Ich sag’s dir, ehrlich!

Können wir durch Kommunikation einen Beitrag zu einer fairen Welt leisten? Der Verein zur Förderung der fairen Kommunikation gibt Tipps für Unternehmen.

Ein faires Kommunikationsverständnis setzt auf eine dauerhafte Kundenbeziehung mit zufriedenen Kunden. Faire Produktion und faire Kommunikation sind untrennbar miteinander verbunden: Tue Gutes und rede darüber! In manchen Wirtschaftssparten ist ein regelrechter »Ethik-Boom«, zu erleben – Fairtrade, Corporate Social Responsibility, Gender Mainstreaming, Nachhaltigkeit und Menschenrechte.

Tatsache ist: Firmen wollen sich gerne als verantwortungsbewusst präsentieren – und sie wollen Geld verdienen. Unternehmenskommunikation hat immer das Ziel, auf sich aufmerksam zu machen, Wiedererkennung herzustellen. In unserer globalen Gemeinschaft ist die ganze Palette in Griffweite, alle Marken sind verfügbar. Daher können die Konsumenten entscheiden, wem sie ihr Vertrauen schenken. Und das Vertrauen schenken sie meist jenen, die nicht nur gute Produkte vermarkten, sondern ein Lebensgefühl dazu.

Die Vokabeln der fairen Kommunkation

Seit 2011 gibt es den Verein zur Förderung der fairen Kommunikation in Graz. Das »Fair Communication Movement« möchte Bewusstsein für Fairness im Kommunikationsverhalten schaffen sowie Unternehmen mit seiner Expertise beraten und sensibilisieren. Der Verein möchte zeigen, dass faire Kommunikation gelernt werden kann. Zudem ist er heuer maßgeblich an der Fair Expo in der steirischen Hauptstadt Graz beteiligt (siehe Interview). Um als Unternehmen bzw. Marke Vertrauen zu gewinnen, ist nicht nur wichtig, die Wahrheit zu sagen und moralisch zu agieren, sondern auch, fair zu kommunizieren – das heißt, die Standpunkte und Themen, die vermittelt werden sollen, nicht nur in punktuellen PR-Kampagnen zu verbreiten, sondern langfristig wirksame Akzente zu setzen. Faire Kommunikation ist mehr als das reine Propagieren von Begriffen wie »Nachhaltigkeit« und »Verantwortung«, sie ist sachlich korrekt, nachvollziehbar und transparent, Barrieren abbauend, diskriminierungsfrei, geschlechtergerecht und ressourcenschonend.

Faire Kommunikation ist etwas, das in der Praxis gelebt werden muss. Angefangen von gendersensibler Sprache, Diversity-Management, der Vermeidung von stereotypen Darstellungen bis hin zu Respekt gegenüber den Mitarbeitern, barrierefreier Informationsaufbereitung und der Verwendung von Recyclingpapier gibt es hinsichtlich fairer Kommunikation einiges zu bedenken. Faire Kommunikation, das bedeutet Offenheit, Geradlinigkeit, Disziplin und Integrität. Faire Kommunikation hat ihre ganz eigenen Vokabeln. Und es ist keinesfalls ein Nachteil, diese zu pauken.

BIORAMA hat Gerolf Wicher, Initiator der Fair Expo und Begründer des Vereins Fair Communication, zum Interview getroffen:

Gerolf Wicher (c) Agentur Wicher

Gerolf Wicher (c) Agentur Wicher

BIORAMA: Wie konzipiert man eine »Leistungsschau der Fairness«?

Gerolf Wicher: Das Urkonzept ging davon aus, dass wir einen Marktplatz der Fairness schaffen. Hier auch der Zusammenhang zur Grazer Messe und einer Messe im ursprünglichen Sinn. Auf der Fair Expo wird Nachhaltigkeit präsentiert, also im Sinne einer Ausstellung. Deswegen wählten wir genau diesen Titel. Es werden Produkte vorgestellt, Dienstleistungen und Organisationen präsentieren ihre Leistungen. Außerhalb Wiens ist diese Art von Messe ein Novum, in der Steiermark gab es so etwas bis jetzt noch nicht.

Wie kam es generell zu der Idee, einen Themenschwerpunkt auf der Frühjahrsmesse zu gestalten?

Als Initiator des Vereins Fair Communications mit jahrelanger Erfahrung in diesem Bereich war meine Expertise quasi schon gegeben. Die Grazer Messe hat mich gefragt und dann haben wir diese Idee entwickelt.

Was bedeutet Fairness für Sie persönlich? Wann fühlen Sie sich fair behandelt?

Ich fühle mich fair behandelt, wenn mir Gerechtigkeit und Respekt widerfährt. Das kann auf unterschiedlichen Ebenen passieren: im Umgang mit der Umwelt, zwischenmenschlich und zu allen anderen Lebewesen.

Wo liegt das Potenzial einer fairen und verantwortungsbewussten Gesellschaft?

In Bewusstheit und im bewussten Leben. Das Schärfen von Bewusstsein ist eine Errungenschaft, die generell Potenzial in sich trägt. Wir versuchen nicht unbedingt Fair Communication zu generieren. Es soll keine Bekehrungsarbeit sein, sondern eher Aufklärungsarbeit für die Menschen, die dieses Thema ohnehin schon interessiert, für jene, die mit diesem Thema einen selbstverständlichen Umgang pflegen. Diese Menschen tragen die Gedanken dann weiter.

Nach welchen Kriterien wurden Aussteller für die Messe ausgewählt?

Wir haben vorab diejenigen gefragt, die schon in der Community von Fair Communication sind. All jene, die etwas für ihre Mitarbeiter tun. Die Zustimmung beträgt 100 Prozent! Wir sind alle in einer hoffnungsvollen Stimmung. Die Idee lebt nun, wir werden sehen, wie sehr das Interesse nächstes Jahr wächst. Viele der Firmen, die wir angeschrieben haben, scheuen noch davor zurück, sich selbst auf einer Messe zu präsentieren und zu sagen »Jetzt bin ich 100 Prozent fair«. Viele sind noch nicht so weit, aber sie versuchen es schrittweise.

 

FAIR EXPO

Die Fair Expo versteht sich als »Leistungsschau des fairen Handels und des umweltbewussten Lebens« und stellt ökologisch und sozial verantwortungsbewusstes Wirtschaften, Handeln und Konsumieren in den Vordergrund. Die Aussteller präsentieren Produkte und Innovationen aus den Bereichen fairer Handel, ökologische Nachhaltigkeit, Green Technologies und stellen Projekte für eine verantwortungsbewusste Zukunft vor. Am 2. Mai diskutieren Experten unter dem Motto »Fairness als Ressource« warum faire Kommunikation und Corporate Social Responsibility Wettbewerbsvorteile sein können. U.a. werden der Soziologe und Autor des Buches »Fairness als Ressource. Kann man ehrlich kommunizieren?«, Manfred Prischnig, Christian Felber von Attac und BIORAMA-Herausgeber Thomas Weber zu Gast sein.

Fair Expo
1. bis 5. Mai 2013
Grazer Messe Halle A

www.fair-expo.at
www.fair-communication.at

 

 

 

 

 

 

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