Interview zum Wettbewerb Waldflimmern

Bild: Österreichische Bundesforste

Bild: Österreichische Bundesforste

Mit dem Kurzfilmwettbewerb „Waldflimmern“ werden Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit gesucht (BIORAMA berichete). Anlässlich des 300-jährigen Bestehens des Begriffes organisieren die Österreichischen Bundesforste gemeinsam mit Waystone Film und Wild Media diesen Kurzfilmwettbewerb. BIORAMA hat Dr. Susanne Langmair-Kovacs, der Nachhaltigkeitsbeauftragten der Österreichischen Bundesforste, Klaus Hens von Wild Media, dem Location Scout bei den Bundesforsten und Annabel Müller, der Organisatorin von Waldflimmern von Waystonefilm interviewt.

 

Susanne Langmair Bild: privat

Susanne Langmair-Kovacs
Bild: ÖBf-Archiv/ Thomas Topf

BIORAMA:  Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist heuer 300 Jahre alt. Wie hat sich seine Bedeutung in dieser Zeit gewandelt?

Susanne Langmair-Kovacs: Richtig. Der Begriff wurde 1713 erstmals schriftlich erwähnt – von Carl von Carlowitz, der das Prinzip der nachhaltigen Nutzung in seinem Forstlehrbuch erstmals etablierte. Angesichts der zunehmenden Holzknappheit forderte er ein, nicht mehr Holz zu schlagen, als wieder nachwächst. Für die Bundesforste dies beim Wald etwa genauso wie beim Fischbestand eine Selbstverständlichkeit. Der Natur wird nicht mehr entnommen, als sie nachproduziert. Übertragen in einen globalen Kontext und die Lebensqualität zukünftiger Generationen bedeutet es, dass eine nachhaltige Entwicklung ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichwertig berücksichtigt. Mit diesem Prinzip bringen die Bundesforste Naturschutzinteressen, gesellschaftliche Ansprüche und wirtschaftliche Erfordernisse in Einklang – eine nicht immer einfache Aufgabe!

 

Was bedeutet „Nachhaltigkeit“ für Sie heute?

Susanne Langmair: Für mich persönlich bedeutet Nachhaltigkeit, nicht nur an mich und heute, sondern auch an die anderen und an morgen zu denken. Diese Kurzformel funktioniert im Berufs- und im Privatleben, für eine juristische Person genauso wie für eine physische!

 

Was würden Sie persönlich sich für eine nachhaltigere Zukunft unserer Gesellschaft besonders wünschen?

Susanne Langmair-Kovacs: Mündige Bürger und mündige Konsumenten, die sich der Probleme bewusst sind, den Mund aufmachen und sich engagieren. Mit einem nachhaltigen Lebensstil kann jeder einzelne von uns einen Beitrag leisten zum Beispiel durch den Kauf von regionalen und saisonalen Lebensmitteln oder die Benützung des Rades und öffentlicher Verkehrsmittel. Dabei ist es wichtig, dass große Unternehmen, die in der Öffentlichkeit stehen, mit gutem Beispiel voran gehen. Wir von den Bundesforsten gehen mit unseren Naturressourcen verantwortungsvoll um – von der Holznutzung bis zum Kleinkraftwerksbau. Darüber hinaus sind wir seit Jahrzehnten im Naturschutz aktiv und seit mehreren Jahren auch im Klimaschutz.

 

Wo mangelt es Ihrer Meinung nach derzeit am meisten?

Susanne Langmair-Kovacs: Erstens an der Bereitschaft, etwas anders zu machen, als man es bisher gewohnt ist, und zweitens an Verständnis dafür, dass es für einen erfolgreichen Veränderungsprozess große Sprünge und kleine Schritte braucht.

 

Klaus Hens Bild: Österreichische Bundesforste

Klaus Hens
Bild: privat

 

Wie ist die Idee des Filmewettbewerbs entstanden?

Klaus Hens: Österreichs Landschaft bietet eine eindrucksvolle Filmkulisse, die Natur ist ein beliebter Schauplatz zahlreicher aus- wie inländischer Produktionen.  Die Bundesforste betreuen jeden zehnten Quadratmeter dieser Naturfläche  – Wälder, Wiesen, Moore, aber auch Seen, Gletscher und Hochgebirge. Auch auf unseren Flächen wird viel gedreht. Vor einigen Jahren haben wir mit Wild Media ein Location-Service in der Natur ins Leben gerufen, das Film-, Fotos- und Kamerateams bei Produktionen in der Natur begleitet. Die Idee zum Filmwettbewerb lieferte die vor zwei Jahren  gemeinsam mit Waystonefilm unter dem Titel „Waldflimmern“ veranstaltete Filmschau zum Thema „Wald“ – gepaart mit der Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit ein so abstrakter Begriff ist, dass kreative Interpretationen zu seiner Erklärung gefragt sind. Beim ersten „Waldflimmern“ wurde eine breite, internationale Auswahl filmischen Schaffens gezeigt, die den Wald in den Mittelpunkt der Linse rücken. Nun gehen wir einen Schritt weiter und laden Filmschaffende ein,  selbst aktiv zu werden und sich anlässlich des Jubiläumsjahrs zur Nachhaltigkeit  mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich selbst bin auch immer auf der Suche nach tollen, neuen Naturschauplätzen – da habe ich die Kamera natürlich immer dabei.

 

Was ist Ihnen beim Outdoor-Dreh wichtig?

Klaus Hens: Ein respektvoller und  nachhaltiger Umgang mit der Natur. Ein Outdoor-Dreh verlangt Wissen um die Zusammenhänge in der Natur. Als Naturraumbewirtschafter und -betreuer stellen wir fest, dass gerade dieses Wissen immer mehr verloren geht. Beim Dreh in der Natur gilt es, die ökologischen Gegebenheiten zu berücksichtigen etwa  Schonzeiten einzuhalten (z.B. Brunftzeit der Hirsche), Brutplätze zu vermeiden (z.B. Umfahrung von Brutplätzen bei Bodenbrütern) oder  Wildschongebiete zu beachten. Mit Wild Media unterstützen wir beim ökologisch verantwortungsvollen Dreh in der Natur und bei der Suche nach einer passenden Location.

 

Ist ein ähnlicher Wettbewerb wieder geplant? Bzw. wird mit einem anderen Thema fortgesetzt?

Klaus Hens:  Die Beiträge zum Kurzfilmwettbewerb „Waldflimmern“ werden im Herbst vorliegen und der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Moment ist darüber hinaus kein weiterer Wettbewerb geplant. Nachhaltigkeit bleibt für uns natürlich auch weiterhin das große Thema – auch über das Jubiläumsjahr hinaus.

 

Annabel Müller Bild: Österreichische Bundesforste

Annabel Müller
Bild: privat

Welche sind bis jetzt dabei, die Sie besonders beeindruckt haben? Warum?

Annabel Müller: In dem Stadium wollen wir noch nicht zu viel verraten. Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der Zugänge zum Thema „Nachhaltigkeit“. Die Einreichungen zeigen sowohl dokumentarisch-aufklärerische Arbeiten als auch kunstvoll-poetische Annäherungen. Die Offenheit der Wettbewerbsbedingungen in Bezug auf die künstlerische und technische Umsetzung des Themas sowie der Facettenreichtum des Begriffs Nachhaltigkeit lassen eine spannende und abwechslungsreiche Auswahl an Kurzfilmen erwarten. Soviel kann schon gesagt werden: Waldflimmern erzählt von Kläranlagen und Kraftwerken, nachhaltigen Unternehmen und Naturkatastrophen und siedelt seine Geschichten nicht nur in Wäldern, sondern auch im Weltall an.

 

Wer wird in der Jury sitzen und wie groß wird diese sein?

Annabel Müller: Die Jury setzt sich aus renommierten VertreterInnen der österreichischen Filmbranche, Waystonefilm und Vertretern der Österreichischen Bundesforste zusammen.

 

Die Gewinnerfilme werden öffentlich präsentiert, alle Projekte auf der Waldflimmern-Website veröffentlicht. Was raten Sie den Filmemachern um noch mehr Aufmerksamkeit für ihre Werke zu erhalten?

Annabel Müller: Wir raten den Filmschaffenden,  mehrere Plattformen zur Präsentation ihrer Filme zu nutzen, online zu stellen und bei anderen Wettbewerben und Festivals mitzumachen. Eine weitere Möglichkeit ist ein Filmsrceening für Freunde und Bekannte, Förderer und Journalisten etwa im Rahmen einer öffentlichen Premiere. In Kinos wie dem Top Kino oder Schikaneder Kino in Wien kann ein Kinosaal dafür angemietet werden. Bei manchen Programmkinos besteht auch die Möglichkeit, den Kurzfilm ins Programm aufzunehmen und vor einem Langfilm zu zeigen. So kann ein breites Publikum mit den Filmen erreicht werden.  

 

Weitere Informationen zum Wettbewerb auf www.waldflimmern.at

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