Im Kern der Diskussion: die Hülle

Sie ist leicht zu öffnen, hält das Innere frisch, zeigt, wann das Produkt reif ist und lässt sich problemlos entsorgen – wenn doch nur alle Verpackungen so praktisch wären wie die Bananenschale. Leider können ihr handelsübliche Verpackungen nicht das Wasser reichen. Karton, Plastik, Glas – wir packen jetzt aus.

Nahezu alle produzierten Güter dieser Welt sind verpackt, mit einer Hülle aus Papier, Kunststoff, Aluminium oder Ähnlichem umgeben. Oft sind Produktverpackungen groß, schwer zu öffnen und sorgen dafür, dass der Mistkübel gleich nach dem Einkauf wieder geleert werden muss. Elektronische Kommunikations- oder Unterhaltungsgeräte beispielsweise werden in eine Schachtel aus Karton gepackt, das Gerät befindet sich häufig in einer Halterung aus Styropor, Kabel und Adapter sind einzeln in kleine Plastiksäckchen gehüllt und nicht zu vergessen: die beigepackte 50-seitige Bedienungsanleitung in zehn unterschiedlichen Sprachen. Das bedeutet massig Verpackungsmüll. Elektrogeräte mögen zwar eine Sparte für sich sein, bei anderen Konsumgütern sieht es jedoch nicht viel besser aus. Bio-Lebensmittel versprechen einen nachhaltigen und sorgsamen Umgang mit der Natur, doch bei der Verpackung angelangt, scheinen diese Vorsätze oft vergessen. Nicht nur bei Verkaufsverpackungen wird großzügig umhüllt, gepolstert und foliert. Was der Konsument meist erst gar nicht sieht, sind Transport- und Überverpackungen. Sie bündeln einzelne Produkte zu größeren Einheiten und werden häufig schon vor dem Verkauf entfernt. In der Textilbranche zum Beispiel werden einzelne Kleidungsstücke für die Anlieferung in die Filialen in Plastik und Karton verpackt. Diese Materialien landen danach meist auf dem Müll.

Die Paper-Cup-Causa

Auch außerhalb des Einzelhandels fallen viele Verpackungen »hinter den Kulissen« an. In der Systemgastronomie werden die Produkte großteils nicht vor Ort verarbeitet. Die Fleischlaibchen für den Burger, die zurechtgeschnittenen Käsescheiben oder auch die Pizza-Teiglinge werden in Verarbeitungsstätten produziert, von denen aus die Abnehmer angeliefert werden. Auch diese Halbfertigerzeugnisse sind verpackt. Und zu guter Letzt darf auch auf den Take-Away-Bereich nicht vergessen werden: Der Trend zum Coffee-to-Go verursacht weltweit Milliarden von Paper Cups und damit Tonnen an Müll zum Mitnehmen. Neben dem Kaffee im Pappbecher ist auch Sushi im Kunststoff-Tray, Pizza im Karton und Pasta in der Plastikschale mitverantwortlich für ein erhöhtes Abfallaufkommen. Vor allem das Verpacken sehr kleiner Mengen weist einen enorm hohen Materialverbrauch pro verpackter Einheit auf. Trotzdem oder gerade deshalb scheint der Convenience-Bereich für Verpackungshersteller ein wichtiger Markt zu sein. In Forschung und Entwicklung wird viel Geld investiert, um beispielsweise eine Komponenten-Verpackung für Sandwiches herzustellen, die durch die separate Verpackung des Belags das Brötchen vor dem Aufweichen bewahrt. In Zeiten der Rohstoffverknappung und der Müllberge stellt sich die Frage, ob diese Forschungsgelder sinnvoll eingesetzt wurden.

Im Allgemeinen erfüllen Verpackungen aber auch wichtige Funktionen. Produkte müssen geschützt sein, dürfen sich auf dem Weg von der Produktionsstätte zum Konsumenten nicht verändern (z.B. Verdampfung bei Lebensmitteln) und müssen gekennzeichnet sein (Produktname, Inhalt etc.). Betrachtet man aber Produktverpackung aus ökologischer Sicht, liegt die Vermutung nahe, dass sie einen äußerst schlechten ökologischen Fußabdruck haben. Meist werden fossile Rohstoffe wie Erdöl eingesetzt, um Folien o.ä. zu produzieren, die ein Produkt von der Produktionsstätte zum Konsumenten bringen, um, einmal dort angekommen, sofort im Müll zu landen – also hoher Ressourcenverbrauch für relativ kurzfristigen Nutzen.

Es stellt sich also die Frage: Ist dieser Umgang mit Ressourcen nachhaltig? Dr. Thomas Lindenthal arbeitet an der Universität für Bodenkultur und am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und spricht sich für die Bewertung von Produktverpackungen hinsichtlich Nachhaltigkeit aus. »Sogenannte Öko-Bilanzen sind sinnvoll, weil sie den Handel und die Industrie dazu motivieren könnten, Verpackungen mit geringen Umweltauswirkungen einzusetzen.« Zudem würde dies zur Aufklärung beim Konsumenten beitragen und eine wichtige Entscheidungsgrundlage beim Einkauf darstellen. Dabei müssen jedoch verschiedene Parameter berücksichtigt werden: »Es ist notwendig, die Ressourcenintensität und Umweltwirkung von Verpackungen festzustellen: Werden fossile Rohstoffe oder Gentechnik verwendet? Welche Emissionen und andere Umweltwirkungen entstehen bei der Herstellung? Welcher Energieaufwand, Abfall und Abwässer entstehen in der Produktion? Wie hoch ist der Schwermetalleinsatz beim Bedrucken der Materialien? etc.«, sagt Lindenthal. Es dürfen aber nicht nur einzelne Packstoffe bewertet werden, sondern man müsste alle Alternativen in Betracht ziehen – also nicht nur Plastik, Aluminium und Papier, sondern auch keine oder geringere Verpackung bzw. Mehrwegverpackungen sollen in die Berechnung einfließen. Die Abfallvermeidung muss als prioritäres Ziel behandelt werden, und daher ist es wichtig, Verpackungen in erster Linie zu reduzieren.

www.unfold.or.at
www.fibl.org

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