Buchrezension: »Autokorrektur«

Ein Buch für alle, die am System Automobil interessiert sind.

Bild: Unsplash/Anders Jilden.

Katja Diehl hat viele Jahre in der Mobilitäts- und Logistikbranche gearbeitet und beschäftigt sich nun auch »von außen« schon lange mit dem Thema, unter anderem in Podcasts und als Beraterin. Ihr Buch »Autokorrektur« bietet einen breiten und reichhaltigen Einblick in die Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie in diesen Jahren sammeln konnte. Das Auto ist nicht nur ein Umwelt- und Klimaproblem: Der Vorrang des Autos vor allen anderen VerkehrsteilnehmerInnen asphaltiert gesellschaftliche Probleme. Dazu gehören die Benachteiligung von Frauen, die sich auch immer noch mehr um Haushalt und Reproduktionsarbeit kümmern, verminderte Lebensqualität aller in Städten, betonierte Wiesen für Parkplätze außerhalb von Ballungszentren oder auch die Exklusion aller, die nicht Auto fahren können oder wollen. Und dazu gehören Kosten, die die Allgemeinheit trägt – etwa für Infrastruktur oder auch Folgekosten im Bereich Gesundheit.

Diehl sammelt dies alles in einer durchaus beherzten Erzähl- und Ausdrucksweise, hat dabei aber jenen, die sich schon grundlegend mit dem Thema beschäftigen, wenig Neues zu erzählen. Und auch im finalen Kapitel des Buches »So geht Mobilität für alle!« – das möglichen Lösungsansätzen kaum 10 Prozent des Buches widmet – bleibt sie beim bekannten Konzept der kurzen Wege oder auch »Superblocks«. Bis auf ein paar schräge Behauptungen (Fahren ohne Führerschein würde keine Unfalltoten nach sich ziehen) und kleine Flüchtigkeitsfehler hat Katja Diehl in ihrem Buch und mit ihren Aussagen aber einfach recht: Es braucht stärkeren politischen Willen für eine andere Mobilität, der Lobbyismus in diesem Bereich ist gerade in Deutschland ein großes Problem, mehr Frauen in entscheidenden Gremien und Rollen würden den Wandel wahrscheinlich beschleunigen – und zwar ganz sicher zum Wohle aller. Neue Gedanken finden sich aber zumindest in diesem Buch eben nicht.

Hier gibt es noch mehr Rezensionen von neuen und immer noch guten Büchern und Filmen.

BIORAMA #78

Dieser Artikel ist im BIORAMA #78 erschienen

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