Jan Spille und die ökofairen Trauringe

Der Hamburger Goldschmied Jan Spille macht sich viele Gedanken darüber, woher das Material für seine Trauringe kommt. Seit mittlerweile sechs Jahren fertigt er in seinem Atelier ökofaire Trauringe und hat sogar selbst in Argentinien Gold gewaschen, um sich vor Ort ein Bild der Arbeitsbedingungen im Goldabbau zu machen. Für BIORAMA erzählt Jan Spille von seinen Eindrücken und den Vorteilen von ecofairen  und recyceltem Schmuck.

BIORAMA: Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie sich als selbstständiger Goldschmied mit dem Thema Nachhaltigkeit im Schmuckbereich beschäftigen?

Jan Spille: Nach Beendigung meiner Lehre bin ich für drei Jahre und ein Tag als Geselle auf die Wanderschaft(Walz) gegangen. Zu dieser Zeit war das Thema ökofairer Schmuck noch ein völlig Neues. Ich wollte mehr darüber erfahren und habe deswegen die wichtigsten Akteure in ihren Werkstätten aufgesucht. Mein Weg hat mich u. a. zu Jutta Werling-Durejka geführt, die in ihrer Firma BrazilGems (www.brazilgems.de) Farbedelsteine aus Brasilien vertreibt und im Bereich fairer Edelsteinhandel eine echte Pionieren ist. Mit ihr stehe ich noch heute in Kontakt. 2005 bin ich nach Hamburg zurückgekehrt und habe die Ideen umgesetzt.

BIORAMA: Fair gehandelte Nahrungsmittel und Blumen kennt man. Wieso ist Nachhaltigkeit bei Schmuck noch immer ein Randthema?

Jan Spille: Ecofairer Schmuck ist ein Thema, mit dem sich eine kleine Gemeinschaft beschäftigt. Aber ich kann durchaus stark gestiegenes Interesse erkennen. Spätestens seit dem Hollywood-Film „Blood Diamond“ ist das Thema sozialgerechter Schmuck stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

BIORAMA: Sie verwenden in ihrem Atelier auch Recyclinggold. Wie funktioniert das Recyclingprinzip bei der Trauringherstellung?

Jan Spille: Meine Kunden können sich bei einem Auftrag entscheiden, die Ringe entweder aus Fairtrade Gold (8% Mehrkosten) oder aus Recyclinggold fertigen zu lassen, wobei Letzteres für sie dann günstiger ist. Wir kaufen von unseren Kunden Altgold, wie z.B. alten Schmuck, Münzen, Uhren etc. und bringen dies in so genannte Scheideanstalten. Dort werden die Goldlegierungen in ihre Bestandteile getrennt und wiederaufbereitet. Toll ist, dass das recycelte Material keinerlei Qualitätsverlust aufweist und durch diese Wiederaufbereitung keine neuen Rohstoffe abgebaut werden müssen und somit natürliche Ressourcen unangetastet bleiben. Außerdem ist es ein schöner Kreislauf, wenn der Schmuck früherer Generationen zu neuen Eheringen verarbeitet wird.

BIORAMA: Sie nehmen an vielen Podiumsdiskussionen teil, haben einen eigenen Blog (www.oekofaire-trauringe.de/blog), auf der Homepage ihres Ateliers (www.oekofaire-trauringe.de) finden sich viele Infos über Nachhaltigkeit bei Schmuck und Sie waren maßgeblich an der Konzeption der Ausstellung Ethical Gold beteiligt.

Jan Spille: Ja, ich stehe wirklich zu 100% hinter meiner Arbeit. Das schätzt auch meine Kundschaft. Bei meiner Arbeit habe ich den Anspruch, nicht nur Schmuck zu fertigen, sondern das Thema ökofaire Edelmetalle auch auf politischer Ebene voranzutreiben. Ich nutze daher meinen Internetauftritt und die Ausstellungen, um Alternativen aufzuzeigen und visionäre Ideen zu verwirklichen.

BIORAMA: Sie waren vor einigen Monaten selbst in Argentinien und haben u.a. die Kooperative EcoAndina (www.ecoandina.org) besucht. Was war ausschlaggebend für diese Reise und wie nutzen Sie diese Eindrücke?

Jan Spille: Ich wollte einfach selbst erleben wie es ist, auf über 3500 Höhenmetern schwere Arbeit zu leisten. Ich wollte die Menschen kennenlernen, die das Material produzieren mit dem ich täglich arbeite, mit ihnen sprechen, und sehen, wie die Arbeitsbedingungen im Goldabbau sind. Ich habe sogar selbst mitgegraben und Gold gewaschen. Das war eine tolle Erfahrung! Ich habe wirklich mit eigenen Händen erlebt, was für eine unglaubliche Kraftanstrengung es ist, Gold zu gewinnen. Umso mehr kann ich jetzt den hohen Goldpreis verstehen und empfinde mehr Wertschätzung für die Arbeit, die die Arbeiter bei EcoAndia leisten.

 

Weitere Infos über die Arbeit von Jan Spille gibt es auf seiner Homepage ( www.oekofaire-trauringe.de ). Berichte und Bilder von seiner Reise nach Argentinien finden sich auf seinem Blog (www.oekofaire-trauringe.de/blog ) und auf der Facebook-Seite des Ateliers (www.facebook.com/pages/Jan-Spille-SchmuckAtelier/224686430928187).

 

 

 

 

 

 

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