Menschen, die ihre Lebensmittel selbst ernten

Die fotografische Sammlung »Raus aufs Land« porträtiert Menschen aus aller Welt, die ihre Lebensmittel selbst ernten und traditionelle Arbeitsweisen erhalten.

Apfelernte auf dem Tavsta-Hof in Köping, Schweden. Bild: Matilda Hildingsson, Raus aufs Land, gestalten 2018.

Eine Kräuter-Alchimistin im südlichen Schweden und ein aus Stroh und Bambus bestehender Bauernhof in Thailand: Beide gehören zu einer Vielfalt an Projekten, die in dem Buch »Raus aufs Land« vorgestellt werden. Es porträtiert Menschen, die aus der konventionellen Lebensmittelindustrie ausgestiegen sind und ihr Obst und Gemüse stattdessen im eigenen Garten anbauen. Die im Buch vorgestellten Projekte befinden sich auf der ganzen Welt: Ein Künstlerpaar, das in Kanada ein schwimmendes Haus baut, ein Fischer, der auf dem Rücken seiner Pferde in der belgischen Nordsee fischt und Muschelzüchter, die im australischen Tasmanien eine nachhaltige Meeresfarm betreiben.

Klein und lokal statt en masse und global 

Gemeinsam ist allen Projekten, dass sie die Massenproduktion von Lebensmitteln umgehen wollen. »Wir wissen nicht, wo unser Essen herkommt, was es enthält und wie sich die Inhaltsstoffe auf unsere eigene Gesundheit und auf die Gesundheit unseres Planeten auswirken« schreibt Cecilie Daws. Sie ist Mitherausgeberin des Buches »Raus aufs Land« und Gründerin des norwegischen Projekts Food Studio.

In dem Buch plädiert sie dafür, nachhaltigere und gesündere Alternativen zur Massenproduk­tion zu finden. Gegen globale Probleme, die aus den Folgen von handels­üblichen Düngemitteln, Monokulturen, Geschmacksverstärkern, Konservier­ungs­mit­teln und lang­en Transportwegen ent­­stehen, soll mit einer lokalen und ursprünglichen Bewirtschaf­tung der Natur angekämpft wer­den. 

Artenvielfalt bewahren

Dieser Philosophie hat sich auch der Hof Pun Pun verschrieben. Er befindet sich in der thailändischen Provinz Chiang Mai, irgendwo mitten im Nirgendwo. Aus Lehmziegeln, Bambus und Stroh gebaut steht er für den einfachen Lebensstil, der in Pun Pun gelebt wird. Hier werden Obst, Gemüse und Kräuter angebaut, Naturhäuser gefertigt und seltene einheimische Saatgutsorten kultiviert, um die Artenvielfalt zu erhalten. Die Lebensmittel, die auf dem Hof hergestellt werden, werden gemeinsam mit den Produkten anderer Bauern aus der Region in zwei Restaurants verarbeitet. 

Kille Enna arbeitet mit einer ähnlichen Philosophie: Im südschwedischen Ystad verarbeitet sie Blüten, Kräuter, Samen und Wurzeln in ihrem Duftatelier. Inspiriert von Patrick Süskinds Buch »Das Parfum« beschäftigt sie sich mit der Frage, wie die Düfte der Natur in Aromen verwandelt und in der Küche eingesetzt werden können. Zu ihrem Hof gehören auch ein Gewächshaus und ein Biogarten, wo sie die Pflanzen anbaut, die sie später verarbeitet. Die ausgebildete Köchen schreibt neben der Arbeit in Garten und Duftatelier mehrfach ausgezeichnete Kochbücher über Düfte und Gewürze.

Food Empathy: Liebe deine Nahrung

Food Empathy ist ein Konzept, das von Food Studio geprägt wurde und ein Bewusstsein dafür schaffen soll, was Nahrungsmittel sind, woher sie kom­men und welche Ressourcen sie in der Produktion benötigen. Dazu gehört auch das kritische Nachdenken darüber, wie Lebensmittel sich auf unsere Gesundheit und auf die Umwelt auswirken. In dieser Denktradition stehen das Buch «Raus aufs Land» und die Projekte, die es vorstellt. Das Buch besteht vor allem aus großen Fotos und kurzen Texten, die die unterschiedlichen Projekte beschreiben; zwischendurch finden sich Rezepte zum Nachkochen.

„Raus aufs Land: Vom Bauernhof auf den Tisch“ ist 2018 im gestalten-Verlag erschienen. 

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