Weltladentag

Bild: Weltladentag

Bild: Weltladentag Christoph Albusckkat


Auch dieses Jahr wieder, b
ereits zum 19. Mal, findet der Weltladentag statt. Diesmal am 10. Mai, zeitgleich zu dem Internationalen Tag des Fairen Handels. Das Motto lautet: Mensch mach Handel fair. Um mehr über den Tag selbst, die Aktionen und Weltladen-Dachverband zu erhalten, haben wir uns mit Projektleiterin Anna Hirt geplaudert:

 

BIORAMA: Was sind die Ziele des Weltladen-Dachverbands?

Anna Hirt: Der Weltladen-Dachverband ist der bundesweite Zusammenschluss der Weltläden. Zurzeit haben wir knapp über 400 Mitglieder. Wir unterstützen Weltläden beim Verkauf fair gehandelter Produkte, bei der entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit, sowie bei der politischen Kampagnenarbeit. Zum Beispiel erarbeiten wir Qualifizierungsangebote für MitarbeiterInnen und bieten mit dem Lieferantenkatalog  unseren Mitgliedern eine Übersicht anerkannter Fair-Handels-Lieferanten, die unseren Ansprüchen des Fairen Handels entsprechen.

 

Was ist ein Weltladen?

Weltläden sind Fachgeschäfte des Fairen Handels. Im Weltladen stammen alle Produkte aus Fairem Handel, übrigens oft auch aus ökologischem Anbau. Weltläden setzen sich für gerechte Handelsbeziehungen ein und leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit, verfolgen also einen ganzheitlichen Ansatz, um Handel jetzt und in Zukunft fair zu gestalten.

 

Ist es ethisch gesehen, „gleich gut“, in einem Supermarkt fair gehandelte Produkte zu kaufen, wie wenn man in einem Weltladen einkauft?

In beiden Fällen ist die Unterstützung des Fairen Handels sehr wertvoll, da sie mit dem Kauf die Produktion von Kleinbäuerinnen und Kleinproduzentinnen fördern. Aber KonsumentInnen sollten wissen, dass es im Weltladen ausschließlich Produkte aus Fairem Handel gibt, sodass ein möglicher Gewinn stets auch wieder dem Fairen Handel zugute kommt. Supermärkte haben verhältnismäßig wenige fair gehandelte Produkte im Sortiment und machen ihren Hauptumsatz mit Produkten, bei denen man oftmals gar nicht weiß, wo und wie sie produziert wurden. Die allgemeinen Einkaufspraktiken von Supermarktketten entsprechen nicht Kriterien des Fairen Handels, stattdessen werden immer wieder Fälle bekannt, wo Supermarktketten ihre Marktmacht ausnutzen und Lieferanten unfaire Konditionen aufzwängen. Es ist also vor allem eine politische Entscheidung, wo ich die fair gehandelten Produkte lieber kaufen möchte.

 

Was genau kann man sich unter dem Weltladentag vorstellen? Welche Aktionen wird es geben?

 Der Weltladentag ist der bundesweite politische Aktionstag der Weltläden und findet zeitgleich mit dem internationalen World Fair Trade Day statt. An diesem Tag machen weltweit die Mitglieder der World Fair Trade Organization auf den Fairen Handel aufmerksam. In Deutschland wird der Weltladentag 2014 schon zum 19. Mal gefeiert. Immer am zweiten Samstag im Mai, also dieses Jahr am 10. Mai, thematisieren bundesweit Weltläden ein politisches Anliegen, um für mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel zu werben. Die aktuelle Kampagne thematisiert Arbeits- und Menschenrechte in internationalen Lieferketten und beim diesjährigen Weltladentag steht die Macht der Supermärkte und deren Auswirkungen im Fokus. Wir gehen davon aus, dass viele Konsument/innen nicht wissen, dass in Deutschland 90% des Lebensmittelmarktes von 5 Supermarktketten kontrolliert wird. Mit Hilfe eines Bodenplakats sollen daher PassantInnen in deutschen Städten und Kommunen darüber informiert werden und über Handlungsoptionen diskutieren. Eine konkrete Möglichkeit bietet die E-Mail-Aktion von Oxfam an die KandidatInnen für die Europawahl, mit der die PolitikerInnen unter anderem aufgefordert werden, verbindliche Regeln gegen unfaire Einkaufspraktiken von Supermarktketten einzuführen.

 

 Was gehört zu den Kerngrundsätzen des Fairen Handels?

 In der Präambel unserer Konvention der Weltläden heißt es „der Faire Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Transparenz, Dialog und Respekt beruht und die nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt.“ Dies ist auch die international abgestimmte Definition des Fairen Handels. Es geht darum, nachhaltige und faire Handelsbeziehungen zu schaffen und marginalisierten ProduzentInnen den Zugang zum Markt zu ermöglichen und dabei Diskriminierung, ausbeuterische Kinderarbeit und Zwangsarbeit auszuschließen. Konkret bedeutet dies, dass unfairer Wettbewerb vermieden wird und die Preisgestaltung mit allen Beteiligten abgestimmt wird. Außerdem setzt sich der Faire Handel dafür ein, die politischen Rahmenbedingungen für Kleinbauern und Kleinproduzent/innen zu verbessern und Konsument/innen über globale Zusammengänge aufzuklären.

 

Unter anderem arbeitet der Weltladen-Dachverband in einem Bündnis der Supermarktinitiative? Was genau ist das?

Die Supermarkt-Initiative ist ein Zusammenschluss von 26 Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, die sich dafür einsetzen, dass der Missbrauch von Einkaufsmacht aufgedeckt und begrenzt wird. Wir sind eine der beteiligten 26 Nichtregierungsorganisationen. Das Bündnis fordert die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards in der gesamten Lieferkette. Dabei geht es vor allem darum, strukturell etwas zu verändern, d.h. bessere Sozial- und Umweltstandards in der gesamten Lieferkette der Supermärkte durchzusetzen, in Deutschland, innerhalb der EU und in Produktionsländern. Neben uns sind zum Beispiel Ver.di, Oxfam Deutschland, BanaFair e.V. und das Forum Umwelt & Entwicklung dabei. Ein Blick auf die Website lohnt sich:  www.supermarktmacht.de. 

 

 

Das Fair Trade Advocacy uterstützt die europaweite Kampagne namens Vote4Fair Trade ins Leben, um bei den Europawahlen am 25. Mai, auf das Thema Fairer Handel aufmerksam zu machen. Inwiefern könnten die kommenden Wahlen die Fair-Handels-Bewegung unterstützen?

Die Kampagne vereint Organisationen des Fairen Handels aus ganz Europa, um sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass der Faire Handel Teil der inhaltlichen Agenda des kommenden Europaparlamentes wird. Auch wir unterstützen die Kampagne.

Es sollen möglichst viele EU-KandidatInnen das „Manifest für den Fairen Handel“ mit den Kernforderungen der Fair-Handels-Bewegung unterzeichnen, so dass sie sich im Falle ihrer Wahl für den Fairen Handel einsetzen. Da das europäische Parlament entscheidende Kompetenzen bei der Gestaltung von Rahmenbedingungen des Handels in Europa hat, sind wir der Überzeugung, dass die Parlamentarierinnen und Parlamentarier des Europaparlamentes in der Position sind, den Fairen Handel auf die politische Agenda des Europaparlamentes zu setzen und letztendlich Veränderungen zugunsten des Fairen Handels anschieben können. Wer von den deutschen KandidatInnen schon unterzeichnet hat, ist auf der Website des Forum Fairer Handel veröffentlicht: www.forum-fairer-handel.de/politik/europawahl/antworten-der-kandidatinnen. Die europaweite Übersicht gibt es direkt beim Fair Trade Advocacy Office: www.fairtrade-advocacy.org/map.  

 

Zusätzliche Informationen finden Sie unter:
www.weltladen.de
www.oxfam.de
www.supermarktmacht.de. 

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