Fairnopoly: Wie revolutioniert man einen Markt?

BILD: Vorstand / Fairnopoly

BILD: Der Fairnopoly-Vorstand: Weth, Kress und Neumann / Fairnopoly

Wie funktioniert ein Unternehmen, an dem sich alle Nutzer beteiligen und das von diesen Beteiligten demokratisch kontrolliert wird? Fairnopoly revolutioniert das Modell des gängigen Marktplatzes im Internet. Die Gründer des Start-ups aus Berlin, Felix Weth (Geschäftsführung, Unternehmensentwicklung und Strategie), Anna Kress (Co-Geschäftsführerin und Technische Leiterin) und Bastian Neumann (Co-Geschäftsführung, Projektmanagement und Organisationsentwicklung), haben das BIORAMA erklärt.

 

BIORAMA: Wie ist die Idee eines fairen Online-Marktplatzes entstanden?

Fairnopoly: Zunächst ging es darum, ein Unternehmen zu gründen, das Spenden für ein Netzwerk von Korruptionsbekämpfern sammelt. Dazu kam die Feststellung, dass gerade im Bereich Online-Marktplätze sich riesige Unternehmen durchgesetzt haben, die für uns Menschen kaum noch zu kontrollieren sind. Warum also diese nicht mit einem fairen, korruptionsresistenten Unternehmen ersetzen?

Fairnopoly möchte ein faires Unternehmermodell mit gezielter Förderung von verantwortungsvollem Konsum kombinieren. Wie geht ihr das an?

Das faire Unternehmensmodell ist unsere Genossenschaft. Sie ermöglicht allen Nutzerinnen und Nutzern, sich am Unternehmen zu beteiligen und demokratisch zu kontrollieren, dass wir uns an unsere Grundprinzipien halten. Zu diesen Prinzipien gehört auch die Förderung von verantwortungsvollem Konsum. Umgesetzt wird das unter anderem durch die Bereitstellung von Filtern, die es Nutzerinnen und Nutzern sehr einfach machen, faire, nachhaltige, gebrauchte Artikel etc. zu finden und identifizieren.

Eine Reihe weiterer Funktionen sind in Planung, z.B. die Bereitstellung von Informationen in Kooperation mit entsprechenden Organisationen und Förderung von lokalen Angeboten. Angedacht ist auch die Zusammenarbeit mit bestehenden Tausch- und Verleih-Plattformen.

Auf dem Marktportal im Internet werden fair gehandelte und gebrauchte Produkte verkauft. Wozu braucht es dabei eine Genossenschaft?

Wir möchten ein Unternehmen schaffen, dass uns Nutzerinnen und Nutzern selbst gehört, transparent ist und von uns demokratisch kontrolliert werden kann. Große Unternehmen können viel versprechen, bei einer Genossenschaft kann ich sicherstellen, dass da wirklich auch dahinter steht, was erzählt wird. Zudem fällt der Druck von Großinvestoren weg, denn bei uns kann man nur begrenzt Geld einlegen und jedes Mitglied hat eine Stimme, unabhängig von der Zahl der Anteile.

BILD: Fairnopoly

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Mit einer Crowdfunding-Kampagne soll „mehr Demokratie in die Wirtschaft“ gebracht werden. Die Kampagne wurde bereits von über 1000 Menschen aus ganz Deutschland unterstützt – warum glaubt ihr beteiligen sich so viele Menschen an dem Projekt eines fairen Online-Marktplatzes?

Spätestens nach der jüngsten Finanzkrise ist den Menschen klar, dass unsere Wirtschaft so nicht weiterlaufen kann. Wir brauchen neue Modelle, und Fairnopoly ist ein konkreter Ansatz, wie man strukturellen Wandel von unten starten kann, ohne auf die Politik zu warten.

Was hat es mit der Korruptionsbekämpfung, die durch „das faire 1%“ gewährleistet werden soll, auf sich?

Korruption betrifft uns alle, und gerade Initiativen, die etwas bewegen wollen, werden durch Korruption häufig ausgebremst. Deshalb möchten wir Organisationen und Aktivisten, die sich gegen Korruption einsetzen, eine unabhängige finanzielle Unterstützung bieten.

Statt Werbung gibt’s auf der Website Informationen zu nachhaltigem Konsum in Form fairer Alternativen der Produkte. Warum wird bewusst auf Werbefinanzierung verzichtet?

Kommerzielle Werbung ist darauf ausgerichtet, unser Konsumverhalten zu „korrumpieren“. Wir möchten den Menschen unabhängige, nicht von finanziellen Interessen getrieben Informationen bieten – und das gerade dort, wo die Menschen einkaufen. Deshalb ist es wichtig, mit dritten Organisationen zusammenzuarbeiten, die sich als Ziel gesetzt haben, solche Informationen anzubieten.

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Das Internet und die darin bereitgestellten Creative Commons und Open Sources werden bereits als dritte Industrielle Revolution gefeiert. Wieso hat sich Fairnopoly dazu entschlossen, seine Software als Open Source Licence zur Verfügung zu stellen?

Weil das die Zukunft ist. Es ist gesellschaftlich unsinnig, Wissen künstlich unter Verschluss zu halten, wenn es praktisch ohne Transaktionskosten weitergegeben und dann weiterentwickelt werden kann. Open Source heißt auch, dass Schwachstellen im Code schneller entdeckt und geschlossen werden können. Und natürlich gehört das auch zu unserem Prinzip der konsequenten Transparenz, man kann nachvollziehen, was die Software z.B. mit den Daten der Nutzer tut.

 

www.fairnopoly.de
www.facebook.com/fairnopoly

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