Initialstadion

Bäume als Attraktion wie Tiere im Zoo – Was als Natur einst natürlich allgegenwärtig war, ist heute zum Teil nur noch in ihr speziell zugewiesenen Räumen zu betrachten.

Lithografie: Max Peintner, »Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur«, Bleistiftzeichnung 1970/71, handkoloriert von Klaus Littmann 2018, Unikat in Serie.
Lithografie: Max Peintner, »Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur«, Bleistiftzeichnung 1970/71, handkoloriert von Klaus Littmann 2018, Unikat in Serie.

Schon vor Jahrzehnten hat Max Peintner, österreichischer Künstler und Architekt, seine dystopische – und utopische – Idee von Bäumen als Zuschauerattraktion eines Stadions als Bleistiftzeichnung festgehalten. Während sich das Original seit Langem in Privatbesitz in den USA befindet, hat Kulturunternehmer Klaus Littmann nun eine Neubearbeitung der Litografie Peintners erstellt. Händisch koloriert können Exemplare über Baumpatenschaften à 5000 Euro erworben werden. Diese wiederum tragen zur Finanzierung einer temporären Verwirklichung von Peintners Vision bei: Im Herbst 2019 wird das Klagenfurter Fußballstadion zum Waldstadion. Es werden rund 300 verschulte Bäume zu einem Mischwald aufgestellt. »Es wird so rüberkommen, als wäre ein Stadion um einen Wald gebaut«, freut sich Littmann auf die Umsetzung als ‚temporäre Kunstintervention‘ unter dem Titel »For Forest«.

Als Kritik an der Nutzung öffentliches Raums durch ein Fußballstadion mit Kapazität für immerhin 30.000 ZuschauerInnen will er »For Forest« nicht verstanden haben: »Ich habe lange nach einem Umsetzungsort gesucht und profitiere vom Bauzeitpunkt (2007, Anm.) und davon, dass hier kein riesiger international erfolgreicher Club zuhause ist.« Nach einer Spielzeit von zwei Monaten wird der Wald in der Nähe des Stadions als echter Wald, als »lebendige Waldskulptur«, ausgepflanzt.

Wozu man Bäume in ein Fußballstation stellt? Littmann erläutert: »In diesem modernen Stadion aus Glas, Stahl und Beton – und Rasenheizung – wird der Kontrast zwischen künstlich und natürlich deutlich. Mein Ziel ist es, dass sich dieses Bild in den Köpfen der BesucherInnen festsetzt. Sie sich hinsetzen und hinterfragen, wie wir mit der Natur umgehen.«

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