich mit nachhaltigen Investitionen am Klimaschutz beteiligen. Zum Beispiel über nachhaltige Wertpapieranlagen oder die Anlage des eigenen Geldes auf einem grünen Sparbuch. Eine andere Möglichkeit ist Crowdfunding, bei dem viele Privatpersonen kleinere Beträge investieren, oder auch direkte Investitionen in eine eigene Photovoltaikanlage oder ein E-Auto«, sagt Michaela Seelig.

Denn, so ist man im BMK überzeugt: Das eigentliche Problem ist nicht, dass den PrivatanlegerInnen das Geld fehlt. Dieses ist vorhanden und da nachhaltige Projekte trotz natürlich vorhandenen Risikos als zukunftssicherer gelten, ist nachhaltiges Investment auch attraktiv. Die Aufgabe besteht darin, die Projekte und Unternehmen richtig zu bewerten und sie mit den InvestorInnenen aller Größenordnungen zusammenzuführen.

Erst im Sommer hat der Bankenverband angekündigt, sein komplettes Geschäftsmodell nachhaltig ausrichten zu wollen – allerdings noch vergleichsweise unkonkret. Der WWF arbeitet bereits mit Banken zusammen und sieht eine große Chance darin, dass diese hier aktiver werden. Erika Singer: »Nachhaltigkeit muss in das gesamte Kerngeschäft der Banken Einzug finden. Im Investmentbereich haben sich schon erste Lösungen etabliert – große, börsennotierte Unternehmen unterliegen zum Beispiel Transparenzstandards, was Ratings möglich macht beispielsweise in Bezug auf Nachhaltigkeitskriterien. Auch im Bereich der Kreditvergabe hätten Banken die Möglichkeit, durch Richtlinien, gezielte Beratung und geeignete Produktlösungen nachhaltiges Verhalten bei EndkonsumentInnen und Wirtschaftstreibenden zu fördern.« Dabei kann nicht nur entschieden werden, welche Projekte Kredite bekommen und welche nicht, sondern es können auch Konditionen von Nachhaltigkeitskriterien abhängig gemacht werden.

Es lohnt sich nachzufragen

Neben Aktien und Fonds und ihren indirekten Auswirkungen gibt es viele weitere Investmentformen und direktere Mittel zur Gestaltung: Das kann vom Crowdinvestment, hier gibt es z. B. mit Green Rocket einen Anbieter, der sich auf nachhaltige Projekte fokussiert, bis zu direkten Beteiligungen reichen. Seit einigen Jahren werben Finanzinstitute damit, dass Investments eine Möglichkeit sind, die Welt nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Diese Aussage darf getrost in den Bereich des Marketingsprechs geschoben werden.

Ganz falsch ist die Aussage aber auch nicht: Alle haben Geld auf Konten, bei Banken, Kredite, berufliche Vorsorgekassen und das eine oder andere Investment. Es lohnt sich nachzufragen, was mit dem Geld geschieht, wie dieses genutzt wird und welche Einblicke die Finanzinstitute hier gewähren. Je direkter die Verbindung und je aktiver der eigene Umgang mit dem Thema sind, desto größer sind die Auswirkungen und Möglichkeiten. 

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