In der Kindergartenküche

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Kleinkinder haben, insbesondere was die Ernährung betrifft, besondere Bedürfnisse. In den Kindergärten wird darauf immer weniger Rücksicht genommen. Aber es gibt auch positive Beispiele. 

Vor Kurzem war ich im Rahmen einer Tagung des Klimabündnisses eingeladen, die städtischen Kindergärten in Villach als Best-Case-Beispiel zu besuchen. Betriebe, wie ich sie mir für meinen Sohn in Wien nur wünschen könnte: Schon 1996 wurde begonnen, auf Bioprodukte umzustellen. Ohne zusätzliche Kosten für die Eltern, die informell natürlich in das Projekt einbezogen waren, hat man den Anteil von Bio bis heute auf über 65 Prozent hochgeschraubt. Mit dem Lieferservice von Biobote hat man einen Kärntner Partner gefunden, der ein breites Sortiment liefert: regional und bio und damit gesund und klimaschonend.

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Zusätzlich wird in Villach direkt in den Einrichtungen gekocht, manchmal auch mit den Kindern. Am anderen Ende des Wörthersees, in der Landeshauptstadt Klagenfurt, wurde die Essensproduktion für die städtischen Kindergärten in eine Zentralküche verlegt. So spart man vielleicht etwas Geld pro Portion, den Kindergärten wurde aber ein Herzstück genommen. »Ein Kindergarten ohne Küche ist wie eine Bauernstube ohne Herrgottswinkel«, drückte es eine Kindergärtnerin aus.

Jetzt gilt natürlich nicht pauschal, dass Essen aus Zentralküchen minderwertiger ist oder die Qualität durch Massenfertigung leidet. Aber es fehlt den Kindern die soziale Komponente der Fertigung: Sie sehen nicht mehr, wie gekocht wird. Der Geruch, der vielen schon Freude auf das Mittagessen macht, fehlt gänzlich. Essen kommt anonym verpackt an die kleinen Speisetische.

Kosten- und Kapazitätsgründe

Vielen Kindern fehlt dieser Zugang heute auch zu Hause. In den Familien wird immer weniger frisch gekocht. Convenience und Fertiggerichte haben sich durchgesetzt. Und dass die beste Pasta asciutta unseren Kleinen gerade deswegen so gut schmeckt, weil da die besten Karotten, das saftigste Rindfleisch, reife Tomaten und frische Kräuter drinstecken, weiß fast niemand mehr. Die Sauce kommt aus dem Glas und das gibt es im Supermarkt.

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Aber gerade im Kindergarten, wo die Kommune im Sinne des Gemeinwohls auf ihren Nachwuchs achten kann, wird diese Komponente oft aus Kostengründen vernachlässigt. Nicht so in Villach: Dort geht man mittlerweile einen Schritt weiter. Gesunde Ernährung und Gesundheitserziehung sind fixer Bestandteil des Programms. In einigen Kindergärten wurden nun Hochbeete aufgestellt, in denen Gemüse gepflanzt wird. Die direkte Erfahrung, dass Karotten nicht im Supermarkt wachsen. Die Kosten? Mehrjährige Erfahrung mit 213.000 gekochten Essen für 1.400 Kinder im Jahr haben bewiesen: Der Wareneinsatz mit durchschnittlich 0,64 Euro pro Mahlzeit ist nicht gestiegen. Und vielleicht zählt zumindest das für andere Städte als Motivation, denselben kinderfreundlichen Schritt zu gehen.

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