Der Garten für die Honigbiene

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Bienen produzieren nicht nur Honig, sondern sind für Fruchtbarkeit, Artenvielfalt, Gleichgewicht unserer Ökosysteme und die Schönheit der blühenden Natur mitverantwortlich – und das seit 50 Millionen Jahren. Ihr Überleben ist jedoch weltweit bedroht. Eine neue Kultur des Imkerns und einige andere Maßnahmen können die Lage langfristig verbessern, denn der Schutz der Honigbienen ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Dafür setzt sich der Bienenschutzgarten ein. BIORAMA im Interview mit Lena und Anton Erlacher.

Neben zahlreicher kurzfristigen Rettungsaktionen, die nach dem medialen Aufschrei über das Bienensterben der letzten Monate initiiert wurden, muss eine nachhaltige Veränderung passieren, um die Situation zu verbessern. Der gemeinnützige Verein Bienenschutzgarten hat sich das zur Aufgabe gemacht. Die Mitglieder arbeiten daran, intakte Schutzlandschaften für Bienen österreichweit zu errichten, damit Bienen wieder ein ausreichendes Nahrungsangebot vorfinden. Denn derzeit verhungern Bienenvölker in einigen Regionen, und das mitten im Sommer.

 

BIORAMA: Warum sind die Bienen akut bedroht?

Das andauernde Bienensterben ist ein Teil des globalen Artensterbens, welches ein erschreckendes Ausmaß erreicht hat. Insektizide, Pestizide und Fungizide sind die Hauptursache für den massiven Verlust der Artenvielfalt in Europa. Pflanzenarten sterben dadurch aus, das Bodenleben verarmt und die natürlichen Lebensräume und Lebensgrundlagen der Bienen werden zerstört, denn auf den pestizidbelasteten Monokulturen der modernen Landwirtschaft finden die Bienen kaum noch Pollen und Nektar. Die Energiegewinnung aus Biogasanlagen wird das Nahrungsangebot für die Bienen noch weiter reduzieren, denn auf Wiesen und Grünland wird dafür immer mehr Mais, der Rohstoff für die Methanproduktion, angebaut.

Die zweite große Bedrohung für die Bienen ist der ungehemmte Einsatz von hochtoxischen Insektiziden, allen voran den Neonikotinoiden. Diese verteilen sich gleichmäßig in der ganzen Pflanze und die Bienen nehmen das Gift über Pollen, Nektar und Wasserabsonderungen der Pflanzen auf. Dadurch zittern die Bienen heftig, werden orientierungslos, büßen ihre Kommunikationsfähigkeit ein und verenden sie in kurzer Zeit. Das momentan gültige Teilverbot von drei Neonikotinoiden ist ein wichtiger Schritt für den Bienenschutz.

Auch durch Verwehung von gebeiztem Saatgut können sich Bienen vergiften, wie es 2008 in der Region Oberrhein geschehen ist. Zehntausende Bienenvölker starben durch das Insektizid Clothianidin.

Die dritte Bedrohung für die Bienen ist ihre Manipulation durch die Imker um maximalen Honigertrag zu erzielen. Hochleistungsbienen sind heute nicht mehr ohne Medikamente überlebensfähig. Doch die Medikamente schwächen ihre Gesundheit und Vitalität, während Parasiten wie die Varroamilbe und Krankheitserreger Resistenzen dagegen bilden.

Wie funktioniert die Samenpäckchen-Aktion? Was ist der Nutzen für die Bienen?

Wir haben eine hochwertige und sehr schöne Samenmischung für Bienenweiden aus Kornblumen, Margeriten, Glockenblumen, Kamille, Wilder Majoran und vielen mehr zusammengestellt. Daraus wachsen ein-bis fünfjährige Pflanzen, die den Bienen Nektar und Pollen spenden. Diese Samen müssen von den Bauern größtenteils händisch geerntet werden,  eine aufwändige Aktion, die von Sonnentor, Bellaflora, Naturparke Steiermark und anderen gefördert wurde. Wir geben das Samenpäckchen ab einem Beitrag von 10 Euro an Menschen, die unsere Arbeit und Ziele damit unterstützen.

Wie und wo wollen Sie Schutzlandschaften für die Bienen aufbauen?

Obwohl die EU den Bauern große Beträge für den Erhalt der Biodiversität auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgibt, zeigt sich gerade dort der dramatische Rückgang von Bienen, Schmetterlingen, Käfern und Vögeln. Künftig sollen die Bauern per Gesetz 5 % ihrer Flächen der Natur überlassen. Brachflächen und Grünstreifen sind aber nur dann sicher für die Bienen, wenn die umliegenden Äcker und Felder nicht weiterhin  mit bienentoxischen Wirkstoffen behandelt werden. Der Bienenschutzgarten engagiert sich für die Errichtung von Schutzlandschaften, die in einem sicheren Abstand zu solchen Flächen liegen. Das können ökologisch bewirtschaftete landwirtschaftliche Flächen, öffentliche Grünflächen, Hausgärten und private Grundstücke, brachliegende Flächen von Firmen, Hoteleigentümern etc. sein. Wir helfen bei der regional abgestimmten Auswahl der Bienenpflanzen und der Aussaat und Pflege.

Sind noch weitere Aktionen geplant? Welche?

Wir machen in Kürze ein Croudfunding, denn wir brauchen unseren eigenen realen Bienenschutzgarten. Das Land haben wir nach langer Suche gefunden. Der Bienenschutzgarten wird das Modell für viele weitere, mit einer Blumen- und Blütenschau für Imkerinnen und Imker und alle, die sich dafür interessieren. Bienen brauchen ein konstantes Trachtangebot und dazu wollen wir Wissen direkt vor Ort vermitteln. Schulklassen können den Bienenschutzgarten besuchen und über die zentrale Rolle der Bienen lernen. Wir planen den Aufbau der ersten österreichischen Schule für biodynamische Imkerei, denn wir wollen die Imkerinnen und imker für eine neue Kultur der Imkerei gewinnen. Außerdem soll dort auch unser Bienenforschungsprojekt umgesetzt werden.

Was ist das Besondere an der biodynamischen Imkereischule?

Die Schule für biodynamische Imkerei lehrt naturnahe und wesensgemäße Bienenhaltung.  Diese orientiert sich nicht an den Interessen des Imkers sondern an den Bedürfnissen der Bienen. Wesensgemäße Bienenhaltung lässt den Bienen ihre Eigenständigkeit im Ausleben ihrer natürlichen Bedürfnisse. Dazu gehört, dass die Bienen schwärmen dürfen, und die Bienenkönigin auf ihren Hochzeitsflug gehen kann.

Bei der biodynamischen Bienenhaltung werden um die Bienenstandorte feinstofflich wirkende Präparate aus Mist, Mineralien und verschiedenen Heilpflanzen ausgebracht. Sie sorgen für kräftiges Wachstum der Pflanzen und eine gute Bodenqualität. Auch die Einflüsse kosmischer Kräfte auf die Bienen werden bei Ihrer Haltung und Pflege berücksichtigt.

Wer ist dafür Zielgruppe und wann wird sie entstehen?

Viele Imkerinnen  und Imker, vor allem die jungen suchen händeringend nach nachhaltigen Formen der Bienenhaltung und müssen aktuell dafür nach Deutschland fahren.

Zuerst muss der Landerwerb realisiert werden, erst danach können wir mit dem Aufbau der Schule beginnen. Für ihre Errichtung wurde uns bereits Unterstützung von politischer Seite zugesichert.

Was kann jeder von uns tun um zu helfen?

Unterstützt unser Crowdfunding und helft mit, den ersten österreichischen Bienenschutzgarten zu errichten. Er schützt unsere Bienen jetzt und sofort.

 

Mehr Informationen online unter www.bienenschutzgarten.at

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