Tierschutz und Konsumentenverhalten: Was zählt?

Bild: flickr.com/Andreas Klinke Johannsen/CC BY-NC-SA 2.0

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Die Wintertagung des Ökosozialen Forums steht dieses Jahr unter dem Motto „Wirtschaften mit Zukunft: Ökosozial heißt, das Ganze sehen“. Franz Floss, Geschäftsführer des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), wird dort unter anderem einen Vortrag zum Themenbereich Tierschutz halten.

BIORAMA: Interessiert Tierschutz den durchschnittlichen österreichischen Konsumenten? Wie groß ist das Bewusstsein für dieses Thema?

Franz Floss: Wenn Sie eine Umfrage machen, dann werden 80 bis 90 Prozent der Befragten angeben, dass sie interessiert sind am Tierschutz. Das ist eine sozial erwünschte Antwort. Wenn gleichzeitig eine Umfrage gemacht wird, wie viele Österreicher generell Interesse am Tierschutz haben, dann sind es vermutlich zehn Prozent. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Es interessiert die Konsumenten schon, aber es ist nicht das zentrale Argument für ihre Kaufentscheidung was Lebensmittel betrifft.

Ist es dann der Preis, der entscheidet?

Naja, es kommt darauf an. Für gewisse Qualitätsmerkmale, wie zum Beispiel Fairtrade oder Bio, akzeptieren die Konsumenten eine zehn Prozent höheren Preis. Dann ist es aus. Das ist auch der Grund dafür, warum es so wenig Bio-Fleisch gibt. Bio-Fleisch ist zu teuer, das kann nicht so billig produziert werden.

Nach diversen Skandalen besteht zwar ein Interesse an dieser Thematik seitens der Bevölkerung, dieses scheint aber immer relativ bald abzuebben. Sehen Sie hier derzeit eine Veränderung?

Das Interesse ist grundsätzlich noch länger da, eine Zeit lang werden diese Produkte einfach nicht mehr gekauft. Aber nach zwei oder drei Monaten werden sie dann wieder gekauft. Der Mensch fällt in seinen Ernährungsrhythmus zurück. Aber ich muss sagen, dass jetzt bei Fleisch- und Milchprodukten die Herkunft eine wichtige Rolle spielt. Da ist eine Veränderung da. Das hat auch das Kaufentscheidungsverhalten der Österreicher verändert. Die Leute gehen davon aus, dass österreichische Produkte prinzipiell besser sind, als ausländische.

Die Frage stellt sich jedoch, ob es tatsächlich so ist.

Das ist von Fall zu Fall verschieden. Produkte aus Österreich sind nicht prinzipiell besser, außer vielleicht was Bio-Produkte betrifft, denn in Punkto Bio-Erzeugung ist Österreich sehr gut. Die Vorteile an regionalen Produkten sind die kürzeren Transportwege und dass die österreichische Landwirtschaft unterstützt wird.

Das Alpenrind von Mc Donalds, die Bauernhofgarantie und der Gütesiegeldschungel generell: Wie behält man hier den Überblick?

Kurz zu Mc Donalds: Mc Donalds macht das relativ clever, das Unternehmen kauft viele österreichische Produkte, zum Beispiel die Kartoffeln und das Rindfleisch. Dahinter stehen strenge Qualitätskontrollen. Für die Bauernhofgarantie wiederum gilt das nicht. Da hat man festgestellt, dass die Herkunft schwer zurückzuverfolgen ist. Vielleicht ist es jetzt aber schon besser. Wenn so etwas wie ein Siegel auf einem Produkt vorhanden ist, verlange ich drei Kriterien: Erstens muss es eine besondere Qualität haben. Zweitens muss deklariert sein, woher die Rohstoffe kommen. Drittens muss es extern kontrolliert werden. Bio-Siegel, wie etwa Ja! Natürlich oder Spar Natur pur, sind auch sehr gut kontrolliert. Genauso Zurück zum Ursprung. Wenn da von Seiten der Produzenten etwas passiert, werden sie gnadenlos ausgelistet. Das hat für den Konsumenten Vorteile, erzeugt aber einen gewissen Druck auf die Landwirte – allerdings haben diese auch eine Abnahmegarantie mit einem fixen Preis.
Gut kontrolliert sind auch das AMA-Gütesiegel und das entsprechende Bio-Siegel. Was es dann auch noch gibt sind so genannte „lobende Auszeichnungen“. Diese unterliegen meisten Selbstkontrollen und die stehen für Selbstverständlichkeiten.
In Österreich gibt es allerdings kein Gütezeichengesetz. Das heißt es gibt im Prinzip keine Gütezeichen. Einzig die AMA hat ein Gesetz für ihre Auszeichnungen.

Ihr Vortrag hat die Frage zum Titel „Wie viel ist Tierschutz den österreichischen Konsumenten wert?“. Können Sie uns vorweg eine kurze Antwort auf diese Frage geben?

Soweit ich weiß, gibt es keine aussagekräftigen Zahlen. Mehr zum Thema gibt es dann aber in meinem Referat.

Wintertagung des Ökosozialen Forums
26.1.-30.1.2015
Wien, Hollabrunn, Hatzendorf, Wels, Aigen/Ennstal u. a.

www.oekosozial.at

www.konsument.at

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