Die Schmetterlingslobby

Mittels App können NaturliebhaberInnen Bilder ihrer Schmetterlingsbeobachtungen teilen und den gefährdeten Tieren Gutes tun. 2020 gab es einen Rekord an Einreichungen.

Taubenschwänzchen Schmetterling
Der meist gelikete Schmetterling in der App 2020: Das Taubenschwänzchen. Bild: schmetterlingsapp.at/Andrea Wäger.

Schmetterlinge gelten als Zeichen bunter und lebendiger Lebensräume, sind neben Bienen und Hummeln die wichtigsten natürlichen Bestäuber, doch aufgrund ihrer Sensibilität gegenüber der Veränderung von Lebensräumen stark bedroht. In Europa haben sich ihre Bestände in den letzten 30 Jahren halbiert, auch in Österreich, obwohl das Land mit mehr als 4000 Falterarten als Schmetterlingsparadies Europas gilt. Schmetterlinge werden in Tag- und Nachtfalter eingeteilt. Die Hälfte der österreichschen Tagfalter sei gefährdet, so die gemeinnützige Privatstiftung Blühendes Österreich, die sich für den Erhalt der Tiere einsetzt. Gemeinsam mit Global 2000 wurde eine Plattform entwickelt, auf der Interessierte ihre Schmetterlingssichtungen teilen können, um dem Artensterben entgegenzuwirken.

Ein Foto für den Artenschutz

Mithilfe der »Schmetterlingsapp« können registrierte NutzerInnen selbst zu WissenschaftlerInnen werden, Schmetterlinge fotografieren und ihre Funde mit der Community teilen. Dazu nehmen sie Bilder von Schmetterlingen auf, wobei vor allem auf die Unterseite der Hinterflügel der Tiere geachtet werden sollte, da sich hier meist relevante Merkmale befinden. Die Bilder können direkt in der Smartphoneapp oder in einer Desktopversion am Computer hochgeladen werden, mithilfe des Anklickens gewisser Auswahlkriterien, die mit Bildern verdeutlicht werden, können die Funde präzisiert werden und das Schmetterlingsbild kann in die Datenbank, die mittlerweile 180 heimische Arten umfasst, mit Verweis auf den Fundort, einem Kommentar und den Zeitpunkt des Fundes hochgeladen- und für alle NutzerInnen zugänglich gemacht werden.

Kategorisierung des Schmetterlings
Durch die Auswahl mehrerer Kriterien kann der Schmetterlingsfund präzisiert werden. Bild: Screenshot von schmetterlingsapp.at/sichtung-erstellen# am 14. 4. 2021.

Das bietet den Menschen hinter der App wichtige Informationen zur Vielfalt heimischer Schmetterlinge hilft Verbreitungskarten anzupassen und den Artenschutz voranzutreiben. Rund 19.000 Menschen haben in Österreich 2020 über 145.000 Schmetterlingssichtungen eingereicht, der höchste Wert seit Bestehen der App.

Vor allem die Sichtungen verschiedenster Arten hätten einen hohen Stellenwert, um die Diversität zu messen sagt Schmetterlingsexperte und Betreuer der App, Helmut Höttinger, in einer Aussendung: »Wissenschaftlich gesehen sind die zahlreichen Meldungen von Arten besonders erfreulich.« Hervorzuheben seien laut Höttinger vor allem die Funde seltener Tiere. Die NutzerInnen hätten im vergangenen Rekordjahr mit ihren Einreichungen sowohl die Ausbreitung einiger Arten in Österreich gut dokumentieren- als auch sieben vom Aussterben bedrohte Arten nachweisen können. Neben bekannten Schmetterlingen gesellten sich 2020 auch Raritäten wie Wanderfalter unter die Einreichungen der Citizen Scientists. 

Schmetterling Datenbank
In der Datenbank der App erhalten NutzerInnen nützliche Informationen wie die Gefährdung des Tieres in Österreich, das Vorkommen und die Flugzeit. Bild: Screenshot von schmetterlingsapp.at/schmetterlinge/detail/116 am 14.4 2021.

Der richtige Lebensraum

Die Schmetterlingsfunde schaffen nicht nur wichtige Informationen zur Verbreitung der Tiere, sondern bieten den UserInnen auch wichtige Informationen zu Schmetterlingen und ihren Lebensräumen an, was zu einem höheren Artenschutz führen soll. Viele ihrer natürlichen Lebensräume sind unbeliebte Naturpflanzen, die oftmals zerstört werden. Agnes Zauner, Geschäftsführerin von Global 2000, appelliert daher in einer Pressenaussendung: »In jedem Garten sollte es Bereiche geben, in denen auch Wildkräuter ungestört wachsen dürfen. Diese wilden Ecken, auch wenn sie nur klein sind, sind wertvolle Verstecke und Kinderstuben für gefährdete Tierarten wie etwa Schmetterlinge.« 2021 wollen die BetreiberInnen der Schmetterlingsapp gemeinsam mit ihrer wachsenden Community einen weiteren Rekord brechen und die Marke von einer halben Million Schmetterlingsbeobachtungen seit Einführung der Initiative knacken, um Schmetterlinge und ihre Lebensräume weiterhin zu schützen. 

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