Klimaschutz in Betrieben

BILD: Andreas Werner, Braumeister in Göss und DI Dr. Markus Liebl, Generaldirektor der Brau Union Österreich © Alexander Sper

BILD: Andreas Werner, Braumeister in Göss und DI Dr. Markus Liebl, Generaldirektor der Brau Union Österreich © Alexander Sper

Im Oktober wird der Österreichische Klimaschutzpreis 2013 verliehen, in den kommenden Wochen stellt BIORAMA die 16 nominierten Projekte vor. Anfang November wird der Sieger geehrt. In der ersten von vier Wochen, von 30. September bis 4. Oktober, präsentieren sich die vier nominierten Projekte der Kategorie „Klimaschutz in Betrieben“.

Projekt: Grüne Brauerei Göss

Die Brauerei Göss in Leoben will zu einer „grünen Brauerei“ werden, derzeit arbeitet man daran, sie zu „Europas Vorzeigebrauerei in Hinblick auf Nachhaltigkeit und erneuerbarer Energie“ umzubauen. Mit einer insgesamt 1.375m² großen Kollektorfläche der Solaranlage und einem 200m³ großen Energiespeicher wird Energie für die Wärme zum Brauen beim Maischeprozess, für die Reinigung der Flaschen und Fässer, zum Kühlen und Transportieren des fertigen Produkts Bier erzeugt.

Ziel ist es, die gesamte Brauerei langfristig CO₂-neutral umzugestalten. Rund 40% des Wärmebedarfs der Brauerei werden aus der Nutzung von Abwärme eines benachbarten Betriebs gedeckt und 95% der während des Brauprozesses entstehenden Abwärme werden durch einen Wärmetauscher zur Erhitzung von Wasser für Brauvorgang und Reinigung genutzt. Ein effizienteres Kochsystem während des Brauprozesses ist seit Anfang 2013 in Verwendung, es wird knapp 200.000kWh Strom und über 6.400m³ Wasser pro Jahr einsparen.

Funktionieren kann der Umbau zur führenden Brauerei im Bereich Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien „nicht von heute auf morgen. Es sind viele einzelne Projekte, die man macht, die auch viel Geld kosten, die sich auch nicht immer gleich rechnen, weil die Rentabilität vielleicht erst nach fünf oder zehn Jahren gegeben ist“, wie es Markus Liebl, Generaldirektor der Brauunion Österreich erklärt. „Irgendwann muss die Rentabilität auch gegeben sein, sonst kann man die Projekte auch nicht realisieren als Unternehmen. Aber grundsätzlich muss in der Richtung weitergearbeitet werden.“

BILD: Harald Kuster, Energiekonzept-Planer, und Georg Kysela, Geschäftsführer der Kletterhalle Saalfelden © Alexander Sper

BILD: Harald Kuster, Energiekonzept-Planer, und Georg Kysela, Geschäftsführer der Kletterhalle Saalfelden © Alexander Sper

Projekt: Kletterhalle Saalfelden – Felsenfest auf dem Weg zur Sonne

Die Kletterhalle Felsenfest in Saalfelden hat das Ziel, eine angenehme Temperatur und warmes Wasser in der Kletterhalle völlig autark zu gewinnen – mit einem 133m² großen Solarkollektor. Dieser ist am Dach der Halle angebracht und ist durch seinen  großen Neigungswinkel von 71 Grad besonders effektiv. Die Halle ist mit einer Grundfläche von 353m² und einem Bruttovolumen von 6.419m³ ausschließlich durch Sonnenenergie und Aktivierung von Speichermasse ganzjährig beleuchtet und beheizt. Über im Boden verteilte so genannte Betonkernaktivierung erzeugt die Solarwärme eine optimale Temperatur in der Halle. „An dem Energiekonzept ist das besondere, dass wir mit circa 130m² großen Solarpanelen, die am Dach montiert sind, die komplette Halle autark heizen können“, stellt Georg Kysela, Geschäftsführer der Kletterhalle, ihr Konzept vor.

Die Solaranlage ist nicht nur umweltfreundlich, sie bewirkt auch, dass Felsenfest keine Heiz- und keine Betriebskosten mehr hat. Pro Jahr können mehr als 20.000 naturverbundene Sportler, davon überwiegend Jugendliche,  den verantwortungsvollen Umgang mit Energie in der Kletterhalle Saalfelden miterleben. Regelmäßig finden Schulungen zum umweltfreundlichen Energiekonzept der Kletterhalle statt, da für den Bau des Sportgebäudes ein so innovatives, wartungsarmes Haustechnikkonzept zum Einsatz kam. Das Gebäude selbst besteht aus natürlichen Materialien, wie Holzschindeln.

BILD: Dipl. BW Carl Christian Braun, Geschäftsleiter der B. Braun Austria GmbH © Alexander Sper

BILD: Dipl. BW Carl Christian Braun, Geschäftsleiter der B. Braun Austria GmbH © Alexander Sper

Projekt: GREEN – Generelle Reduktion von Energie, Emissionen und negativen Umweltauswirkungen

Die Medizintechnikfirma B. Braun Austria GmbH ist ein österreichisches Familienunternehmen – und das schon seit 170 Jahren. Neben der Herstellung von chirurgischen Instrumenten, Verbandsstoffen und Prothesen beliefert das Unternehmen von der Gemeinde Maria Enzersdorf in Niederösterreich aus Krankenhäuser und Ärzte. Umweltschutz wird als „Investition in die Zukunft, die wir auch als Unternehmen gerne tun“ gesehen, wie Christoph Braun, Geschäftsleiter von B. Braun Austria GmbH sagt.

Mehrere Unternehmensbereiche wurden mit dem Ziel der CO₂ -Reduktion optimiert. Mit einer Fläche von insgesamt fast 2.000m² sind die Firmengebäude als rundum umweltfreundlich konzipiert; durch die sinnvolle Planung des Beleuchtungssystems und eine gute Dämmung werden die Gebäude mit natürlichem Licht erhellt oder ermöglichen, wo benötigt Schattenbereiche . Ein langfristiges Heiz- und Kühlsystem setzt auf Sonnenenergie, Erdwärme und Biomasse, die von regionalen Anbietern bezogen wird. Eine ausgeklügelte Logistik von Lager- und Lieferhalle ermöglicht die energiesparende Zusammenarbeit mit der branchennahen Firma Hartmann. Durch einen gemeinsamen Transport von schweren (Medizinbesteck etc.) und leichten (Mullbinden, Watte etc.) Lieferungen werden, je nach Region, in Österreich 30-40% der LKW-Strecken eingespart. Eine weitere Kooperation mit der Firma Hartmann ermöglicht Recycling im großen Stil; von beiden Unternehmen wird Altpapier lokal gesammelt und bei der Zellstoffproduktion von Hartmann wiederverwertet. Betrieblicher Umweltschutz und gesunde Ernährung für die Mitarbeiter: ein Schrebergarten, gegenüber der Firma B. Braun, bietet Platz für Gemüsebeete, in denen der Salat für die Mittagspause oder Tomaten für zu Hause geerntet werden können.

Obwohl B. Braun sich „natürlich als gewinnorientiertes Unternehmen“ sieht, „entbindet uns das nicht von der Verantwortung für die Umwelt“ fasst es Christoph Braun zusammen.

BILD: Mag. Günther Jedliczka, Geschäftsführer der OeAD-Wohnraumverwaltung © Alexander Sper

BILD: Mag. Günther Jedliczka, Geschäftsführer der OeAD-Wohnraumverwaltung © Alexander Sper

Projekt: Passive house for active students!

Die OeAD-Wohnraumverwaltung möchte mit ihren Wohnheimen und Gästehäusern für internationale Studenten komfortables und umweltfreundliches Wohnen vereinen. Zielsetzung ist der Passivhausstandard als Mindeststandard zur Senkung des ökologischen Fußabdrucks. Durch die Realisierung von insgesamt fünf Objekten dieser Art ist es mittlerweile jährlich 2.500 Studierenden aus aller Welt möglich, während ihres Studienaufenthaltes in Österreich in einem Passivhaus zu leben.

Die internationalen Studierenden sollen die Idee des ökologischen Wohnens und Bauens in ihre Heimatländer mitnehmen und weitergetragen. Auf der Sommerakademie „Green.Building.Solutions.“ der OeAD-Wohnraumverwaltung wird das gesammelte Know-how über die Passivhausbauweise mit den internationalen Studierenden geteilt, um so Bewusstsein für eine umweltschonende Bauweise zu schaffen. „Studierende aus der ganzen Welt, natürlich auch aus Österreich, können teilnehmen. Heuer hatten wir 35 Teilnehmer aus 25 Nationen, davon 2/3 Damen – in einem technischen Fach ist das natürlich ganz, ganz toll ist“, schwärmt Günther Jedliczka, Geschäftsführer der OeAD-Wohnraumverwaltung. Die Sommerakademie wird in Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten veranstaltet und greift die zentralen ökologischen, ökonomischen, technischen und gesellschaftlichen Aspekte nachhaltigen und energieeffizienten Planens und Bauens auf. So bietet sie ihren Absolventen die Möglichkeit, fachspezifische Inhalte aus interdisziplinärer Perspektive zu beleuchten und praxisnah kennenzulernen. Für den Besuch der Sommerakademie erhalten Studierende auch die international gängigen ECTS-Leistungspunkte.

Die energieeffiziente Bauweise umfasst Solarpanelen am Dach der Gebäude, die in Form eines optimal gedämmten Quaders gebaut sind. So wird Strom und Warmwasser gewonnen, mit geringem Energieaufwand geheizt und auch die Glaskuppeln am Dach der Gebäude sparen Strom indem sie das Tageslicht bis ins letzte Stockwerk lassen. Derzeit wird das erste Plus-Energie-Studentenheim gebaut, ein Gebäude das mehr Energie abwirft als es verbraucht.

 

Und hier geht’s zur Abstimmung: www.klimaschutzpreis.orf.at

 

 

 

 

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