Buchrezension: »Virus Auto 4.0«

Ein Buch für alle, die sich ausführlich mit der absurd großen Rolle, die das Auto inzwischen eingenommen hat, auseinandersetzen wollen.

»Virus Auto 4.0«
Bild: Wikipedia/Gehzeug.

Hermann Knoflacher ist einer der bekanntesten und versiertesten Kritiker der Dominanz, die das Automobil seit vielen Jahrzehnten in unserem Leben und vor allem in der Gestaltung unserer Umwelt einnimmt. Er studierte Bauingenieur-, Vermessungswesen und Mathemathik an der TU Wien, hatte dort seit 1975 eine Professur und war seit 1985 Vorstand des Instituts für Verkehrsplanung- und Technik. Seine Kritik am Auto bzw. unserem Umgang mit diesem formuliert er seit mehr als fünf Jahrzehnten, 1975 präsentierte er sein »Gehzeug«, einen Holzrahmen in der Größe eines Autos, den er mit sich herumtrug, um mit seiner Irritation humorvoll die Dimensionen von Autos vor Augen zu führen. Nun erschien sein vielleicht bekanntestes Buch »Virus Auto« – 2009 erstmals mit dem Untertitel »Geschichte einer Zerstörung« veröffentlicht – in überarbeiteter Fassung, mit Vorworten von Maria Vassilakou und Helga Kromp-Kolb. Knapp gehaltene Abschnitte, zusammengefasst zu acht Kapiteln auf ingesamt 400 Seiten in leicht süffisanter, jedenfalls aber humorvoller Sprache, lassen zwischendurch vergessen, dass seine Ausführungen nicht nur historisch akkurat sind, sondern auch auf wohlüberlegten, aber nicht immer ganz einfache Gedankengängen basieren. Er erzählt eine große Geschichte von Fehlentscheidungen und Entwicklungen im Sinne des Autoverkehrs und macht einen Ausflug in die Biologie, in dem er ausführlich beschreibt, wie sich seiner Meinung nach das Auto in unsere Biologie und Gehirne eingeschrieben hat. Eben wie ein Virus. Und im letzten Viertel des Buches beschäftigt er sich mit – bisher gescheiterten – Versuchen eines Auswegs. Etwas kurz geraten sind dann seine praktischen Ideen für eine Veränderung – aber nach der Lektüre des Buches fällt es auch ein wenig schwerer, zu verstehen, warum sie überhaupt so schwer zu erreichen sein soll. 

Weitere Buch- und Filmrezensionen gibt es hier.

BIORAMA BIOKÜCHE #4

Dieser Artikel ist im BIORAMA BIOKÜCHE #4 erschienen

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