Im Kleider-Kreislauf

Die Modekette H&M startet eine weltweite Kleidersammlungsinitiative: Ab Februar nächsten Jahres haben Kunden die Möglichkeit, ihre gebrauchte Kleidung – egal in welchem Zustand und von welcher Marke – in H&M-Filialen abzugeben. Als Gegenleistung gibt’s 15 Prozent Rabatt auf ein H&M-Kleidungsstück. Wir wollten genauer wissen, wie das funktioniert. H&M hat unsere Fragen per Mail „beantwortet“.

 

BIORAMA: Tonnen von Textilien werden jährlich im Hausmüll entsorgt und enden auf der Deponie. Entsorgt der Konsument ein T-Shirt, das er um 5 Euro gekauft hat, schneller, als eines aus Bio-Baumwolle, das 30 Euro gekostet hat?

Caroline Weber: Die Wiederverwertung von gebrauchter Kleidung hat starke Auswirkungen auf die Umwelt. Zum Beispiel: Mit dem Sammeln von 1kg Kleidung können CO2-Emissionen um 3,6kg, der Wasserverbrauch um 6.000 Liter, der Düngemitteleinsatz um 0,3kg und der Einsatz von Pestiziden um 0,2kg reduziert werden (Quelle: University of Copenhagen). Ein T-Shirt zu produzieren verursacht zwischen 1,5 und 3,6 kg CO2. Im Recycling-Prozess wird dieser Wert um 85-90 Prozent reduziert.
Den besten Preis können wir halten, in dem wir wenige Zwischenhändler haben, über umfangreiche und fundierte Kenntnisse über Design, Mode und Textilien verfügen, die richtigen Produkte auf den richtigen Märkte einkaufen und durchgängiges Kostenbewusstsein zeigen. Wir denken nicht, dass günstige Preise mit Wegwerfverhalten gleichgesetzt werden können, da die Lebenszeit eines Kleidungsstück nicht vom Preis abhängt.

Wieviel bezahlt I:Collect, die Partner-Firma, die die Kleidung von H&M übernimmt, pro Kilogramm Altkleidung an H&M? Wird H&M auch als Sponsor von Charitystar, einer Spenden-Initiative der Firma I:Collect, auftreten und wenn ja, wieviel Spende ist pro Kilo geplant?

Der Erlös, den H&M durch die Kleidungssammlungsinitiative erhält, wird an die Conscious Foundation gespendet. Zusätzlich spendet I:Collect 2 Euro für jedes Kilogramm Kleidung, die unsere KundInnen in den H&M Stores abgeben, für gemeinnützige Projekte. Dazu wird es eine Website von I:Collect geben, auf der veröffentlicht wird, wieviel an welche gemeinnützigen Organisationen oder Projekte gespendet wurde.

Wo und unter welchen Bedingungen werden die zurückgegebenen Textilien verarbeitet? Auf der Website von I:Collect  ist zu lesen, dass die SOEX Textil-Vermarktungs GmbH dafür zuständig ist, laut I:Collect unterhält diese Firma 14 Standorte weltweit mit 2500 Mitarbeiter, laut SOEX Website sind es 2300 Mitarbeiter in elf Ländern. Speziell die Arbeitsbedingungen und Umweltschutz-Maßnahmen an den Standorten in Indien, im Libanon und in den Vereinten Arabischen Emiraten sind von Interesse.

Die abgegebene Kleidung wird gemeinsam mit unseren regelmäßigen Lieferungen zur nächsten Aufbereitungsanlage geschickt und dort nach Qualität anhand von 400 verschiedenen Kriterien sortiert. Kleidung, die wiedergetragen werden kann, wird weltweit als Secondhand-Kleidung angeboten. Textilien, die nicht mehr getragen werden können, werden zu anderen Produkten
umfunktioniert, beispielsweise zu Putztüchern. Textilien, die nicht mehr wiederverwendet werden können, werden zur Herstellung von Produkten wie Dämm- und Isolierstoffen für die Autoindustrie verwendet. Textilien, die weder wiedergetragen, noch wiederverwendet oder wiederverwertet werden können, werden zur Energiegewinnung genutzt.

H&M hat bekannt gegeben, dass das Unternehmen auf lange Sicht beabsichtigt, die Umweltauswirkungen von Kleidungsstücken während des gesamten Lebenszyklus zu verringern. Welche konkreten Schritte sind geplant?

Es geht darum, technische Lösungen zu finden, die es ermöglichen, Textilfasern in größerem Maßstab wiederzuverwenden und zu recyceln. Derzeit ist das nur bei Baumwolle und Wolle möglich, und sehr eingeschränkt bei Polyester und Nylon. Deshalb gründete H&M seine Conscious Foundation, deren Ziel es ist, den Kreislauf von Textilfasern durch einen innovativen Ansatz zu schließen und gleichzeitig soziale Projekte entlang der Wertekette von H&M durchzuführen.
Mit der Conscious Foundation evaluieren wir laufend innovative Projekte, die wir unterstützen können. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch zu früh nähere Details bekanntzugeben. Die ersten Zahlungen aus der Conscious Foundation werden um den Jahreswechsel 2013-2014 erfolgen.

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