Eine Schutzstation für Europas letzte Urwälder

(c) Greenpeace / Markus Mauthe

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Die Umweltschutzorganisation Greenpeace startet eine Schutzstation für die letzten Urwälder in Europa. Von der rumänischen Regierung wird ein Abholzungsstopp gefordert.

Greenpeace-Aktivisten aus zehn Ländern haben eine Schutzstation im einem der letzten Urwälder Europas in den rumänischen Karpaten errichtet. Seit gestern dokumentieren sie südlich des Făgăraș Gebirges (Arges County) Teile der Waldregionen Rumäniens. Drei Wochen lang werden die Umweltschützer diesen einzigartigen und bedrohten Naturschatz kartieren, damit er in Zukunft unter offiziellem Schutz steht. Gleichzeitig werden vor Ort Belege für die massive illegale Zerstörung der rumänischen Urwälder gesammelt, die trotz gesetzlichen Verbotes voranschreitet. Von der rumänischen Regierung fordert Greenpeace einen vorläufigen Holzeinschlags-Stopp für alle potenziellen Urwaldgebiete. Österreich ist laut Eurostat international der größte Gesamtabnehmer von Holzwaren aus Rumänien. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Korruption und Raubbau in der rumänischen Forstwirtschaft an der Tagesordnung sind.

Korruption und Raubbau in Rumäniens Wäldern

„Die letzten Urwälder Europas sind in Gefahr. Wir können es uns nicht leisten, diese Schatzkammer der Artenvielfalt zu verlieren“, erklärt Lukas Meus, Wald-Sprecher bei Greenpeace in Österreich. „Greenpeace will mit der Schutzstation auf die Einzigartigkeit und die Bedrohung der wilden Wälder Rumäniens aufmerksam machen.“ Korruption und unzureichende Kontrollen führten bislang in Rumänien zu einem groß angelegten Raubbau an den verbliebenen Wäldern, die Heimat von mehr als 33.000 Tierarten und der größten Braunbär-Population Europas sind. Die rumänische Regierung hat nun Mitte Juli dieses Jahres beschlossen, die verbliebenen Urwälder systematisch zu identifizieren und dauerhaft zu erhalten. Auch die Öffentlichkeit und NGOs sind aufgerufen, Wälder zu melden, die sich für die Aufnahme eignen.

(c) Greenpeace / Markus Mauthe

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Im Zuge des Aufrufs werden Greenpeace-Aktivisten und Wald-Experten Bäume vermessen, Baumarten erfassen und weitere Urwaldstrukturen dokumentieren. Auf Basis dieser Informationen werden sie diese Waldstücke für die Aufnahme in das offizielle Urwaldregister vorschlagen. „Zusätzlich wird ein Greenpeace-Team dokumentieren, wie die Urwälder der Region bereits gelitten haben. Dokumentierte Fälle von Illegalität werden den Behörden gemeldet“, so Meus. Mit der Waldschutzstation will Greenpeace den langfristigen Schutz der letzten Urwälder Europas vorantreiben. Neueste Untersuchungen von Greenpeace zeigen, dass offiziell rund 100 Fälle von illegalem Einschlag pro Tag registriert werden. In den Jahren 2013 und 2014 verschwand auf diese Weise erwiesenermaßen mindestens eine Million Kubikmeter Holz aus den Wäldern. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen.

Moratorium könnte helfen, Wälder zu schützen

„Auch Österreich importiert große Mengen an Holz und Holzwaren aus Rumänien, im Jahr 2014 etwa waren es mehr als 500.000 Tonnen“, sagt Meus. „Wir möchten sichergehen können, dass für dieses Holz kein Urwaldbestand zerstört wird.“ Die jüngst gestartete Initiative der rumänischen Regierung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, es muss allerdings schon jetzt die Notbremse gezogen werden. „Bis das Urwaldregister erstellt ist, muss die rumänische Umweltministerin Cristiana Pașca-Palmer dafür sorgen, dass keine weiteren Urwälder gerodet werden. Ein vorläufiges Holzeinschlagsmoratorium für Urwaldpotenzial-Gebiete ist dringend notwendig, um Rumäniens wilde Wälder zu schützen“, fordert Meus abschließend.


Es gibt sie noch: europäische Urwälder. Wir zeigen 10 Urwälder, und wie du sie besuchen kannst

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