Ganz schön gesund: Microgreens in der Keramikschale

Das schicke Grow-Set von »Heimgart« ermöglicht das ganzjährige Sprossenziehen auf der Fensterbank. BIORAMA hat getestet, ob die Keramikschale, der Edelstahleinsatz und die Bio-Saatgut-Pads aus Berlin ihr Geld wert sind.

Microgreens wachsen ganz ohne Erde. Das Set von »Heimgart« ist schön auch noch. Aber ist es auch praktisch? (Foto: Thomas Weber)

Gekeimtes und frisch gezogene Sprossen sind schmackhaft und gesund. Das ist keine neue Erkenntnis. Doch seitdem sich dafür der Name »Microgreens« eingebürgert hat und die bereits von den RömerInnen aus Persien nach Europa gebrachte Kresse plötzlich als Superfood gilt, haben sie – gut so! – das altbackene Image der Öko-Altvorderen verloren.

Auch Gerätschaft und Behältnisse als Keimhilfen sind kein Novum. Ich selbst habe etwa Keimtassen aus mittlerweile leicht porös gewordenem Kunststoff zu Hause, die meine Mutter irgendwann in den 90er Jahren im Reformhaus gekauft hat. Die Handhabung dieser alten Tassen ist allerdings derart unpraktisch, dass ich sie – Sprossenliebe hin, winterlicher Vitaminbedarf her – jedes Mal nach ein, zwei Keimdurchgängen wieder im Küchenkästchen verstaue. Es macht einfach keinen Spaß, wenn das Saatgut jedes zweite Mal zu schimmeln beginnt.

Keramik und Edelstahl geschirrspültauglich

Als ich auf der Biofach in Nürnberg über den Stand von »Heimgart« stolperte war mein Interesse sofort geweckt. Denn das Versprechen des Berliner Start-ups war offensichtlich: eine selbst nach Design-Kriterien herzeigbare Keimschale aus Keramik, ein unkaputtbares Einsatzzteil aus Edelstahl, beides praktischerweise geschirrspültauglich. Die separat zum Nachkaufen angebotenen Saatgut-Pads (mit Samen von Radieschen, Kresse, Rotkohl, Senf, Rauke und Brokkoli in Bio-Qualität) sind aus unternehmerischer Sicht absolut sinnvoll und nachvollziehbar. Wer regelmäßig Pads verkaufen kann, schafft Stammkundenbeziehungen und setzt nicht bloß einmal ein Küchenutensil ab, sondern baut im besten Fall treue AbonnentInnen auf. Man kennt dieses Prinzip unter anderem von den Nespresso-Kapseln. 

Die Koffeinkapseln sind überteuert, das ist klar. Doch ist das »Heimgart«-Set sein Geld wert? Wie anfällig für Schimmelpilz sind die Saatgutschalen? Und braucht es die Saatgut-Pads in Folge wirklich? BIORAMA hat das Starter-Set mehrere Keimdurchgänge lang getestet.

Die Keramikschale wird bis zur Markierung mit Wasser gefüllt. Theoretisch müssen die Microgreens dann bis sie abgeerntet sind nicht mehr gegossen werden. (Foto: Thomas Weber)
Der Edelstahl-Einsatz hängt mit Bügeln in die Schale. Beide sind nach der Ernte leicht zu reinigen. (Foto: Thomas Weber)
Alle von »Heimgart« gelieferten Saatgut-Pads sind biozertifiziert. Die Samen kleben durch ein natürliches Bindemittel auf einem Naturfaservlies. (Foto: Thomas Weber)
Durch das Halbe-Halbe-Prinzip können in einer Schale gleichzeitig zwei Sorten Microgreens angebaut werden. (Foto: Thomas Weber)
Nach wenigen Tagen können die Microgreens mit der Schere geerntet werden. (Foto: Thomas Weber)
Nach dem Ernten landet das Vlies im Kompost oder im Biomüll. Die Keramikschale und der Edelstahleinsatz sind kaum verschmutzt. Zum Reinigen reichen heißes Wasser und Spülmittel. Aber auch der Geschirrspüler kann dem Grow-Set nichts anhaben. (Foto: Thomas Weber)
Das Abo-Modell von »Heimgart« lässt sich mit Küchenrolle einfach »hacken«. Durchaus praktisch, dass die vorperforierten »halben« Küchenrollen perfekt in die Keramikschale des Berliner Start-ups passen. Praktischer bleiben trotzdem die offiziellen Pads. (Foto: Thomas Weber)
Einziger Nachteil, wenn nicht mit dem saugstarken vorgesehenen Vlies-Pad von »Heimgart«, sondern mit anderswo gekauften Samen angebaut wird: Bis die Wurzeln der Kresse weit genug ins Wasser reichen muss hin und wieder gegossen werden. Die Naturvlies-Pads erhöhen also den Komfort. (Foto: Thomas Weber)
Bewährt sich auch gehackt: das »Heimgart«-Set für Microgreens. (Foto: Thomas Weber)

Der »Heimgart«-Test, das Fazit:

Das »Heimgart«-Set ist durchwegs überzeugend. Die von der Porzellanmanufaktur Seltmann Weiden hergestellte Keramikschale ist nicht nur schön, sondern vor allem einfach und absolut unkompliziert zu handhaben. Auch die biozertifizierten und nach Verwendung kompostierbaren (oder als Naturfaser über den Biomüll zu entsorgenden) Saatpads sind praktisch. Durch die Halbe-Halbe-Pads ist Vielfalt und geschmackliche Abwechslung innerhalb derselben Schale möglich. Es besteht dennoch keine Abhängigkeit, weil Saatgut nicht zwingend vom Hersteller nachgekauft werden muss, sondern – etwa mit Küchenrolle – improvisiert werden kann. Für die vorgesehen Pads werden keine unverschämten Preise verlang (das 6er-Pack ist – biozertifiziert – um 12,- Euro zu haben). Dennoch gibt es z.B. Kresse- oder Radieschensamen auch in Bioqualität günstiger. Was nichts daran ändert, dass der Anbau mit den offiziellen Saatgut-Pads am einfachsten und praktischsten (weil z.B. saubersten) bleibt.
In keinem der drei Test-Durchgänge (zwei mit vorgesehenen Pads, einem mit einer Einlage aus Küchenrolle) trat Schimmelbefall auf.
Das Beste: Weil die Keramikschale auch bei Tisch ein funktionales Schmuckstück ist, serviert man  sie gern inmitten der Speisen und schneidet die Microgreens je nach Gusto. Frischer geht’s nicht.

VERWANDTE ARTIKEL