Monsanto verliert zweiten Krebsprozess – und zahlt 80 Millionen

80 Millionen Dollar muss der Konzern Bayer, der Monsanto gekauft hat, dem Pensionisten Edwin Hardeman zahlen. Bei ihm wurde nach der Verwendung des Herbizids »Roundup« Krebs diagnostiziert.

Der 70-jährige Edwin Hardeman hat von einem Gericht in den USA 80 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen bekommen. Er hatte gegen Monsanto – das dann von Bayer gekauft wurde – geklagt, weil er mit Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde, nachdem er auf seinem Grundstück jahrelang das glyphosathaltige Mittel »Roundup« eingesetzt hatte. In der vergangenen Woche hat die Jury bereits entschieden, dass »Roundup« wesentlich zur Krebserkrankung von Hardeman beigetragen hat. 

Im zweiten Teil der Verhandlung wurde gestern die Frage geklärt, ob Bayer für den Schaden haftet und wie viel Schadenersatz das Unternehmen zahlen muss. Insgesamt wurden Hardeman 5,3 Millionen Dollar regulärer Schadenersatz und 75 Millionen Strafschadenersatz zugesprochen. Der Strafschadenersatz wird in den USA verhängt, wenn ein Unternehmen vorsätzlich gehandelt hat. 

Im August 2018 wurde ein ähnliches Urteil gegen Monsanto gesprochen: Der 46-jährige Dewayne »Lee« Johnson ist ebenfalls an Lymphdrüsenkrebs erkrankt, nachdem er jahrelang Unkrautvernichter von Monsanto verwendet hatte. 

Credit: CC BY 2.0. Bild: Mike Mozart/Flickr.

Studien widersprechen sich 

Bayer will gegen das Hardeman-Urteil Berufung einlegen und stützt sich auf angeblich mehr als 800 Studien, die weltweit durchgeführt wurden und beweisen wollen, dass glyphosathaltige Herbizide nicht krebserregend sind. Ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht, ist aber immer noch umstritten. 

Unter den 800 Studien, auf die sich Bayer beruft, befindet sich auch eine Langzeitstudie, die vom Nationalen Krebsinstitut der USA durchgeführt wurde. Dabei wurden 50.000 AnwenderInnen über 20 Jahre hinweg begleitet. Die Konklusion der Studie: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen glyphosathaltigen Herbiziden und Krebs. 

Dem widersprechend hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, mehrere Studien ausgewertet und Glyphosat daraufhin als »wahrscheinlich krebserregend für Menschen« eingestuft. 

Eine Nahaufnahme von einem Feld, auf dem der Wirkstoff Glyphosat angewendet wurde. Credit: CC BY 2.0. Bild: Paul Schulze/Flickr.

Bayer ist mit Klagewelle konfrontiert 

Monsanto ist in den vergangenen Monaten von mehr als 11.000 Menschen verklagt worden. Jeder Prozess wird einzeln verhandelt, weil die individuellen Umstände eine Rolle spielen. Allerdings ist das Hardeman-Urteil ein Musterfall in einem Massenverfahren, an dem sich andere KlägerInnen orientieren können. 

UmweltschützerInnen kritisieren seit Jahren, dass die Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat verwendet werden dürfen, obwohl sie im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Studien belegen außerdem, dass sich Glyphosat in Lebensmitteln wie Frühstücksflocken und Müsliriegeln nachweisen lässt. Bayer ist zudem mit Klagen wegen des Unkrautvernichters Dicamba konfrontiert, das nicht nur Unkraut, sondern auch alle jene Nutzpflanzen tötet, die nicht von Monsanto genetisch modifiziert wurden. 

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