Völlig utopisch – das Buch über Weltverbesserer und Schwärmer

Bild: Pantheon

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Es gibt sie also doch: wahr gewordene Utopien. Das Buch „Völlig utopisch. 17 Beispiele einer besseren Welt“ ist der Beweis. Von Dänemark über Namibia bis nach Indonesien haben Journalistinnen und Journalisten Menschen aufgespürt, die ihren Traum von einem besseren Leben verwirklicht haben.

Die vorgestellten Projekte und Gegengesellschaften haben eines gemeinsam: Sie sind eine Rebellion gegen bestehende Verhältnisse. Sei es gegen die Globalisierung, gegen die konsumorientierte Gesellschaft oder gegen den Staat. So wie beispielsweise die erste und bisher einzige Waldorfschule in China. Statt die Schüler auf Leistung und Disziplin abzurichten, wird ihnen hier ein alternatives Bildungssystem geboten. Da die Schule aber staatlich nicht anerkannt wird, verletzen Eltern, die ihre Kinder dorthin schicken, streng genommen gegen die Schulpflicht. Damit Lehrer und Eltern nicht im Gefängnis landen, existiert die Waldorfschule daher noch im Untergrund.

In Awra Amba, einem Dorf im Norden Äthiopiens, leben Männer, Frauen und Kinder in einer besonderen Gemeinschaft: Es herrscht vollkommene Gleichberechtigung, Religion ist Tabu und alle Bewohner haben mit etwa 250 Euro im Jahr dasselbe Einkommen. Karl Marx wäre stolz. Die Idee stammte aber nicht – wie man meinen sollte – von Marx, sondern von dem heute 65-jährigen Zumra Nuru. Schon im Teenageralter wusste der erzkonservativ, patriarchalisch und streng religiös erzogene Zumra, dass er so nicht mehr leben wollte. Er zog als Wanderprediger umher und gründete 1972 mit seinen Anhängern die Siedlung Awra Amba. Heute wohnen hier schon etwa 500 Menschen.

Eine andere Reportage stellt Slab City vor, ein Campingplatz in der Wüste Colorados, der bereits als Kulisse für den Spielfilm „Into the Wild“ diente. Wer hier leben will, muss 45 Grad im Schatten trotzen und sich von Strom, Wasser, Kanalisation und Müllabfuhr verabschieden. Slab City bietet im Gegenzug ein mietfreies Leben fernab der Konsumgesellschaft, Behörden oder Polizei.

Das Buch zeigt facettenreich, dass die gelebten Utopien auch Schattenseiten haben und es nicht immer einfach aber machbar ist, nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Zusammengetragen wurden die Geschichten von Mitgliedern des Journalistennetzwerkes Weltreporter.net, dem ersten Netz freier Korrespondenten, die für deutschsprachige Medien aus mehr als 160 Ländern berichten.

 

Marc Engelhardt (Hrsg.)
„Völlig utopisch. 17 Beispiele einer besseren Welt“
erschienen im Pantheon Verlag
Paperback. 272 Seiten.

Erhältlich im Buchhandel.
Circa 16,- Euro.

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