Wir pflanzen an, andere holzen ab

Bernard Ranaweera auf Besuch bei Partner EZA in Europa (Bild: EZA)

Bernard Ranaweera auf Besuch bei Partner EZA in Europa (Bild: EZA)

Bernard Ranaweera ist Präsident der Small Organic Farmers Associacion in Sri Lanka. Bei seinem Besuch in Europa erzählt er über die Situation in seinem Land und seine Hoffnungen für die Zukunft der biologischen Landwirtschaft. BIORAMA traf ihn zum Gespräch im EZA-Weltladen in Wien.

 

Wie ein Geschäftsmann sieht der Mann mit den schwarzen Haaren und den freundlichen Augen nicht aus. Bernard Ranaweera ist ein überzeugter Optimist, voller Visionen und mit einem fröhlichen Gemüt. Wenn er lacht, lacht er aus voller Seele, seine Augen lachen, sein Herz lacht. Diese positive Art braucht der 59-Jährige auch, denn er hat sich einer ambitionierten Idee verschrieben. Als gewählter Präsident der SOFA (Small Organic Farmers Association) in Sri Lanka kämpft er täglich und erbittert für die soziale und wirtschaftliche Situation von über 2.500 Kleinbauernfamilien in seinem Land, sowie für die Durchsetzung biologischen Landbaus und fairen Handels.

Biodiversität und biologische Düngung als Prinzipien

Das wichtigste für die Menschen in Sri Lanka ist, in Frieden zusammenzuleben und zu -arbeiten. SOFA vereint die kleinen Bauern, die allein am Markt keine Chance hätten, in einer Gemeinschaft. Wenn sie sich streng kontrollierten, biologischen Richtlinien verschreiben dürfen sie der Vereinigung beitreten. Biodiversität hat in den kleinen Landwirtschaften oberste Priorität. Auf kleinster Fläche wächst eine Vielzahl von Pflanzenarten, alles sieht aus wie im Dschungelbuch, es sprießt und gedeiht, wie Bernard Ranaweera stolz auf mehreren Fotos zeigt. Zum Düngen wird nur organischer Kompost verwendet, denn die Richtlinien sind streng.

Finanzielle, aber vor allem soziale Mehrwerte schaffen

Die Vorteile für die Bauern sind vielfältig. SOFA versorgt sie mit Informationen und Trainings, um ihnen die besten Landwirtschaftstechniken zu zeigen. „Die Message muss auch an die Kinder weitergegeben werden, denn sie müssen lernen, wie sie die Arbeit in Zukunft fortsetzen können. Leider viele gehen später in die Städte, um besser bezahlte Jobs zu finden“, erzählt Ranaweera.

SOFA garantiert den Bauern einen Mindestpreis, der ihre Kosten deckt und ihnen einen kleinen Gewinnaufschlag einbringt. Bei besserer Marktlage können auch höhere Margen erzielt werden. Auch direkte finanzielle Unterstützungen erhalten die vereinigten Bauern, zum Beispiel werden Pflanzenmaterialien verteilt, Geräte und Nutztiere gekauft und Maßnahmen zur Bodenverbesserung unterstützt. Die Vereinigung subventioniert auch Nebengewerbe, zum Beispiel lernen die Menschen, Teeverpackungen herzustellen, um sich ein zusätzliches Einkommen zu schaffen. Auch kleine Kredite werden vergeben.

Wichtig für Ranaweera sind aber vor allem die sozialen Aspekte der Organisation. Er will den Menschen in seinem Land bessere Bedingungen bieten, wenn also Geld übrig bleibt, investiert er es in Gemeinschaftszentren, Ausstattungen und Bücher für Schulen und den Ausbau der Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung. Jeder kann diese Leistungen nutzen, nicht nur Mitglieder von SOFA, denn der Mehrwert soll für die gesamte Bevölkerung der Dörfer geschaffen werden.

„Manchmal hat man Glück, manchmal eben nicht“

Das Klima in Sri Lanka schafft schwierige Bedingungen für die Bauern. Es wird stark vom Indischen Ozean und vom Golf von Bengalen beeinflusst. „Manchmal hat man Glück, manchmal weniger“, meint Herr Ranaweera lachend, „Man weiß eben nicht so genau, wie viel Regen kommen wird.“ Auch den Klimawandel bekommt man zu spüren: Überflutungen machen die Ernte manchmal schwierig. Doch wer Mischkulturen auf seinem Feld pflanzt, begrenzt das Risiko. „Man muss sich anpassen – in Trockenzeiten zum Beispiel kann man die Arbeitsflaute für Trainings nutzen, wenn die Ernte nicht gut wird, hat man wenigstens guten Kompost produziert.“, entschärft Ranaweera die Probleme.

Schlimmer ist die mangelnde Unterstützung von staatlicher Seite. Es ist nicht nur frustrierend, dass die Bio-Bauern keine Subventionen von der Regierung erhalten. Die Behörden verteilen auch noch gratis Chemikalien zur Düngung und zum Pflanzenschutz. Der Präsident erzählt, er hätte einmal einen Brief ans Ministerium geschrieben – in der Hoffnung auch für organisch produzierende Bauern Subventionen zu erhalten, um Kompost oder andere Hilfsmittel zu kaufen. Einige Monate später kam die Antwort: „Eine Photokopie eines Informationsblattes über die Herstellung von Kompost. Sie können sich vorstellen wie glücklich ich war“, meint Ranaweera sarkastisch.

Aktionsplan für die Zukunft

Derzeit arbeitet ein verschwindend geringer Teil der Bauern in Sri Lanka rein biologisch. Doch die Tendenz ist steigend. Ranaweera ist überzeugt, dass die Menschen früher oder später merken werden, dass die konventionelle Landwirtschaft den Boden auslaugt und unsere Gesundheit gefährdet. Die Medien treiben diesen Wandel voran und helfen, Einstellungen zu verändern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Gesundheitsministerium haben in Sri Lanka eine Anhäufung von Nierenkrankheiten festgestellt. „Für die Behandlungen wurde eine Menge Geld ausgegeben. Das Geld wäre besser verwendet worden, um die Schäden zu verhindern“, meint Ranaweera.

Erfreulich für SOFA ist auch die Preisentwicklung der letzten Jahre. Vor allem für Gewürze war die Entwicklung sehr positiv. Seit 1998 ist SOFA außerdem Fairtrade-zertifiziert. Wenn unter dem Fairtrade-Logo verkauft wird, fließen zusätzliche Prämien für jedes verkaufte Produkt an die Vereinigung. Auch das hat die wirtschaftliche Situation der Kleinbauern verbessert.

Doch ein großes Stück des Weges liegt noch vor den Bauern in Sri Lanka. „Wir erwarten einen guten Aktionsplan“, sagt Ranaweera, wenn man ihn nach seinen Zukunftsvorstellungen fragt. „Wir beschützen die Umwelt, andere zerstören sie. Wir pflanzen an, andere holzen ab. Langsam wird es Zeit, sich mit diesem kritischen Thema auseinanderzusetzen!“

Der Präsident von SOFA hat viel Arbeit vor sich. Bei seinem Besuch bei EZA in Europa will er die Vernetzung mit den Partnern und Verkäufern in Europa aufrecht erhalten. Er sieht sich Bio-Bauernhöfe in Frankreich an und willl Journalisten treffen. „Was ihr schreibt, kann Leute erreichen“, meint Ranaweera mit leuchtenden Augen, „Ihr könnt Einstellungen verändern, damit sich unsere Visionen endlich durchsetzen.“

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