Eingebrockt & Ausgelöffelt im Interview

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Der Blog Eingebrockt & Ausgelöffelt hat schon ein paar Monate nach dem Start den wichtigsten Award für Food Blogs gewonnen. Wir haben uns mit den Macherinnen unterhalten.

Vor ungefähr zwei Wochen wurde der AMA Food Blog Award verliehen. Damit werden schon seit 2012 Blogs ausgezeichnet, die sich dem Thema Essen widmen, und davon gibt’s inzwischen eine ganze Menge. In diesem Jahr haben Anna und Esa die Jury überzeugt. Ihren Block Eingebrockt & Ausgelöffelt betreiben die beiden erst seit Anfang 2015. Einer der Juroren, die sich  vom Konzept des Blogs überzeugen ließen, war übrigens auch BIORAMA-Herausgeber Thomas Weber. Wir haben mit Anna und Esa über’s Bloggen geplaudert.

Biorama: Es läuft bei euch. Bekommt ihr seit dem Gewinn des AMA Food Blog Awards mehr Mails als früher?

Anna und Esa: Ja, und zwar um Welten. Früher haben wir uns über spärlich eintreffende Kommentare auf unserem Blog gefreut, heute kommt die Brieftaube gleich mehrmals täglich vorbei. Läuft bei uns.

Hat sich mit dem ersten Platz beim AMA Food Blog Award der Stellenwert eures Blogs für euch geändert?

Damals wie heute fließt in unseren Blog immer viel Herzblut, Gewinn hin oder her. Durch die unglaubliche Resonanz von Außen haben wir aber einen ziemlichen Boost bekommen. Dadurch, dass wir nun ‘ausgezeichnet’ und Teil der Bildfläche sind, entwickeln sich die Kooperationen wie am Schnürchen.

 

Wieso, glaubt ihr, ist eigentlich ausgerechnet das Food Genre so groß in der Blogosphäre vertreten?

Einerseits ist ein gerade in den letzten Jahren ein ziemlicher Hype um das Thema Ernährung wahrzunehmen – über den wir uns auch sehr freuen – anderseits hat das Thema Essen und Trinken schon seit Anbeginn einen großen Stellenwert. Die ersten Kochbücher stammen aus dem Orient vor 3500 Jahren, das bekannteste Stilleben der Antike stellt Trauben, Granatäpfel und Zwiebel dar. Online kann nun jeder seinen Senf dazu geben, uns gefällt die Bandbreite.

Könnt ihr eigentlich von eurem Food Blog leben, oder ist das gar nicht euer Ziel?

Momentan kann man unsere Arbeit klar als Liebhaberei bezeichnen – wir stecken derzeit finanziell mehr rein als raus kommt. Bloggen ist gerade am Anfang, so wie für viele, ein brotloses Business. Aber wer weiß, abwarten und Tee trinken.

Wir lernen ständig, wir verbringen wunderbare Zeiten miteinander, wir kochen, wir genießen, wir treffen inspirierende Menschen, wir tauschen aus, wir begeistern uns, wir lachen – reicht uns auch.

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Gibt es so etwas, wie eine wichtige Grundregel, die man einhalten sollte, wenn man bloggen möchte? 

Also wir rühren den Kochlöffel mit viel Gespür, gleichzeitig ist viel Handarbeit dabei. In unseren Augen: die Basiszutat #1.

Isst man als Food-Bloggerin eigentlich immer fotogenes Essen, oder sind Blog-Essen und Alltagsessen ganz unterschiedliche Dinge? 

Na was – unser Essen ist immer schön! (lachen)

Wir unterscheiden nicht, ob das Gericht ein Augenschmauß für die Ewigkeit oder ein Gaumenschmauß für den Moment ist. Trotzdem nehmen wir uns bei Photos mehr Zeit, hier macht das Auge fürs Detail den Unterschied.

Auf eurem Blog gibt es neben den beiden Rubriken zum Essen auch eine Rubrik, in der ihr interessante Projekte, Initiativen, Menschen etc. vorstellen wollt. Ist euch ein reiner Food-Blog zu langweilig bzw. würde euch der reine Essensfokus einschränken?

Ja. Wir können gar nicht anders. Beziehung und Austausch sind wichtig, egal in welcher Hinsicht.

Wir wollten nie eine reine Rezeptdatenbank machen. Wir wollen Geschichten darüber erzählen, welche neuen bzw. altbewährten Ansätze aus dem Boden sprießen. Die Auseinandersetzung mit der gesamten Wertschöpfungskette – und das darf ruhig sehr weitläufig gesehen werden – ist das, was unser Interesse zum brodeln bringt.

Die genussvollen Seiten der Ernährung stehen bei den meisten Food Blogs überdeutlich im Vordergrund. Lebensmittelskandale, Raubbau an der Natur für bestimmte Produkte, die Praktiken der Lebensmittel-Industrie, das sind eher keine klassischen Food-Blog Themen. Woran liegt das?

Vermutlich fehlt vielen das Bewusstsein und die (Ein-)sicht. Jeder lebt ja bekanntlich in seiner Welt.

Wir glauben, es herrscht eine übergeordnete Missstellung, die nicht nur anhand der Lebensmittelschublade erklärt werden kann. Da könnten wir jetzt versuchen, von Bildung bis Zwischenmenschlichkeit alles durchzunehmen, aber das sprengt hier wohl den Rahmen.

Außerdem wird es uns leicht gemacht – de facto werden wir werbetechnisch vergewaltigt – Produkte von kompromisslosen Großkonzernen mit der was-kümmert-uns-die-Welt-Devise zu kaufen.

HE! Aufwachen und den Wohlstandsbauch zur Seite schieben, ist angesagt.

Ihr kocht regional, saisonal und biologisch, und das auch genau in der Reihenfolge. Was bedeutet diese Reihenfolge für euch? 

Grundsätzlich füllen wir unseren Topf, so gut es geht, mit Produkten der gesamten 3 Sternchen Palette. Sollte das aber mal nicht möglich sein, ist es trotzdem einfach. Es macht für uns am meisten Sinn, Lebensmitteln zu verwenden, die um uns wachsen bzw. hergestellt werden. Einerseits reduziert sich dadurch der Transportweg, andererseits – und das realisieren scheinbar noch wenige – müssen die lokalen Produzenten gestärkt werden. Wir sollten den Wirtschaftskreislauf enger schließen. Der Kaufbeleg ist unser Wahlzettel. Als nächstes steht saisonal  an der Reihe – warum? – weil’s schmeckt, wenn’s reif ist. Na net nana. (Lachen)

Wir stehen auf Bio. Ein Aufzählen warum, ersparen wir uns, weil’s eh alle wissen (sollten). Und trotzdem ist ‘Bio’ nicht das allerhöchste Gebot. Dadurch, dass so ein Hype um das Thema entstanden ist, wollen viele vom Kuchen mitnaschen und werfen sich dafür trügerisch in Schale. Gleichzeitig geht biologischer Anbau manchmal auch nicht weit genug, da zB auch die Arbeitsbedingungen ein Wörtchen mitreden sollen… das Thema ist umfassend. Biologische Produkte sinnvoll konsumieren!

Beispiel Gemüse: Esa bekommt ihre Wochenration vom Adamah Biohof vor die Haustür gestellt. Anna holt es beim gemeinschaftsgetragenen Biobauern Fuchs gleich ums Eck ab und hat einen Garten.

Gibts noch etwas, das ihr dringend loswerden wollt? 

Bleibt Hungrig.

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