Gemeinsam die Landwirtschaft der Zukunft gestalten

In Brüssel wird gerade die europäische Agrarpolitik nach 2020 debattiert. Das betrifft uns alle, kommentiert Bio-Austria Chefin Gertraud Grabmann. 

Derzeit werden auf politischer Ebene bereits intensiv die Rahmenbedingungen für die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) nach 2020 diskutiert. Die EU-Kommission führt dazu eine Online-Befragung durch, an der sich alle interessierten Bürger/Innen beteiligen können. Haben Sie davon gehört? Eher nicht, nehme ich an. Weil darüber kaum berichtet wird. Dabei geht es uns alle an, in welcher Weise sich die Agrarpolitik und mit ihr die Landwirtschaft in Europa weiter entwickelt. Warum? Weil es um die Produktion unserer Lebensmittel und den Umgang mit und den Erhalt von unseren Lebensgrundlagen geht: Gesunde Böden, reines Wasser, Biodiversität, sauberes Klima und vieles mehr.

Aktuell wird ein Großteil der EU-Agrarmittel für pauschale Flächenzahlungen ohne Bindung an wirksame Nachhaltigkeits-Kriterien aufgewendet. Nur 30 Prozent der Mittel aus dem Topf für Ländliche Entwicklung müssen für Agrar-Umwelt-Maßnahmen, Klimaschutz oder benachteiligte Gebiete verwendet werden. Das entspricht nur rund acht Prozent der gesamten EU-Mittel für die GAP. Hier brauchen wir dringend eine Systemänderung!

Als Obfrau steht Gertraud Grabmann dem Erzeugerverband Bio Austria vor.

Umweltdienstleistungen sollten honoriert werden

Bäuerinnen und Bauern müssen in Zukunft für die Breitstellung jener Leistungen honoriert werden, welche die Gesellschaft dringend benötigt und die über den Produktpreis nicht abgegolten werden, wie z.B. dauerhaft fruchtbare Böden, sauberes Wasser, Klimaschutz, Tierschutz, Artenvielfalt und auch sozio-ökonomische Aspekte. Umso mehr dieser Leistungen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb produziert werden, umso höher soll die Honorierung sein. Damit wird es für Bäuerinnen und Bauern wirtschaftlich leichter möglich, ökologisch und sozial nachhaltig zu produzieren. Und genau das ist es, was eine zukunftsfähige Landwirtschaft leisten können muss.

Bio zeigt seit Jahrzehnten vor, wie nachhaltiger Umgang mit Ressourcen in der Landwirtschaft funktioniert. Weil das auch Konsument/innen ein wichtiges Anliegen ist und sie daher immer öfter zu Bio-Produkten aus Österreich greifen, wächst auch die biologisch bewirtschaftete Fläche in unserem Land stetig. Und das ist gut so, denn jeder biologisch bewirtschaftete Hektar zusätzlich trägt direkt zum Schutz von Umwelt und Klima bei und fördert einen positiven Wandel des Agrarsystems. Mit Ihrer Unterstützung als Konsument/innen, liebe BIORAMA-Leserinnen und -Leser, werden wir so die Landwirtschaft der Zukunft (nachhaltig) gestalten.

Aus diesem Grund möchte ich Sie auch zur Teilnahme an der Befragung der EU-Kommission zur Zukunft der GAP aufrufen. Weil die Fragen sehr umfangreich und deren Beantwortung zum Teil selbst für Agrar-Experten eine Herausforderung sein dürfte, stellt BIO AUSTRIA einen kommentierten Fragebogen als Hilfestellung zur Verfügung. Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihre Stimme für eine notwendigen Paradigmenwechsel in der Agrarpolitik abzugeben.


Gertraud Grabmann ist Obfrau von BIO AUSTRIA, dem Verband der Biobäuerinnen und Biobauern Österreichs.

http://www.bio-austria.at/gap-konsultation

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