#das ende der welt, wie wir sie kennen.

Geht der Welt schon bald das Erdöl aus? Auch wenn das Leck im Golf von Mexiko bodenlos zu sprudeln scheint, mehren sich die Stimmen, die einen baldige Ölkrise prognostizieren. Der Gründer der britischen Virgin Airlines, Milliardär Richard Branson, erklärte unlängst gegenüber dem britischen Guardian, er erwarte, dass ein demnächst in die Höhe schnellender Ölpreis eine handfeste Krise in den nächsten fünf Jahren auslösen werde. Diese werde sogar noch schlimmere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben als die Finanzmarktkrise.

Sir Branson steht mit seiner Meinung nicht alleine da. Schon im Vorjahr warnte die Internationale Energieagentur (IEA) vor steigenden Ölpreisen, da Mineralölkonzerne ihre Budgets für die Erschließung neuer Förderstätten um ein Fünftel gekürzt hätten. Weltweit, so die Berechnungen, dürfte die bestehende Ölförderung bis 2015 um 15 Mio. Fass pro Tag sinken – von derzeit etwa 82 Mio. Fass. Bis 2030 soll sie sich sogar um 43 Mio. Fass verringern. Kürzlich enthüllte ein Insider, dass die IEA selbst die tatsächliche Gefahr schwindender Reserven immer noch herunterspiele, um Panik auf den Aktienmärkten zu verhindern. Die Produzentenländer bemühen sich indes zu versichern, dass ausreichend Öl vorhanden sei: Ende 2009 reichten nach ihren Prognosen die weltweit „sicheren und wahrscheinlichen“ Ölvorräte für 55 und die Gasvorräte für 61 Jahre. Der wachsende Energiebedarf von China, Indien und anderen „emerging markets“ bleibt darin allerdings eine statistisch nur ungenau zu prognostizierende Größe.

Steigende Preise gefallen natürlich den Ölkonzernen. Aber gibt es tatsächlich noch genug Vorräte, oder ist an “Peak Oil”, der Theorie, dass die Produktionsspitze bald erreicht ist, etwas dran? „Peak Oil“ bedeutet nicht, dass es kein Öl mehr gibt, sondern nur, dass die Nachfrage nicht mehr bedient werden kann. Eine Grenze wird z.B. erreicht, wenn die Anzahl der neu gefundenen Ölvorräte kleiner ist als die nachlassende Förderleistung der alten Ölfelder. Dies führt nach den gängigen Markttheorien zu explodierenden Preisen. Technisch ist es nämlich gar nicht möglich, aus existierenden Quellen einfach mehr rauszupumpen. Die letzten 30 Prozent Öl im Boden sind so zäh, das es mehr Energie kostet sie zu fördern als man dann erhält. Wenn hier das Maximum erreicht ist, bleibt als einzige Möglichkeit, neue Felder anzuzapfen … usw usf.

Dass unsere fossilen Energiereserven begrenzt sind, dürfte in dieser Diskussion wohl jedem bekannt sein. Also ist auch jedem klar, dass das Erdölzeitalter zu Ende geht. Egal, wie viel schon gefördert wurde, irgendwann ist es nicht mehr sinnvoll, wenn die benötigte Energie für den Förderdruck (Dampf) größer ist als die Energie im geförderten Öl. Es gibt auch keine wirklich großen, noch unentdeckten Reservoirs – Erdöl ist endlich und es wird bald weniger gefördert als nachgefragt. Und markttechnisch ist ebenfalls klar: Ohne Ersatz werden die Preise ins Astronomische steigen und die Ölkonzerne noch lukrativere Geschäfte machen.

Unsere Lebensrealitäten in einer Welt, wie wir sie kennen, sind also längst in Auflösung begriffen. Dass dies inzwischen auch von Befürwortern fossiler Energiegewinnung wie der IEA oder dem Inhaber einer erdölabhängigen Fluglinie konstatiert wird, ist Anlaß zur Hoffnung – auf eine neues Weltwirtschaftssystem, das die Ressourcen und das Klima schont. Und so pervers es erscheinen mag: Die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko hätte dann auch einen positiven Nutzen – raus aus der Steinzeittechnologie Erdöl hin zu einer neuen Energiepolitik.

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