Biobranche im Wandel: Erstmals Red Bull und Coca Cola auf der BioFach

Bescheidener als sonst von Red Bull gewohnt: der Red Bull-Stand – auf der Biofach in Nürnberg. (Foto: Thomas Weber)

Eine ambivalente, aber keine schlechte Entwicklung: Mit Red Bull und Coca Cola drängen nun auch die Lifestyle-Konzerne in den Bio-Markt. Ein Kommentar.

Die Feierlichkeiten, mit denen der altehrwürdige und älteste aller Bioverbände das 90-Jahr-Jubiläum seiner Demeter-Marke zelebrierte, waren auf der BioFach, der Leitmesse der Biobranche, schwer zu übersehen. Im Rahmenprogramm wurde der Wandel der Branche in vielen Nuancen diskutiert. Der große Paradigmenwechsel, dem die Bio-Bewegung gerade unterliegt, war am besten aber im Kleinen sichtbar. Denn 2018 waren auf der BioFach erstmals auch Coca-Cola und Red Bull als Aussteller vertreten. Damit drängen zwei Global Player und letztlich Lifestyle-Marken in einen wachsenden Markt.

Ab Frühjahr 2018 erstmals auch in Bio-Qualität verfügbar: der Chaqwa-Kaffee der Coca Cola Company. (Foto: Coca Cola)

Wenngleich die Coca-Cola Company freilich nicht mit ihrem Soft Drink, sondern als Aussteller neben der Wasser- und Near-Water-Marke Vio vor allem seinen Chaqwa-Kaffee präsentierte. Chaqwa-Kaffee gibt es seit längerem, vor allem in Kaffeeautomaten in Uni-Mensen, Studentenheimen und auf Flughäfen – nun erstmals auch in Bio-Qualität und Fairtrade zertifitiert.

Der in Österreich angesiedelte Konzern Red Bull wiederum hatte im Heimmarkt bereits 2017 seine Organics-Reihe gelauncht: Das erfolgreiche Red Bull Cola wurde bio-zertifiziert – und diesem eine Reihe von anderen Organics-Sorten zur Seite gestellt, die zwar auch im Lebensmitteleinzelhandel vertreten sind, es aber nicht zuletzt Barbetreibern ermöglichen mit den Varianten Lemon, Ginger und Tonic zum Mixen gewissermaßen ein Bar-Vollsortiment anzubieten. Erklärtes Ziel von Red Bull ist es allerdings, in Deutschland auch in Bioläden gelistet zu werden. Dass nicht alle Ladenbetreiber auf diesen Deal einsteigen werden, davon ist auszugehen.

Red Bull bald im Bioladen?
Red Bull war auf der Biofach mit einem für den Konzern fast bescheidenen, jedenfalls überschauberen Stand vertreten. Die Coca Cola Company war überhaupt nur dann als solche zu erkennen, wenn man auf den Kaffeeverpackungen und Mineralwassergebinden nach dem Kleingedruckten suchte. Was wohl der entscheidende Grund war, dass die Präsenz der beiden Giganten kaum Thema war. Andernfalls hätten sie der Branche wohl das Messethema geliefert.

Das Engagement der beiden Player im – aus ihrer Sicht – „Bio-Segment“ ist eine ambivalente, aber keine schlechte Entwicklung. Denn wenn Bio – wie auch auf dem Gelände der Messe Nürnberg immer wieder als Forderung zu hören – endlich raus will aus den Nische, dann braucht es neue Ansätze. Und auch neue Mitstreiter. Dabei handelt es sich weniger um einen Verrat an den Idealen der Bio-Vorreiter, sondern schlicht um Ausdifferenzierung. Da stehen am einen Ende der Skala Bio als Industriestandard, das selbstverständlich auch von der Industrie genutzt wird. Am anderen Ende der Skala wiederum wirtschaften die Idealisten im Kleinen, oft regional. Und dass es Coca Cola oder Red Bull dereinst auch in Demeter-Qualität gibt, das würde ich ausschließen. Mindestens für die nächsten 90 Jahre.

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