Vom Mythos namens Fortschritt

Bild: Universal Music

Bild: Pegi Young

Ein Album voller Protestsongs – auf „The Monsanto Years“ gibt sich Neil Young als immer noch widerständiger, umweltbewegter Geist

23. Juli 2014, Wiener Stadthalle – Neil Young und seine Band Crazy Horse beenden ein fulminantes Set mit einem damals noch unveröffentlichten Song. „Who’s gonna stand up and save the earth? / Who’s gonna say that she’s had enough? / Who’s gonna take on the big machine?“, singt Young unverblümt grantig. Am Ende wiederholt er gemeinsam mit seinen Kollegen auf der Bühne und den knapp 10.000 Besuchern im Chor immer und immer wieder die Frage „Who’s gonna stand up?“. Ein Moment, der keine Zweifel lässt: Geht es nach Neil Young, dann sind natürlich wir selbst es, die gegen die Missstände in unserer modernen Welt aufzubegehren und den Konzernen den Kampf anzusagen haben, die Erde hat schließlich genug unter der Maßlosigkeit der Menschen gelitten.

Wer die Karriere des fast 70-jährigen Kanadiers verfolgt hat, weiß, dass er dieses Aufbegehren seit seinen Anfängen in der Hippie-Bewegung der 60er selbst immer sehr ernstgenommen hat. Es überrascht also nicht, dass sich Young auf „The Monsanto Years“ nun ganz dem Protest verschreibt. Die zweifelhaften Praktiken von Konzernen – allen voran jene des Chemie- und Agrarriesen Monsanto –, aber auch die Industriehörigkeit der Politik und das Desinteresse der Menschen sind in seinen überdeutlichen Lyrics Thema. „Für Subtilität ist es mittlerweile zu spät“, erklärt Micah Nelson, Sohn der Country-Legende Willie Nelson und Gitarrist bei Youngs Begleitband Promise Of The Real, in einem Promo-Video. „Neil ist besorgt darüber, in welche Richtung wir uns entwickeln. Das Album entlarvt den Mythos Fortschritt.“

Bild: Danny Clinch

Bild: Danny Clinch

Musikalisch bewegt sich „The Monsanto Years“ entlang bekannter Pfade: Vom Country-Schunkler bis hin zum sich aufbäumenden Rocksong ist alles dabei, wofür man Neil Young in den letzten 50 Jahren zu schätzen gelernt hat – auf hohem, jedoch nicht auf höchstem Niveau. Mit ihrer Klasse und Spielfreude funktioniert die Musik aber ohnehin vor allem als Vehikel für die Inhalte, um die es Young geht. In diesem Sinne: „Corporations have feelings, corporations have soul / That’s why they’re like people just harder to control / They don’t want to fall, so when they fall, they fall on you / Too big to fail, too rich for jail.“

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