Gärtner sucht Garten – Gartenpaten.org vernetzt

Veronika und Leonie, die Gründerinnen von Gartenpoten.de (Bild: Gartenpaten)

Veronika und Leonie, die Gründerinnen von Gartenpoten.de (Bild: Gartenpaten)

In Freiburg haben sich zwei junge Frauen auf die Suche nach ein bisschen Platz zum Gärtnern begeben. Dabei entstand die Idee für die Plattform Gartenpaten.de, die Besitzer von Gärten und Hobbygärtner zusammenbringt.

Die Internet-Plattform für alternative Nutzungsformen wächst und ihr Potenzial ist noch riesig, ist Gründerin Leonie Culmann sicher. Flächen und Nutzer zusammenzubringen, das ist schließlich auch ein Riesenthema in der Stadtplanung. Wir haben uns mit der Baden-Württembergerin unterhalten.

An wen richtet sich die Plattform Gartenpaten?

Gartenpaten richtet sich an zwei Nutzergruppen: Zum einen richtet die Plattform sich an Menschen die auf der Suche nach einem Garten sind. Zum anderen richtet sich Gartenpaten an Menschen die bereits einen Garten haben, aber Gesellschaft und Verstärkung suchen oder die Bewirtschaftung für den Garten an jemanden abgeben wollen.

Wie ist Gartenpaten entstanden? Stand am Anfang vielleicht die Suche nach einem Garten oder nach helfenden Händen?

Ja, ganz genau. Die Idee stammt von Veronika und mir, Leonie. Wir haben beide in einer Stadtwohnung in Freiburg gewohnt und nach einem Garten zum (mit)Nutzen gesucht. Uns wurde schnell klar, dass das mit den gegebenen Mitteln gar nicht so einfach sein würde, da wir nicht die einzigen Suchenden waren. Gleichzeitig ist uns auch klar geworden, dass es viele Menschen gibt, die gar keine Zeit für ihren Garten haben oder die Arbeit körperlich nicht mehr bewältigen. Ich bin inzwischen zu einem Garten gekommen. Ich gärtnere auf einem Stück Land, dass mir ein Freiburger Landwirt von seinem eigenen Gemüsegarten abgetreten hat, da er mit der Bewirtschaftung nicht hinterher kam. Dafür bekommt er von mir jetzt leckeres Gemüse und gibt mir wiederum viele Tipps. Das ist eigentlich genau die Essenz von Gartenpaten.

Ihr habt gerade eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und sammelt Geld, um eure Plattform zu erweitern bzw. zu professionalisieren. Was schwebt euch denn da genau vor?

Die Crowdfunding-Aktion haben wir im Oktober erfolgreich beendet, auch wenn auf unserer Website noch behauptet wird, dass wir gerade erst begonnen haben. Wir sind beide keine IT-Experten und unsere selbstgebaute Website ist nach der großen Nachfrage im Sommer schnell an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Mit dem Geld aus der Crowdfunding-Kampagne können wir uns jetzt professionelle Hilfe holen. Zurzeit lassen wir von einer Agentur eine neue Website entwerfen, die Mitte März online gehen wird. Eines unsere Hauptziele für die neue Seite ist, dass sie intuitiv zu bedienen ist und somit die Handhabung für alle unsere Nutzer vereinfacht. Das betrifft das Erstellen von Anzeigen, aber auch die Suche. Außerdem wird es auf der neuen Seite zusätzliche Rubriken geben mit denen Gartenpaten wachsen kann, wie etwa Tipps die auf Neugärtner im ‚Patengarten‘ zugeschnitten sind. Aber wir wollen ja auch noch nicht alles verraten.

Die Website könnte auch ein Tool für die Vergabe öffentlicher Freiflächen sein.

Die Website könnte auch ein Tool für die Vergabe öffentlicher Freiflächen sein.

Wie sind eure bisherigen Erfahrungen? Schlummert noch viel Potenzial in ungenutzten Gärten?

Absolut. Wir bekommen viel positives Feedback, das bestätigt uns in unserem Tun. Die Nachfrage im vergangenen Sommer war sehr groß. Stellvertretend möchte ich auch wieder auf mein eigenes Beispiel hinweisen. Sowohl das positive Feedback, als auch unsere persönlichen Erfahrungen bestärken uns darin an die Wirtschaft des Teilens zu glauben. Im letzten Herbst sind wir als ‚Impulsgeber für den digitalen Wandel‘ vom Land Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Auch das ist für uns natürlich eine enorme Motivation. Dadurch ist uns auch noch einmal klar geworden, dass nicht nur wir an unsere Sachen glauben, sonder viele Leute ein großes Potential in der Idee sehen! Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass durch technische Schwierigkeiten mit der Website auch einige Leute abgeschreckt wurden. Das wollen wir mit unserem neuen Auftritt in Zukunft verhindern. Uns ist klar, dass das Teilen von Eigentum für viele Menschen eine große Vertrauensfrage darstellt. Darum sollen diejenigen, die sich dafür entscheiden nicht in letzter Minute durch technische Hürden daran gehindert werden!

Sind die Gärtner, die Gartenpaten nutzen,  eher Hobby-Gärtner, die sich über selbst geerntetes Gemüse freuen, das Gärtnern aber eher als Freizeit betrachten, oder sind darunter auch Menschen, die das Angebot ganz bewusst nutzen, um sich günstig mit Lebensmitteln zu versorgen?

Es ist ganz wunderbar – alles ist dabei. Wir konnten bisher keinen Schwerpunkt feststellen. Wir haben Familien die einen Garten haben und gerne Gesellschaft für die Kinder und zum gemeinsamen Gärtnern suchen. Wir haben aber auch großartige Selbstversorger-Gärten mit Hühnern und Bienen. Aber es gibt auch alte Menschen, die einen Teil ihres Garten abgeben im Tausch gegen einmal in der Woche Rasenmähen.

Gibt es bei Gartenpaten eigentlich nur klassische Privatgärten, oder wurden auch schon städtische Grünflächen oder Grünflächen von Unternehmen eingetragen?

Auch städtische Grünflächen sind auf der Plattform willkommen und wurden auch schon eingestellt. Unternehmen haben bisher noch keine Flächen online gestellt, aber auch das ist erwünscht. Neben Gärten kann auch Werkzeug, Saatgut oder Wissen geteilt und gesucht werden. Wir glauben, dass Gartenpaten auch viel Potential als Plattform zur Vermittlung städtischer Flächen hat. Immer mehr Menschen sehen in anderen, alternativen Nutzungsformen eine sinnvolle Option für die Zukunft. Denken Sie zum Beispiel an die Grünflächen von Schulen und Kindergärten. Diese Flächen werden nur unter der Woche genutzt und der Unterhalt ist kostspielig. Warum nicht ein paar junge Familien suchen, die diese Flächen am Wochenende umsonst nutzen können und sie dafür als Gegenleistung in Schuss halten. Bei so einer Idee gewinnen alle!

Die Plattform soll auch in Österreich und der Schweiz wachsen.

Die Plattform soll auch in Österreich und der Schweiz wachsen.

Gibt es bei Gartenpaten so etwas wie eine Schwerpunkt-Region, in der die Plattform ganz besonders stark genutzt wird?

Nein, eigentlich nicht. Wir sind als Unternehmen in Freiburg im Breisgau verwurzelt und nehmen deshalb momentan die meisten Veranstaltungen in Baden-Württemberg wahr. Der Fokus von Gartenpaten war aber von Anfang an ganz klar auf dem ganzen deutschsprachigen Raum, also auch auf Österreich und der Schweiz. Gegärtnert wird schließlich überall!

Ihr wollt Gartenpaten auch in Österreich und der Schweiz nutzbar machen. Habt ihr schon ein Interesse aus den Nachbarländern gespürt?

Ja, besonders aus Österreich erreichen uns immer wieder positive Rückmeldungen. Die meisten Zugriffe haben wir aus Wien. Uns würde es sehr freuen, wenn zukünftig auch in Österreich und der Schweiz Menschen über Gartenpaten.org ihren Patengarten finden können.

Gartenpaten gibt es ungefähr ein Jahr. Wie stellt ihr euch Gartenpaten im nächsten Jahr um diese Zeit vor?

Wir setzen viel Hoffnung in die neue Website und die damit zusammenhängende Öffentlichkeitsarbeit. Wir sind sehr gespannt, was dieses Jahr bringt. Auf jeden Fall wird es ein wichtiges Jahr für uns werden. Wir hoffen im nächsten Jahr viele Nutzer zu gewinnen. Natürlich wollen wir nicht nur Nutzer gewinnen, sondern auch, dass viele erfolgreiche Verbindungen zu Stande kommen! Im kommenden Jahr würden wir gerne aktiv auf Gemeinden zugehen und sie dazu bringen, geeignete Nutzflächen an Mitbürger zu vermitteln. Besonders würde es uns freuen, wenn Gartenpaten auch in die Nachbarländer ‚überschwappen‘ kann. Je nachdem wie das kommende Jahr läuft, haben wir noch ganz viele andere Ideen die wir gerne integrieren würden – das ist aber noch ganz geheim 🙂 .

Hier geht es zur Website der Gartenpaten.

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