Welcome Back: Wolfsspuren am Truppenübungsplatz Allentsteig

Im Bild ein Wolf aus eine brandenburgischen Rudel in Deutschland.

Im Bild ein Wolf aus eine brandenburgischen Rudel in Deutschland.

Im Waldviertel wurden Spuren von Wölfen gefunden. Streifen die Raubtiere wieder durch Österreich?

Auf dem Truppenübungsplatz Allensteig im Waldviertel wurden angeblich Wolfsspuren entdeckt. Das berichteten die NÖN am Mittwoch. Müssen wir uns jetzt fürchten? Biorama hat dazu Österreichs Bärenanwalt und Wolfsbeauftragten Dr. Georg Rauer von der Vetmeduni Wien befragt.

Am Truppenübungsplatz Allentsteig im Waldviertel wurden angeblich Wolfsspuren gesichtet. Wie sicher ist es, dass hier tatsächlich ein Wolf oder mehrere Wölfe unterwegs sind?

Es gibt Verdachtsmomente wie Spuren im Schnee, und Berichte in Medien. Ich habe aber noch keine Nachweise, die ich eindeutig beurteilen könnte. Wichtig wäre es jetzt, DNA Proben zu bekommen. Spuren im Schnee sind schwer zu beurteilen und können auch von Hunden stammen. Hunde können sehr sehr wolfsähnliche Spuren produzieren. Sicher ist es erst, wenn es dokumentierte Nachweise gibt. Nachweise können Bilder aus Fotofallen sein. Oder DNA-Proben aus Losung oder Rissen. An einem frischen Riss könnte man das festmachen – an der Art wie gerissen wurde. Wölfe beissen kräftig zu im Kehlkopfbereich. Wolfslosung ist anders wie von Hunden, da sind Haare und Knochenreste dabei. Das Bundesheer startet jetzt ein Monitoring.

Gibt es derzeit Hinweise auf stabile Wolfsvorkommen in Österreich?

Es gibt Einzeltiere auf Wanderschaft, die auch manchmal länger in einem Gebiet verweilen, keine Paare, keine Rudel.

Von wo kommen die Wölfe, die immer wieder durch Österreich streifen?

Aus den Westalpen, dem Dinarischen Gebirge (Slowenien, Kroatien) und den Karpaten (Slowakei).

Wie gehen unsere wolfserfahreneren Nachbarländer damit um?

Sehr unterschiedlich. In Slowenien und Slowakei werden Wölfe bejagt, in Italien und in Deutschland nicht. Die Schweiz beginnt jetzt mit Einzelentnahmen durch Wildhut. Wichtig sind Maßnahmen zum Herdenschutz und eine funktionierende Schadensabgeltung.

Unsere Wölfe wurden vor mehr als 100 Jahren ausgerottet. Nun breiten sie sich zaghaft wieder aus in Mitteleuropa. In den meisten Ländern Europas sind die Menschen aber nicht mehr daran gewöhnt, Lebensräume mit diesen scheuen Tieren zu teilen und entwickeln Ängste. Wie gefährlich sind Wölfe für Menschen? Gab es Zwischenfälle in letzter Zeit, wo Menschen zu Schaden gekommen sind?

Wölfe sind scheu und stellen keine Gefahr für Menschen dar – das ist der Normalfall in Europa. Aber Wölfe haben schon das Potenzial, für Menschen gefährlich zu werden. So wie die Verwandten der Wölfe, mit denen wir zu hause zusammenleben: die Hunde. Wenn Wölfe ihre Scheu verlieren oder futterkonditioniert (wenn sie die Nähe zum Menschen mit dem Erhalt von Futter verbinden; Anmk.) werden, dann kann es gefährlich werden – wie im Fall des Munsteraner Rudels in Niedersachsen oder des Calandarudels in Graubünden. In Mitteleuropa wird gerade diskutiert, ob Wölfe ohne Bejagung scheu bleiben können.

Wäre der Truppenübungsplatz Allentsteig – ein 15.000 Hektar großes, heute unbewohntes Areal und Europaschutzgebiet – ein geeigneter Lebensraum für Wölfe?

Grundsätzlich ja. Es gibt ausreichend Wild, Deckung und Ruhe.

Wie können Viehbesitzer ihr Weidevieh schützen? Gibt es Versicherungen, wenn es zu Rissen kommt?

In der Ebene E-Zäune, auf Almen Herdenschutzhunde und Behirtung. Das bedeutet aber Umstellungen, Aneignung von Know how, Kosten. In Österreich gibt es unterschiedliche Regelungen in den einzelnen Bundesländern zur Schadensabgeltung. In einigen Bundesländern wie Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Kärnten deckt eine Versicherung der Jägerschaft eindeutig nachgewiesene Schäden. Wenn man es an Hand des Kadavers nicht eindeutig feststellen kann, wird über den Fonds gezahlt. Es werden auch Tiere abgegolten, die im Umkreis von fünf Kilometern verschwunden sind.


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In Österreich wurden in den letzten Jahren illegale Abschüsse von Beutegreifern wie Luchsen oder Bären bekannt. Einige Jäger betrachten diese Tiere offenbar als räuberische Konkurrenten oder sind auf illegale Trophäen aus. Was ist Ihre Botschaft an die Jägerschaft? Wie können Jäger dazu beitragen, dass unsere früheren tierischen Mitbewohner auch bei uns wieder Fuss fassen können?

Wenn Jäger freilebendes Wild in freier Natur nutzen, dann sollte auch der Wolf Platz haben. Er gehört zum natürlichen Umfeld des Schalenwilds. Wenn das Ziel der jagdlichen Bewirtschaftung maximaler Trophäenoutput ist, dann wird der Wolf stören.

Manche Jäger haben Angst um ihre Jagdhunde. Ist das berechtigt? Wie können sie ihre Jagdhunde schützen?

Die Erfahrungen in Skandinavien zeigen, dass innerhalb des Territoriums eines Wolfsrudels freilaufend jagende Hunde Probleme bekommen können. Dort stellen Jagdhunde viele hundert Meter vom Jäger entfernt das Wild. Es werden daher immer wieder Hunde Opfer von Wolfsattacken. Bei uns könnten Stöberjagden und Nachsuche auf angeschossenes Wild problematische Situationen heraufbeschwören. Bei Stöberjagden in Deutschland ist aber bislang noch nie was passiert. Bei der Nachsuche sollte man den Hund möglichst spät, also erst in der Nähe des angeschossenen Wilds von der Leine lassen.

Sollten am Truppenübungsplatz Allentsteig tatsächlich Wölfe leben, wie sollten die Soldaten darauf vorbereitet werden? Wie kann das Bundesheer dazu beitragen, die Wölfe zu schützen?

Wenn ein Einzelwolf sich am TÜPl aufhält, wird es keine spezielle Information brauchen, die Soldaten werden ihn kaum bemerken. Wenn einmal ein Rudel am TÜPl sein sollte, dann müsste man die Soldaten über ein paar Dinge informieren. Etwa was ein Rendezvous-Platz ist. Das sind Plätze, wo die jungen Wölfe unbeaufsichtigt den Tag verbringen, während die Elterntiere unterwegs sind. Wenn so ein Platz bekannt wird, sollte niemand versuchen, sich den Jungen zu nähern und sie so an Menschen gewöhnen. In Niedersachsen sind da Fehler passiert und jetzt gibt’s dort ordentlich Probleme. Allgemeine Information und die Aufforderung, Hinweise zu melden, sind immer gut.

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